Audio-Technica AT-LP1240-USB & AT-LP120-USBHC

Zwei DJ-Plattenspieler haben unseren Hörraum erreicht. Sie wollen uns mit einem unglaublichen Preis überzeugen. Doch was kann man dafür erwarten?

Uns erreichten zwei Plattenspieler aus dem Hause Audio-Technica, einer 1962 in Japan gegründeten Firma. Sie wurde bekannt für ihre Tonabnehmersysteme. Heutzutage fertigt sie zusätzlich Kopfhörer, Mikrofone, Mischer und noch andere Produkte für den Einsatz im Studio, auf der Bühne oder im Heimbereich.

Gemeinsamkeiten

Beide Plattenspieler besitzen einen direktangetriebenen Motor und haben einen S-förmigen Tonarm mit einstellbarer Auflagekraft. Selbstredend weist der Tonarm eine verriegelbare Höheneinstellung für einen vertikalen Auflagewinkel auf. Zusätzlich kann das Anti-Skating-Gewicht eingestellt werden. Beide haben einen aus Aluminum gegossenen Plattenteller inklusive Slipmat, eine Nadelbeleuchtung und einen Pitch bis zu ± 20%. Auch spielen beide alle drei gängigen Geschwindigkeiten (33/45/78 RPM) vorwärts und rückwärts ab. Der Ausdrehregler ist in beiden Fällen ähnlich und erinnert ebenfalls an Technics 1200er Serie.

Audio-Technica spendiert den Turntables eine hauseigene Headshell, die per Bajonettverschluss angebracht wird und ein Stroboskop für die Geschwindigkeitsanzeige am Plattentellerrand, um die optimale Geschwindigkeit mittels Pitchregler einzustellen. Auch haben beide Turntables vier höhenverstellbare Gummi-Füße, farblich in Silber (LP1240-USB) und in Schwarz (LP120-USB) unterteilt. Beide haben einen USB-Anschluss, damit man seine Schallplatten digitalisieren kann, um seiner Musik künftig auch mobil zu lauschen. Ebenso liegt den Drehern die kostenlose Software Audacity dabei, die auf Windows- oder OSX-Betriebssystemen läuft. Wenn man das liest, könnte man denken, dass sich beide sehr ähnlich sind. Doch weit gefehlt. Schauen wir uns die Unterschiede genauer an.

AT-LP1240-USB

Das Flagschiff von Audio-Technica besitzt einen 16-poligen Drei-Phasen-Motor mit einer hohen Laufstabilität. Auch der hydraulische Hebel zum Anheben des Tonarmes besitzt eine deutliche bessere Qualität als der seines kleineren Bruders. Die Nadelbeleuchtung ist zwar nicht absenkbar, dafür kann man sie für den Fall, dass das Suchlicht seinen Geist aufgibt, problemlos austauschen. Da DJs den Plattenspieler oft auch quer hinstellen, besitzt er zwei Start/Stopp-Tasten, damit man diese besser erreichen kann. Auch ist sein Gehäuse besser verarbeitet, dadurch gibt es weniger Eigenstörungen. Der LP1240-USB besitzt im Gegensatz zum kleineren Plattenspieler keine scharfen Ecken und Kanten. Bei ihm wurden alle abgerundet.

Die Abdeckhaube ist komplett abnehmbar und besitzt keine Scharniere, so dass immer ein extra Platz für diese gefunden werden muss. Jedoch kommt er noch mit zwei weiteren Drehreglern daher. Diese sind für die Start- und Stop-Funktion relevant. Mit Hilfe der beiden kann man die Dauer einstellen, mit der der Plattenteller seine reguläre Laufgeschwindigkeit erreicht. In einer Viertel Umdrehung kann man die Endgeschwindigkeit erreichen. Ebenso besteht die Möglichkeit einen Riemenantrieb simulieren, der natürlich länger braucht, bis die richtige Geschwindigkeit angesteuert ist. Dasselbe gilt für den Halt. Entweder hält der Teller sofort an oder er wird langsam ausgebremst. Eine nette Zusatzfunktion.

Beim LP1240-USB ist alles rund. Deutlich sind die beiden Drehregler (links) für die Anlaufgeschwindigkeit und die Bremse erkennbar
Beim LP1240-USB ist alles rund. Deutlich sind die beiden Drehregler (links) für die Anlaufgeschwindigkeit und die Bremse erkennbar

AT-LP120-USBHC

Besonders frappierend sind hier die optischen Anleihen an den Technics SL-1200 MKII. Er hat die Tasten und Regler an den selben Positionen wie das Original. Der Audio-Technica kann jedoch mit der höherwertigen Verarbeitung des Originals nur bedingt mithalten. Sein mitgelieferter Tonabnehmer AT95E ist in der tonalen Mittelklasse anzusiedeln, hat ein ausgezeichnetes Preis/Leistungsverhältnis und verrichtet ohne Probleme seinen Dienst. Für Einsteiger ist er daher durchaus zu empfehlen. Audiophile Genießer wird er nicht gänzlich überzeugen können. Der LP120-USBHC besitzt im Gegensatz zum großen Bruder ein festmontiertes Cinch-Kabel zum Phonoverstärker oder zu den Lautsprecherboxen. Das Suchlicht für die Nadel ist bei ihm versenkbar.

Der mitgelieferte Tonabnehmer AT95E beim LP120-USB ermöglicht einen sofortigen Start der eigenen Plattenwiedergabe
Der mitgelieferte Tonabnehmer AT95E beim LP120-USB ermöglicht einen sofortigen Start der eigenen Plattenwiedergabe

Klangwertung

Auf beiden Vinylabspielern haben wir die selben Titel gehört, um einen kleinen Vergleich herzustellen. Beide liefern ein klares Klangbild. Der LP1240-USB klingt etwas satter und voller. Als wir den mitgelieferten AT95E gegen einen höherwertigen Tonabnehmer getauscht haben, konnte man das Potenzial spüren. Deshalb unsere Empfehlung: nicht am Tonabnehmer sparen. Dieser kann ruhig 20 bis 30 Prozent des Plattenspielers kosten, es lohnt sich auf alle Fälle! Beginnen wir mit einem Klassiker aus der Blütezeit der Schallplatte. „Celebration“ von Kool & The Gang klingt wie eh und je mit voller Energie vom Tonträger. Der LP1240-USB schafft es locker, dem Party-Hit die letzten Feinheiten zu entlocken. Kraftvolle Bässe gepaart mit den typischen Bläsersätzen schmettert er gekonnt in unserem Hörraum. Auch die anderen Musikbeispiele, wie „Y.M.C.A.“ von den Village People oder Jackson 5s „I Want You Back“ lassen die goldene Zeit der Platten wieder auferstehen.

Beide DJ-Plattenspieler vermitteln ein Gefühl, als hätte man seinerzeit selbst im Club Vinylscheiben aufgelegt. Als Letztes legen wir noch eine Platte des Kammersängers Peter Schreier auf. Aus Franz Schuberts Winterreise wählten wir passend zur Jahreszeit „Frühlingstraum“. Selbst mit einer filigranen Aufnahme, bestehend aus Gesang und Klavier, schaffen die beiden Turntables die Wiedergabe ordentlich, ohne jedoch wirklich aufzufallen. Beide Modelle strengen sich an, uns zu gefallen. Musikalisch und optisch schaffen es die beiden – zumindest in ihrer Preisklasse. Tonal gibt es keine allzu auffälligen Unterschiede. Wer die bessere Verarbeitung will, sollte beim AT-LP1240-USB zugreifen.

weitere Infos unter: www.audio-technica.de

Fazit
Wiedergabequalität
82
Ausstattung/Verarbeitung
88
Benutzerfreundlichkeit
85
Preis/Leistung
87
Leserwertung23 Bewertungen
63
86

Bildquellen:

  • img_25491: Bild: Auerbach Verlag
  • img_25751: Bild: Auerbach Verlag
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