Test: Quadral Aurum P8 Vorverstärker & Aurum Orkan Aktivlautsprecher

Da braut sich was bei Quadral zusammen. Das Gesamtpaket aus Aktiv-Lautsprechern und Vorverstärker, haben wir genau unter die Lupe genommen. Die Aurum Orkan aktiv und der Vorverstärker Aurum P8 im Zusammenspiel. Von André Beyer

Im Auge des Sturms

In Hannover sprechen sie nicht nur, das beste Hochdeutsch, sondern man hat sich dort auch klarsten, hochauflösenden Sound in Bezug auf HiFi-Produkte zum Ziel gesetzt. Bei Quadral hat man sich seit 1972 dem unverfälschten Klang verschrieben. Der neueste Versuch das zu bewerkstelligen, ist die Aurum-Reihe. Die Linie ist um ein Aktiv-Lautsprecherpaar mit dem vielsagenden Namen Orkan, sowie einen Vorverstärker, der schlicht auf die Bezeichnung P8 hört, ergänzt worden. Das Pärchen, das Quadral uns da zur Verfügung stellt, hat mehr in sich, als man auf den ersten Blick vermutet. Beim Aurum P8 handelt es sich nämlich um Vorstufe und D/A-Wandler in einem. Der Einbau von Wandler-Einheiten ist zugegeben nichts bahnbrechend Neues, jedoch hat sich die Lautsprecherschmiede in diesem besonderen Fall es sich nicht nehmen lassen, bei der digitalen Sektion besonders dick aufzutragen. Zur Verwendung kommen High-End-Burr-Brown-Wandler mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz (kHz) bei 24 Bit. Ein USB- (48 kHz), ein koaxialer und ein optischer Digitalanschluss stehen zur Verarbeitung und Aufbereitung der digitalen Quellen zur Verfügung. Schwankungen bei der Übertragung des Signals müssen stets bei der Konstruktion eines Wandlers einberechnet werden. Für den Fall, dass diese auftreten, hat Quadral eine Jitterkorrektur eingebaut. Mithilfe einer eigens konstruierten Steuerung namens PLL (phase-locked loop) wird die Zusammenarbeit der Eingänge mit der Wandlereinheit organisiert. Das ist für sich schon recht anspruchsvoll, ist aber nur die eine Hälfte des P8, nämlich die Digitale. Auf der analogen Seite gibt es nämlich noch sieben weitere Anschlussmöglichkeiten. Zwei XLR- (sehr lobenswert (!)), vier Cinch-, und der Phonoeingang komplettieren das Feld. Für die Vinylenthusiasten hat Quadral einen besonders rauscharmen
Vorverstärker verwendet.

Die Front mit den Reglern sieht sehr edel aus. Auch die silbern schimmernde Zierleiste über dem Display auf dem schwarzen Gehäuse verstärkt diesen positiven Eindruck
Die Front mit den Reglern sieht sehr edel aus. Auch die silbern schimmernde Zierleiste über dem Display auf dem schwarzen Gehäuse verstärkt diesen positiven Eindruck
Die Vorstufe Quadral Aurum P8 überzeugt durch eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten. Besonders die Möglichkeit zwischen MM und MC am Phonoeingang einzustellen, finden wir toll. Hier bleibt fast kein Wunsch unberücksichtigt
Die Vorstufe Quadral Aurum P8 überzeugt durch eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten. Besonders die Möglichkeit zwischen MM und MC am Phonoeingang einzustellen, finden wir toll. Hier bleibt fast kein Wunsch unberücksichtigt

Wohin des Weges?

Einzig, was das Aussehen betrifft, haben die Entwickler ihre (technisch) klare Linie verlassen. Die Formgebung passt soweit sehr gut. Abgerundete Ecken, geringe Höhe, eine mit lediglich zwei Drehreglern außerordentlich übersichtliche Frontpartie: die Designelemente sind harmonisch aufeinander abgestimmt und lassen keinen Raum für Kritik. Vielleicht könnte das Display etwas größer sein. Was dagegen etwas verwirrt, ist die Beschaffenheit des Materials. Die Zierleiste mit dem Markennamen ist verchromt, das hätte uns an Akzenten schon gereicht. Aber warum die erwähnten Abrundungen an den Ecken und die Seiten lackiert sind, während die Front geschliffen daherkommt, hat sich uns nicht erschlossen. Sauber durchdesignt sind die Aurum Orkan aktiv. Bei den Vollaktiv-Standlautsprechern von Quadral reiht sich ein optisches Highlight ans andere. Fangen wir bei der Form an. Die Orkan leben nämlich wortwörtlich auf ganz schön großem Fuß. Von einer abgesetzten Standplatte mit 44,8 Zentimeter (cm) Tiefe aus laufen die Seitenkanten abgeschrägt in die Höhe. Das trapezförmige Gehäuse ist komplett lackiert und ein richtiger Hingucker. Die magnetisch aufsetzbare Blende reicht durchgehend vom Boden bis zum oberen Ende der Front und schließt sauber und fest mit dem Materialrand ab. Was sich dahinter verbirgt, ist aber noch aufregender als alle optischen Details.

Hinter Gitter

Die Tieftöner sind quasi hinter schwedischen Gardinen. Sie sind eine Ebene tiefer als die weiteren Töner in der Chassis-Front verbaut Dafür hat sich Quadral etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die Aussparungen werden von Gummibändchen verziert, die den optischen Eindruck von einem Gitter erwecken. Wie sich das auf die Klangeigenschaften auswirkt, klären wir an späterer Stelle, Eindruck schindet es auf jeden Fall. Auch der Hochtöner ist ein Blickfang, ebenfalls vergittert. Nur der Mitteltöner kommt konventionell daher, misst 17 cm Durchmesser und ist zwischen Hoch- und Tieftöner angebracht. Alle Töner haben gemeinsam, dass sie einzeln verstärkt werden. Für die Bässe und die Mitten stehen zwei Digitalendstufen bereit. Der Quadral-typische Bändchenhochtöner wurde hingegen mit einer analogen Endstufe bedacht. Die Gesamtleistung der Endstufen beläuft sich auf 320 Watt (W), womit für ausreichend Lautstärke gesorgt sein sollte. Die eingebaute Vorstufe regelt dann den Verkehr und filtert die einzelnen Elemente sauber aus. Auch technisch geht Quadral also eher unkonventionell an die Sache heran. Die Vorteile einer aktiven Bauweise kostet Quadral bei den Orkan voll aus.

Detailverliebt

Beim Blick auf die einzelnen Töner gibt es nochmal mehr Details zu entdecken. Die Tief- und Mitteltöner sind aus einem hauseigenen Material namens Altima. Diese Legierung besteht aus Magnesium, Aluminium und Titan. Man möchte auf diese Weise ein höchstes Maß an struktureller Stärke und Flexibilität erreichen. Dies soll gleichzeitig auch der Dämpfung dienen. Der Bändchenhochtöner fällt nicht nur optisch aus dem Rahmen. Das ‚Bändchen‘ dient bei diesen Modellen als Membran. Angetrieben wird es von einem Neodym-Magneten. Dadurch will man bewirken, dass das Signal möglichst trägheitslos transportiert wird. Das funktioniert auch ziemlich gut. Dem Hochtöner muss an dieser das größte Lob im Verbund zuteil werden. Die Höhen werden ausgezeichnet aufgelöst, sehr definiert und mit ganz klaren und scharfen Konturen wiedergegeben. Der Authentizitätsgrad ist ungemein hoch. Per Tweeter Gain lässt sich der Töner darüber hinaus um drei Dezibel (dB) erhöhen oder verringern.

Der Hochtöner ist sicher hinter dem Gitter geschützt und trohnt über den Mittel- und Tieftönern
Der Hochtöner ist sicher hinter dem Gitter geschützt und trohnt über den Mittel- und Tieftönern

Die Tieftöner sind ebenfalls anpassungsfähig, lassen sich sogar um 6 dB regeln. Darüber hinaus ist noch ein Kippschalter namens Bass Adjust vorhanden, mit dem sich der Basssound optimal an die räumlichen Gegebenheiten anpassen lässt. Die Töner werden ergänzt von einer Bassreflexöffnung an der Hinterseite, was zusätzlichen Druck erzeugt. Von einer wandnahen Aufstellung der Orkan sollte man deswegen aber lieber absehen oder die Öffnungen passend verschließen. Wie oben bereits angedeutet, sind die Tieftöner ins Chassisinnere eingebaut. Das Prinzip, die Membranen auf die Druckkammer arbeiten zu lassen, soll für größeren Tiefgang sorgen. Bei dieser speziellen Bauart hat man das Gefühl, dass durch die hervorstehenden Seitenkanten der Aussparung einiges von diesem Tiefgang auf der Strecke bleibt. Insgesamt sind die Bässe nicht so druckvoll, wie sie bei 320 W Leistung plus Bassreflexöffnung seien könnten. Das ist schade, weil eine etwas größere Öffnung hier wahrscheinlich schon geholfen hätte. Der Mitteltöner hat dieses Problem nicht und wirkt in seinem Bereich entsprechend stärker und dynamischer.

Die Töner sind perfekt ins Chassis eingepasst und überzeugen mit einer sehr guten Verarbeitungsqualität
Die Töner sind perfekt ins Chassis eingepasst und überzeugen mit einer sehr guten Verarbeitungsqualität

Der Sound beim Paarlauf

Wir haben die Orkan und den P8 klangtechnisch einem gemeinsamen Test unterzogen und direkt miteinander verbunden. Dank eingebauter Endstufen in den Lautsprechern war dies auch ganz einfach möglich. Den Anfang beim Hörtest macht Billy Joel. Speziell am Piano von „And So It Goes“ kann man die Frequenzbereiche gut überblicken. Gesang und Begleitung sind ein Fall für die Hoch- und Mitteltöner. Man meint jeden Tastenanschlag nachvollziehen zu können, so klar sind die Orkan im Klang. Die glasklare und sehr prägend-tragende Stimme von Joel ertönt nahezu realistisch im Raum. Auch die Tiefen sind hier ausdrucksstark und kraftvoll. Anschließend haben wir amerikanischen Hip Hop von den Underachievers aufgelegt. Die angesprochenen Schwächen beim Tieftöner traten speziell bei sehr basslastiger Musik auf. Auch der P8 vermochte nicht diese nicht auszugleichen. Besonders die Bassdrums waren in unserer Wahrnehmung verbesserungswürdig. Bei den Raps hingegen kamen die stärkeren Mitten und Höhen eindeutig zum Vorschein. Dank der dynamischen Performance der Orkan spürte man förmlich den Flow der Rapper AK und Issa Gold, was beim Hip Hop extrem wichtig ist, aber noch längst keine Selbstverständlichkeit bei Lautsprechern dieser Klasse darstellt. Die Orkan liefern hier eine ausgezeichnete Leistung ab. Die Hip Hop-Tauglichkeit wird jedoch vom Bass empfindlich eingeschränkt. Bei den Indiepop-Beats von La Priest haben wir die Tiefenfrequenzen noch einmal genauer betrachtet. Hier kommt mit elektrischem Bass, Schlagzeug und Synthie-Bässen eine ganz andere Rhythmussektion zum Zug.

ie vielen Möglichkeiten den Klang der Lautsprecher anzupassen, sind fantastisch
ie vielen Möglichkeiten den Klang der Lautsprecher anzupassen, sind fantastisch

Wenn man es dann expliziter betrachtet, fällt auf, dass bei Musik, die sprichwörtlich nicht so sehr auf die Pauke haut, sondern differenziertere und heterogenere Sounds aufweist, die Tieftöner der Orkan ihre Stärken ausspielen können. Der elektrische Bass blubbert kraftvoll, Synthie-Bässe sind sehr gut gezeichnet und das auch die Bassdrum geht nicht unter. Alles ist klar voneinander getrennt und hat seinen Platz im Klangspektrum. Bei den Mitten und den Höhen geht es ebenso klar strukturiert zu. In diesem Fall haben wir auch die Wandler-Fähigkeiten des P8 geprüft. Die MP3 wirkte hier vor allem satter, als über Soundkarte, die Tiefen besser konturiert – ein guter Job der Quadral-Entwickler. Auch etwas Klassisches wollen wir dann noch hören. Beim ersten Satz aus Rachmaninows „Sinfonischen Tänzen“ kann uns das Quadral-Duo nochmal richtig überzeugen. Die Bläser treten hier ohnehin sehr dominant auf, werden vom P8 und den Orkan auch vorzüglich auf dem Präsentierteller serviert. Die Streicher behaupten sich scheinbar mühelos dagegen, was im Falle unserer Aufnahme nicht bei allen Testobjekten der Fall ist. Und wenn das Orchester dann zum ersten Höhepunkt ansetzt, lassen sogar die Bässe einem eine Gänsehaut über den Rücken gehen. Dabei bleiben die Instrumente dort im Raum, wo sie auch wirklich sein sollen. Die Räumlichkeit der Kombination ist sehr gut, die Zuordnung der Instrumentengruppen gelingt mühelos, manch feiner Streichklang verhallt wunderbar zartschmelzend im Raum und lässt den Hörer Raum für Genuss. Dreht man den Vorverstärker dann mal Richtung Anschlag auf, kann dabei tatsächlich schon ein richtiger Orkan im Wohnzimmer entstehen.

Fazit

Das Design beider Produkte ist stimmig, auch wenn bei dem P8 etwas mehr Stringenz bei der Materialbeschaffenheit schöner gewesen wäre. Leistungsmäßig macht dem Duo so schnell auch niemand was vor. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Anschlussmöglichkeiten des P8. Beim Klang überzeugen vor allem die Höhen, was speziell dem Bändchen-Hochtöner in den Orkan zu verdanken ist. Mitten und etwas mehr noch die Bässe haben noch Luft nach oben. Ein Orkan ist ja schließlich auch noch kein Wirbelsturm. Für Oberklasse-Modelle ist die Performance jedoch mehr als in Ordnung. Unser Tipp: Für sinfonische Werke ein echter Hammer, bei baßlastiger, zeitgenössischer Musik nimmt die Kombination etwas Wind aus den Segeln, was für viele audiophile Hörer manchmal auch ganz angenehm sein kann.

Webseite: www.quadral.com

Fazit
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
89
Benutzerfreundlichkeit
85
Preis/Leistung
90
89