Lautsprecher (zusammen-)bauen – ein Selbsttest

Wir wollen wissen, wie es ist, einen eigenen Lautsprecher zusammenzuschrauben und holen uns einen Bausatz von Omnes Audio, einer Eigenmarke der Firma Blue Planet Acoustic, ins Labor.

Lautsprecher können für die unterschiedlichsten Situationen eingesetzt werden, deshalb gibt es auch eine enorme Bandbreite an unterschiedlichen Versionen. Es gibt winzige Lautsprecher, die als Kopfhörer dienen. Im Gegensatz dazu gibt es riesige Säulenlautsprecher, die ganze Konzerthallen beschallen können. Im Vorfeld sollte man sich natürlich überlegen, wozu die selbst zusammengebauten Lautsprecher
benötigt werden. Soll es ein Standlautsprecher oder nur ein Kompaktlautsprecher werden? Welche Treiber will man verwenden? Auch sollte man die Impedanz nicht außer Acht lassen, um nachher keine Schwierigkeiten mit dem Verstärker zu bekommen. Wer möchte schon, dass seine Handwerkskunst unbrauchbar wird. Bei der Auswahl der Lautsprechersysteme sollte man Folgendes beachten: Bei einem Basslautsprecher geht Fläche immer vor Hub. Beim Tieftöner ist eine weiche Sicke (Einspannung) von Vorteil, denn eine harte ist eigentlich nur für den Einsatz in professionellen Boxen vorgesehen, da dort ein höherer Schalldruck bei minimalen Verzerrungen erzielt werden kann. Außerdem haben harte Sicken eine höhere Belastbarkeit. Eine weichere Sicke sorgt für einen besseren Tiefbassbereich. Auch darf der Tieftöner nicht in die Mitte des Gehäuses platziert werden, damit sich keine stehenden Wellen bilden können. Der Mitteltöner sollte ein Konustöner sein, da dieser einfacher zu händeln ist. Jedoch sollte er ein eigenes Gehäuse innerhalb der Box bekommen, wenn eine zu tiefe Übergangsfrequenz zum Tieftöner gewählt wird. Beim Hochtöner sollte man keinen Konus mit Papiermembran verwenden, da ein solcher dazu neigt, den Strahl zu bündeln. Ein Schlitzstrahler hat den Vorteil, dass er den Schall in der Breite verteilt und nicht bündelt.

Alle „Zutaten“ ausgepackt: Der Breitband- töner, das Bassreflexrohr und das Anschlussterminal mit der Frequenzweiche
Alle „Zutaten“ ausgepackt: Der Breitbandtöner, das Bassreflexrohr und das Anschlussterminal mit der Frequenzweiche
Das Gehäuse und das Innenleben wurde uns von Blue Planet Acoustic zur Verfügung gestellt
Das Gehäuse und das Innenleben wurde uns von Blue Planet Acoustic zur Verfügung gestellt
Die mitgelieferte Aufbauanleitung ist bei diesem einfachen Modell fast überflüssig, aber lobenswert
Die mitgelieferte Aufbauanleitung ist bei diesem einfachen Modell fast überflüssig, aber lobenswert

Dammmaterial

Als Dämmmaterial sind verschiede Filze oder Wollsorten zu empfehlen. Unser Favorit ist die Schafswolle. Von Glaswolle sollte man unbedingt Abstand nehmen, da sie kleinste Teilchen über das Bassreflexrohr an die Umgebung abgibt. Es gibt sehr viele interessant aussehende Gehäuseformen. Für den Anfänger empfehlen wir ein geschlossenes Gehäuse mit einer Bassreflex-Konstruktion und seitlich abgerundeten Kanten, um die sogenannten Sekundärwellen zu eliminieren. Jedoch muss man beachten, dass die Berechnung der Größe der Box und des Reflexrohres in Abhängigkeit des Tieftöners erfolgen sollte. Dann kann es fast schon losgehen. Es werden Plattenzuschnitte, Leisten, Leim, Schrauben und Dübel benötigt. Sollen die Lautsprecher anschließend noch lackiert werden, muss auf sehr saubere Oberflächen geachtet werden. Für das Gehäuse eignen sich MDF-Platten am besten. Auch sind horizontale innere Verstrebungen wichtig, um die Eigenresonanzen des Chassis zu reduzieren. Zusätzlich wird zu einem Gehäuse und den Treibern noch eine Frequenzweiche benötigt. Diese unterteilt das Signal in einzelne Bereiche, um jeden der Töner nur mit dem für ihn vorgesehenen Frequenzbereich zu versorgen. Hierfür wird das Musiksignal auf die Anzahl der Treiber gesplittet und jeweils mit einem Bandpassfilter versehen. Je aufwändiger und präziser diese Filter konstruiert sind, desto sauberer kann die Abtrennung der einzelnen Treiber vollzogen und die Überlagerung von Frequenzen vermieden werden. Die Dimensionierung dieser Weiche und deren Bestückung mit hochwertigen Bauteilen sind maßgeblich für einen guten Klang. Da wir über keine Werkstatt verfügen, haben wir uns für ein Modell der Firma Blue Planet Acoustics entschieden, die uns das vorgefertigte Gehäuse und das entsprechende Innenleben für den Selbstversuch zur Verfügung stellt. Wir verwendeten einen Breitbänder als Treiber. Ein solcher hat zwar den Nachteil, dass er mehr arbeiten muss, um alle Frequenzen wiederzugeben, doch wir umgehen den Laufzeitunterschied der verschieden Treiber.

Ein Blick ins Innere zeigt uns die Verstrebungen, die der Verminderung von Eigenresonanzen dienen
Ein Blick ins Innere zeigt uns die Verstrebungen, die der Verminderung von Eigenresonanzen dienen
Das Dämmmaterial kann mit einer handelsüblichen scharfen Schere zugeschnitten werden, …
Das Dämmmaterial kann mit einer handelsüblichen scharfen Schere zugeschnitten werden, …
… um es mithilfe von beidseitigem Klebeband im Inneren des Gehäuses anzubringen
… um es mithilfe von beidseitigem
Klebeband im Inneren des Gehäuses anzubringen
Anschließend das Dämmmaterial durch die Öffnung, die für den Breitbandtöner vorgesehen ist, einschieben
Anschließend das Dämmmaterial durch die Öffnung, die für den Breitbandtöner vorgesehen ist, einschieben
Gut ausgekleidet bewundern wir unseren ersten Arbeitsschritt und sind gespannt auf das Klangbild, das uns erwartet
Gut ausgekleidet bewundern wir unseren ersten Arbeitsschritt und sind gespannt auf das Klangbild, das uns erwartet

Vorgefertigt montiert

Falls der Zusammenbau nicht klappt, bietet Blue Planet Acoustic den Bausatz auch schon fertig montiert an. Wir haben den Aufbau aber gut gemeistert, unser Lautsprecher kann sich sehen lassen. Trotzdem wollten wir den Vergleich nicht scheuen und forderten einen komplett montiertes Paar an. In der nächsten Ausgabe testen wir die beiden. Der Zusammenbau machte soviel Freude, dass wir mit dem Gedanken liebäugeln, vielleicht das nächste Mal doch das Gehäuse und die Frequenzweiche selbst zu berechnen und anschließend selber zu bauen. 

 

… und dann mit dem Treiber verbunden, bevor wir diesen auch noch im Gehäuse versenken
… und dann mit dem Treiber verbunden, bevor wir diesen auch noch im Gehäuse versenken
Abschließend noch schnell die letzte Schraube festgezogen und ab zum zweiten Lautsprecher. Fertig!
Abschließend noch schnell die letzte Schraube festgezogen und ab zum zweiten Lautsprecher. Fertig!
Das rückseitige Anschlussterminal inklusive Frequenzweiche wird einfach einfach eingesteckt, fest geschraubt …
Das rückseitige Anschlussterminal inklusive Frequenzweiche wird einfach einfach eingesteckt, fest geschraubt …

 

Bildquellen:

  • dscf4553: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4557: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4566: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4561: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4576: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4577: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4582: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4583: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4603: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4608: Bild: Auerbach-Verlag
  • dscf4592: Bild: Auerbach-Verlag
  • img_2613-kopie: Bild: Auerbach-Verlag