Shanling D 3.2 und T 3.2: Doppelpack aus dem Reich der Mitte

Shanlings Duo wagt und wiegt viel. Wir bei AUDIO TEST haben uns gefragt, ob die chinesischen Schwergewichte auch richtige Kraftprotze sind. Der Shanling T 3.2 CD-Player und D 3.2 D/A-Wandler im Doppeltest.

Vorweg erst einmal ein paar Worte zum Hersteller. Shanling ist im Gegensatz zu vielen anderen fernöstlichen Elektronikkonzernen vielleicht nicht jedem ein Begriff. Die Firma aus Shenzhen, Chinas Technologie-Zentrum nördlich von Hongkong, besteht mittlerweile über fünfundzwanzig Jahre. Natürlich auch befeuert durch das Wachstum der chinesischen Wirtschaft in eben diesem Zeitraum, profitiert der Konzern aber vor allem durch die Partnerschaft mit der örtlichen Funk- und Fernsehtechnik-Hochschule. Der Think Tank, die Ideenschmiede des Instituts, sollte das Herz und die Seele von Shanling werden. Shanling produziert eigene Gehäuse, die extrem vibrationsarm sind.

Das optisch-ansprechende Aluminiumchassis ist CNC-gefräst, jedoch die offenen Schraubenköpfe beim T 3.2. mögen sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein
Das optisch-ansprechende Aluminiumchassis ist CNC-gefräst, jedoch die offenen Schraubenköpfe beim T 3.2. mögen sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein

Individualismus pur

Im Gegensatz zu unzähligen anderen Konkurrenten, setzt man auf hochwertige Produkte, anstatt lediglich schnelllebige „Wegwerfware“ zu produzieren. Ein Ansatz, der sich als richtig erweisen sollte. Denn mittlerweile ist Shanling ein renommiertes Haus in der internationalen Gemeinschaft der HiFi-Produzenten geworden. Spezialisiert hat man sich vor allem auf dem Gebiet der Gehäuse. Die unverkennbaren Aluminiumchassis, wie auch bei den getesteten Modellen, stehen für Wertigkeit und sind ein besonderes Wiedererkennungsmerkmal der Firma, bringen aber auch zugegebenermaßen einiges auf die Waage.

Der D/A-Wandler D 3.2

So auch der Digital/Analog-Wandler D 3.2. Dieser ist mit seinen knapp elf Kilogramm (kg) nämlich ein richtiger Klotz. Seinen enormen Ausmaßen von 46 mal 40,4 mal 11,8 Zentimeter (cm) zum Trotz, macht er optisch einiges her. Die Verarbeitung und das Handling sind nämlich absolut hochwertig. Ein CNC-gefrästes (Anm.: hochpräzises Verfahren zur Bearbeitung von Metall u. ä.) Aluminiumgehäuse, nur die wichtigsten Bedienelemente an der Front, sowie alle Anschlussmöglichkeiten an der Rückseite, sprechen eine klare Sprache von Design und dem Verständnis eines HiFi-Bausteins. Als wolle Shanling damit sagen: „So und nicht anders konzipieren wir unsere Modelle.“ Wenn man alle Statements beiseite lässt und dem Gerät mal unter die Haube guckt, kommen wir dem Kern der Sache. Das Herzstück ist sicherlich der Sabre-ESS-Wandler mit 32 Bit. Hier laufen alle Stränge zusammen und hier spielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Mit angeschlossenem Notebook hat sich gezeigt, dass dieser hervorragend funktioniert und Jittereffekte bei der verbauten Wandlereinheit auf jeden Fall der Vergangenheit angehören. Betrieben wird der D 3.2 von zwei Netzteilen, für digitale und analoge Zwecke, die separat eingehaust wurden, um Interferenzen zu vermeiden.

Auch von innen macht der D 3.2 einen sehr aufgeräumten Eindruck. Rechts erkennt man die Sabre ESS-Wandlereinheit
Auch von innen macht der D 3.2 einen sehr aufgeräumten Eindruck. Rechts erkennt man die Sabre ESS-Wandlereinheit

Die volle digitale Auswahl

Bei der Rückansicht wird einem ganz warm ums Herz, da eigentlich alles an Anschlussmöglichkeiten geboten wird, was eben jenes begehrt. HDMI-Ein- und Ausgang, AES/EBU-Buchse, zwei verschiedene USB-Varianten, die geeignet sind für Mac, als auch PC und dann noch je einen Koaxial-Ein- und Ausgang, nicht zu vergessen, damit man auch mit optischen Kabeln rein- und rauskommt. Auf der analogen Ausgangsseite wird das Feld komplettiert durch XLR- und RCA-Anschlüsse. Das ist schon mal allerhand, selbst für einen D/A-Wandler. Der D 3.2 besitzt eine sehr abgerundete, fast schon intime Charakteristik im Klangbild, was bei digitalen Quellen schon was heißen mag. Aber trotzdem ist er soundtechnisch generell ganz schön kräftig, wie auch sein äußeres Erscheinungsbild schon vermuten lässt.

Der D 3.2 kommt mit einer Rückansicht daher, die keine Wünsche und Anschlussmöglichkeiten offen lässt
Der D 3.2 kommt mit einer Rückansicht daher, die keine Wünsche und Anschlussmöglichkeiten offen lässt

T 3.2 – der dicke Toploader

Der CD-Player ist nicht minder bullig und heißt vollständig CD Transport T 3.2. Bei Abmessung und Gewicht liegt der T 3.2 ganz weit vorne. Knappe 12 kg verteilt das opulente Modell auf fast einen halben Quadratmeter und die 13,2 cm, die es in die Höhe schießt, sind auch nicht ohne. Gerade das kommt aber nicht von ungefähr. Er hat nämlich ein besonderes Schmankerl vorzuweisen. Er ist ein Toploader. Durch die Notwendigkeit von oben gefüttert zu werden, ergibt sich ein weiterer Umstand, der dem T 3.2 zum Vorteil wird. Er positioniert sich automatisch an oberster Stelle der heimischen HiFi-Komponenten. Das Laufwerk selbst ist dann auch nochmal eine ganz spezielle Angelegenheit. Ein zylinderförmiger gepolsterter Bolzen fixiert den Tonträger sicher im Laufwerk. Das ist praktisch und schick zugleich. Wenn man dann die Augen vom Toploader ablässt und sich der Front zuwendet, fällt zuallererst auf, wie sparsam mit den Bedienelementen umgegangen wurde. Von links geht es los mit der Stop-Taste, zu der sich mit dem Play-, sowie Vorwärts- und Rückwärts-Knopf lediglich die notwendigen üblichen Verdächtigen gesellen. Die Rückansicht verrät da schon etwas mehr. Jeweils ein digitaler Koaxial-, AES/EBU-, ein optischer und sogar ein BNC-Ausgang präsentieren sich dort. Hinzukommt eine I²S-LAN-Buchse, über die jitterärmste Übertragung möglich ist.

Ausgänge besitzt der CD-Player T 3.2, um jedmöglichen Verstärker anzuschließen, nicht jedoch die Möglichkeit Lautsprecher anzuklemmen
Ausgänge besitzt der CD-Player T 3.2, um jedmöglichen Verstärker anzuschließen, nicht jedoch die Möglichkeit Lautsprecher anzuklemmen

 

Das Toploader-CD-Fach beim T 3.2. ist genauso massiv, wie der Rest des Gehäuses. Der Clou: eine magnetische Halterung der CD
Das Toploader-CD-Fach beim T 3.2. ist genauso massiv, wie der Rest des Gehäuses.
Der Clou: eine magnetische Halterung der CD

Sound

Der Digital/Analog-Wandler D 3.2 ist in jeglicher Hinsicht mehr ein Aufwerter, als ein einfacher Wandler. In erster Linie stellt er natürlich nur einen Vermittler dar, aber dank seiner (auch optisch) breiten Schultern können den digitalen Quellen um ein Vielfaches mehr Raum verschafft werden. Wenn man ihn mit komplexen Popsongs zum Beispiel von Arcade Fire konfrontiert, hebt er diese ohne Weiteres auf ein anderes Level. Deren frühes Werk „Funeral“ sprüht nur so vor orchestralen Pop-Kompositionen. Da meint man fast, das Wechselspiel von Rhythmus- und melodischen Instrumenten sehen zu können, vor allem aber hört man es in digitaler Version endlich auch mal richtig. Wenn man die MP3 vom iPod oder Notebook direkt abspielt, fällt immer was über den Tellerrand des Frequenzspektrums. Diese essentiellen Details zaubert der D 3.2 scheinbar mühelos hervor. Auch wenn es komplex wird und chorale Gesänge wie eine große Welle durch einen Song wie „Wake Up“ schwappen, bündelt der Wandler seine Kräfte und vermag keine Einzelheit auf dem Weg liegen zu lassen. Der D/A-Wandler ist quasi eine herausgeputzte Kulisse, in der sich angeschlossen Medien und Abspielquellen viel freier bewegen können als gewöhnlich. Der Shanling-CD-Player Transport T 3.2 hingegen ist als Abspielmedium die Wurzel des Klangerlebnisses. Läuft hier etwas schief, wirkt es sich auf den gesamten weiteren Weg aus. Wenn die CD hakt, ist es vorbei, egal von welcher Qualität die angeschlossenen Komponenten sind. Dem verbauten Philips-Laufwerk kann so etwas nicht passieren. Das CD-PRO 2 des niederländischen ist bekannt als High-End-Standard und wird oft in hochwertigen Geräten verbaut. Die Verarbeitung beider Modelle und vor allem die in ihnen verbauten Komponenten beweisen eindeutig, dass Shanling in der Elite der HiFi-Hersteller vollends angekommen und absolut anerkannt ist.

Fazit

Die chinesischen Schwergewichte bringen nicht nur einiges auf die Waage, sondern auch enorm viel Freude beim Benutzen. Optisch und vor allem akustisch wissen beide Modelle zu beeindrucken. Ein Hauch der Neunzigerjahre versprüht das Display. Das ist zwar mit neuer OLED-Technik, also organischen Leuchtdioden, versehen, aber trotzdem kommt bei einem so dominanten breiten Streifen irgendwie Nostalgiestimmung auf. Ein dezentes Design scheint sowieso nicht Shanlings Sache zu sein, was nicht negativ gemeint ist. Beide Modelle vermitteln aufgrund ihres eigenwilligen Auftretens Mut zu unkonventionellen Wegen und damit ist Shanling, wie eingangs erwähnt, bisher sehr gut gefahren.

Fazit
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
98
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
100
95