Test: B.M.C. Audio BDCD2, PureVox

B.M.C. Audio BDCD2, PureVox: Um die Ecke denken ist meist etwas komplizierter als es klingt. Um die Ecke klingen ist dagegen denkbar einfach. Einfach umwerfend plastisch, einfach ergreifend und einfach riemengetrieben.

Pure Spielfreude

Wer auf der Suche nach wegweisender Technologie mit Charisma und Attitüde ist, stößt früher oder später auf die wohlbalancierten Produkte aus dem Hause B.M.C. Audio. Das inhabergeführte Unternehmen mit Niederlassung und Showroom in Berlin und einer stetig expandierenden Forschungsabteilung und Produktion in China macht immer wieder von sich hören, vor allem durch ungewöhnliche Wege die erstaunlich gut klingen.

BDCD2

Die CD ist tot, lang lebe die CD. So, oder so ähnlich muss es sich zugetragen haben, als man sich bei B.M.C. dafür entschied, den hauseigenen CD-Player in Version 2 auf den Markt zu bringen. Dabei reden wir hier aber nicht von irgendeinem Metallkasten mit eingekaufter Technik von Drittanbietern, einigen Kabeln und ein bisschen Zackzack zum Füllen der Produktlücke im Sortiment. Wie alles im Haus, so hat auch der CD-Player seine ganz eigene Philosophie, Geschichte und Entwicklung hinter sich. B.M.C. Audio gehört nämlich weltweit noch zu den wenigen Unternehmen, die einfach mal selber Laufwerke herstellen und nicht vorgefertigte OEM-Teile oder Bausätze einkaufen. Im Gegenteil, man hat sich über die Jahre sogar als Lieferant einen Namen gemacht und steht so in direkter Konkurrenz zu Global Playern. Bereits seit 1995 arbeitet man bei B.M.C. an der Perfektionierung von Riemen-Laufwerken. So ist es auch nicht verwunderlich, dass mit der Zeit ein Präzisions-Riemenantrieb herausgekommen ist, quasi ein Nano-Plattenspieler. Die Basis und das Lager kommen dabei aus Deutschland, da die Materialien neben einem deutlich leiserem Lauf auch eine längere Haltbarkeit und stabilere CD-Aufnahme versprechen, als viele andere Dreher.

von links: Johannes Strom, AUDIO TEST mit Carlos Candeias (B.M.C. Audio) und Erik Schober (Redaktionsleitung) im Hörraum der AUDIO TEST Redaktion

Der besondere Antrieb bringt auch die ein oder andere Vorgabe an das Design mit sich. So ist es nur nahe liegend, das Laufwerk als Toploader auszuführen. Damit die CD nicht wie eine Frisbee davonfliegt, wird sie mit einem transparenten Acryl-Gewicht fixiert, das für eine hohe Schwungmasse sorgt, die Laufruhe vergrößert und dadurch hoch- und mittelfrequenten Jitter deutlich reduziert. Halbrunde Aussparungen um das CD-Loch herum vereinfachen das händische Hinein- und Herauslegen des Tonträgers. Die Front wird dominiert von einem überdimensionalen Jogwheel, mit dem man nach links oder rechts durch Titel springen kann. Nettes Detail hierbei ist, dass auch dieses Steuerrad von einem Riemen gesäumt wird. Wem das zu großspurig ist, der greift gerne zur kompakten Fernbedienung. Ansonsten finden sich die für einen CD-Player üblichen Anzeigen und Knöpfe auf der verspiegelten Frontplatte, mit einer Ausnahme. Da der Acrylblock-Toploader zwar erkennt, ob eine CD eingelegt ist oder nicht, aber nicht weiß, ob es eine neue ist, die es erst einzulesen gilt, muss man dem Gerät bei jedem CD-Wechsel sagen, dass es soweit ist. Der Button ‚New CD‘ ist dabei fast schon so etwas wie ein Mantra, dass einem das gute Gefühl gibt, doch nicht von einer vom Aussterben bedrohten Gattung zu sein.

Ganz klarer Suchtfaktor: „New CD“ ist ein Knopf, den man stündlich drücken möchte, mindestens jedoch, bis die heimische Sammlung durchgehört und der Lieblingsladen um die Ecke nur noch Schlagerkassetten im Angebot hat

Doch was macht einen CD-Player nun zu einem High End-Produkt? Natürlich die inneren Werte, die maßgeblich ausschlaggebend für den lebendigen Klang vermeintlich toter Technik sind. Wer B.M.C. Audio kennt, der weiß, dass man bei den Eingeweiden der Geräte seinen ganz eigenen Stil gefunden hat. Wie ein roter Teppich säumen die Leiterplatten güldene Kondensatoren und äußerst strukturiert und sauber verarbeitete Chipsätze. Auch die aus den Verstärkern und Wandlern des Hauses bekannten hochkant verbauten und rot verschalten CI-Chips findet man im BDCD2. Wie ein roter Teppich, wird den höchst penibel selektierten Bauteilen ein würdiger Platz geschaffen. Rot in rot gehen die hochkant verbauten CI-Wandler dabei schon fast unter im Bild. CI steht dabei nicht für Corporate Identity, sondern für Current Injection und beschreibt ein Verfahren, dass die verbauten DA-Wandler ohne Last-Effekt und phasenunabhängig mit Strom versorgt, so dass dieser ohne Gegenkopplung auskommt und dadurch linearer als ein Class-A-Schaltkreis arbeitet. Dabei greift der völlig neu entwickelte und moderne DAC im Gegensatz zu den Vorläuferversionen des BDCD nun auf eine interne Rechengenauigkeit von 32-Bit zurück. Ausgangsseitig wartet der Belt-Drive-Compact-Disc-Player, wie es ausgeschrieben heißen müsste getreu der Firmenphilosophie mit symmetrischen XLRs auf analogem Wege auf, was nicht nur Pro-Audio Herzen höher schlagen lässt. Auch die synchronisierten SPDIF-Anschlüsse und sogar AES/EBU lassen kaum Wünsche übrig. Die Cherry-on-top, also die Kirsche auf der Sahnehaube aber, ist der Superlink-Anschluss, der den Gürtelspieler optional mit einem B.M.C. DAC1 verbindet und dabei alle anderen digitalen Optionen in den Schatten stellt. Dabei ist Superlink selbst jetzt nicht die neuste Erfindung aus dem Hause Candeias Engineering. Bereits seit 1997 hat der Firmengründer und Inhaber Carlos Candeias die Technik im Einsatz. Das mindestens genauso viel Zeit und Liebe in die Weiterentwicklung des Riemenplayers gesteckt wurde, merkt man dem Gerät an. Es ist ausgereift, rund und klar definiert. Und genau so klingt es auch. Der phasenrauscharme 16,9 MHz TCXO-Oszillator bringt nicht nur den D/A-Wandler zum resonieren, auch wir haben uns in die CD neu verliebt. Am liebsten Streichquartette von Schostakowitsch oder Sinfonien von Dvorák. Hauptsache in symmetrischen 44,1 Kilohertz. Wir ließen den BDCD2 gemeinsam mit den PureVox aus dem Hause B.M.C. aufspielen und blieben teils atemlos zurück, so gefühlvoll aber auch notwenigerweise direkt löste sich der Klang von der Membran.

Manchmal glaubt man zu träumen. So eine große Auswahl an Ausgängen findet man nur selten und erst recht an einem CD-Player. Unser Favorit: symmetrisches XLR

PureVox

Die von uns getesteten bipolaren Lautsprecher PureVox haben nichts mit manisch-depressivem Klang zu tun. Das Prinzip erinnert eher an einen Dipol-Lautsprecher, wobei es sich eben nicht um einen handelt. Denn der Trick an der Sache ist, dass B.M.C.s Bipole absolut in Phase arbeiten und das hat weitreichende Konsequenzen, vor allem aber hörbare Vorteile. In Phase nach Hinten abstrahlen? Denkt sich jetzt sicherlich der ein oder andere Leser zu Recht, könnte man doch vermuten, dass dadurch hässliche Auslöschungen und Verschiebungen entstehen, die das Signal ausdünnen und den Druck nehmen, doch dem ist glücklicherweise nicht so, ganz im Gegenteil. Auslöschungen entstehen nur bei Dipolen, eben durch die umgekehrte Phase. Vorne Druck und hinten Unterdruck löscht sich aus, sobald die Frequenz tief genug ist um die Front des LS zu umrunden.

Hingucker, optisches Herzstück und akustischer Kunstgriff der PureVox ist die nach hinten angewinkelte Rückwand, auf der sich die gleichen Air Motion Transformer und Fiberglas-Tieftöner verstecken, wie an der Front. Diese strahlen nun also das selbe Signal phasenkorrekt nach Hinten ab. Einfach mal so gegen die Wand. Was soll das, mag man fragen. Ganz einfach: Eine absolut gerichtete Schallquelle gibt es nicht, auch in der Natur nicht. Jeder Klang den wir hören, wird auch durch seine Reflexionen im Raum gezeichnet. Wir erfahren jede Menge Informationen über die Ortung, Höhe, Abstand und Ausrichtung der Schallquelle. Und anstatt jetzt zu versuchen den Raum zu ignorieren, hat Carlos Candeias, Inhaber und Chefentwickler bei B.M.C. Audio sich dazu entschlossen genau diese Rauminformationen zu nutzen, zu integrieren, anstatt sie krampfhaft zu versuchen auszublenden.

Der hochwertige Fiberglas-Tieftöner

Das Ergebnis ist ein Klang, der selbst außerhalb der Achse absolut stabile Frequenzgänge abbildet. Der sogenannte Sweet Spot löst sich auf, weil es keinen Spot mehr gibt. Der ganze Raum wird zum Spot und die Bühne so plastisch wie nie zuvor. Die Ortbarkeit der Lautsprecher selber verschwindet. Als wären sie nicht da. Dafür verbreitert sich die Bühne und wird durch die angeschrägten Membranen nach Hinten sogar gefühlt erhöht. Candeias arbeitet also mit den Reflexionen eines Raumes und das so geschickt, dass dadurch im Klang eine wirklich neue Dimension entsteht. Bisher mussten Sounddesigner mühevoll über Hall- und Raumalgorithmen, Predelay-Zeiten und Erstreflexionen die Tiefenstaffelung eines Songs im Studio nachahmen. Die PureVox machen das ganz natürlich. Neben dem bekannten Ortungsspektrum Links, Mitte und Rechts, bekommen die Dimensionen Hinten Links und Hinten Rechts ganz neue Züge.

Gänsehautmomente

Dieser dreidimensionale Effekt hat zur Folge, dass selbst bekannte und oft gehörte Lieblingsinterpreten und Stücke auf einmal mit kindlich-naiver Vorfreude neu entdeckt werden dürfen. Das bedeutet natürlich auch oft zwangsläufig, dass die Lautstärke auf Konzert-Niveau angehoben wird, aber das stellt für die PureVox kein Problem dar. Selbst bei hohen Volumen bleiben sie entspannt und der Klang wird zu keiner Zeit unangenehm gequetscht oder verzerrt. Dank einer Auflösung ähnlich eines Bändchen-Hochtöners, einer hohe Abstrahlfläche und den dicken Polplatten der Kevlar-Membranen, ist die Dynamikabbildung vorzüglich. Dem kommt auch zugute, dass es sich um eine geschlossene Bauform handelt, also kein Bassreflex-Loch, was zwar den Frequenzgang nach unten erweitern kann, das aber immer mit Druckverlust einhergeht. Das Gehäuse des Druckgradientenempfängers unter den Lautsprechern, ist aus einem Guss mit variierenden Wandstärken und ohne parallele Wände. Einer möglichen, glockenähnlichen Resonanz wurde durch bewusst platzierte Querverstrebungen vorgebeugt. Egal, ob es die Akustikgitarren von Boys aktuellem Album ‚We Were Here‘ im Titel ‚Into The Wild‘ oder die fein produzierten Drums aus ‚New York‘ desselben Albums sind. Die Band spielt nicht nur im zweidimensionalen Halbkreis vor dem geistigen Auge, sondern hochaufgelöst auf einer plastischen Bühne die in Teilen an die Kunst und Wissenschaft der Wellenfeldsynthese erinnert. Aber nicht nur spährischer Gitarren-Pop, sondern auch gesättigter Soul, getragene Klassik und experimentelle Elektronik bekommen den Stempel ‚Sound Of The Future‘ ohne dabei einzufärben.

Close Up auf den Air Motion Transformer der PureVox

Je länger man sich mit den Lautsprechern beschäftigt, desto mehr kommt das Gefühl auf, dass sich damals zu Mono-Zeiten die Hörer genau so fasziniert gefühlt haben müssen, als man das erste Mal echte Stereo-Musik präsentierte. Denn im Direktvergleich mit einer normalen Anlage ist die Enttäuschung groß. Der Verlust des Raumgefühls und der Freiheit beim Schritt zurück in die Kategorie ‚handelsüblich‘ ist enorm. Selbst Setups mit Subwoofer kommen nicht an den Druck der PureVox heran und die Dynamik der Transienten klingt im direkten Vergleich nur noch verwaschen. Die PureVox schaffen den Spagat zwischen Neudefinition von Fidelität und Erhaltung von bestehenden Werten mit Bravour. Und das nicht ausschließlich aufgrund von allerlei technischem Schnickschnack, sondern vor allem, weil sie neue Türen, Fenster und Tore öffnen, an die andere Hersteller noch nicht einmal im Traum gedacht haben.

Die Rückseite des Bipol-Lautsprechers

weitere Infos unter: www.bmc-audio.com

Die Bewertung bezieht sich auf die PureVox

Fazit
Wir sind uns sicher. Die B.M.C. PureVox sind ein Meilenstein des modernen Stereoklangs, definieren den Begriff Tiefenrausch neu und setzen innovative Maßstäbe im Bereich der mittelgroßen Standlautsprecher. Wir sind froh, dass es auch heute noch so mutige Wegbereiter in einer sonst so sehr von Tradition geprägten Branche gibt. Wer seinen kleinen bis mittelgroßen Hörraum um einige Quadratmeter erweitern möchte, ohne umzubauen, sollte hier zuschlagen. Eine klare Empfehlung.
Wiedergabequalität
95
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
94
Preis/Leistung
92
Leserwertung13 Bewertungen
62
Vorteile
plastischer Klang mit viel Tiefe
hervorragende Dynamik
Nachteile
erwartet eine einiger- maßen brauchbare Raumakustik
93

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