Test: Audeze EL-8 Titanium Over Ear Kopfhörer – Grooving Magnet

Audeze EL-8 Titanium: Das Topmodell der EL-8 Serie hört auf den Namen Titanium. Laut Hersteller Audeze haben wir hier den Magnetostaten im Labor. Produziert wird er im sonnigen Südkalifornien. Genug Gründe, um das Gerät aus Übersee einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Audeze ist eine recht junge Marke. Erst seit 2008 beschäftigen sich Sankar Thiagasamudram und Alexander Rosson beruflich mit Kopfhörern. Die Geschichte des kalifornischen Unternehmens Audeze liest sich wie eine typische Silicon Valley Story. Visionäre Gründer treffen technisch versierte Ingenieure und erschaffen ein innovatives Produkt. In den Archiven namhafter Hersteller finden HiFi-Enthusiasten jede Menge historisches Material zu Audio-Legenden, wie Julian Vereker, Tomoki Tachikawa oder John Bowers. Doch während die hier beispielhaft genannten schon lange keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung haben, stehen bei Audeze die Gründer in der Verantwortung.

Einen besonderen Kniff leistet man sich beim Lightning-Kabel ob des integrierten Vorverstärkers und 24-bit DAC

Mit Pete Uka holte man sich einen ehemaligen NASA-Ingenieur ins Team. Dessen ursprünglich für die Raumfahrtbehörde entwickelten Materialien finden unter anderem im EL-8 Titanium Verwendung. Dragoslav Colich konnte 30 Jahre Erfahrung beim Bau von Flächenstrahlern einbringen. Der EL-8 soll die Technik, der für Normalverbraucher fast unbezahlbaren Topgeräte, für die breite Öffentlichkeit erschließen. Beim Titanium hat sich Audeze etwas besonderes einfallen lassen. Im Lightning-Kabel ist ein Kopfhörerverstärker und ein 24-bit DAC integriert. So kann das digitale Signal erst mal ungefiltert die Quelle verlassen, um dann am Kopfhörer umgewandelt und verstärkt zu werden. Doch der Titanium möchte auch äußerlich beeindrucken.

Für das Design ist kein geringerer als BMW Designworks USA verantwortlich. Futuristisch kantig kommt er daher. Bügel und Ohrmuscheln wirken wie aus einem einzigen Block Aluminium gefräst. Die Ohr- und Kopfpolster sind aus weichem Kunstleder. Neben diversen Beschreibungen und Kabeln liegt in der Verpackung ein Echtheitszertifikat, das vom Endkontrolleur persönlich unterschrieben wurde. Eine nette Geste, die Vertrauen schafft. Der Tragekomfort dieses Kopfhörers ist über jeden Zweifel erhaben. Vor dem Klangtest noch ein paar Worte zum Innenleben des EL-8 Ti. Er gehört zur Familie der Flächenstrahler, die nach elektrodynamischen Prinzip angetrieben werden. In unserem Fall handelt es sich um einen Magnetostaten.

Hinter Gittern – Die großflächige Membran des Magnetostaten liegt gut geschützt, aber dennoch akustisch transparent

Wie der Name schon sagt, wirkt der Treiber aufgrund von elektromagnetischen Kräften ohne Übertrager bzw. Impulstransformatoren und hohen Spannungswerten. Über den gesamten Leiter ist die Folienmembran verteilt. Die gleichmäßig auf die Membran einwirkenden Kräfte verhindern Teilschwingungen. Aufgrund der geringen Membranbewegungen eigenen sich magnetostatische Treiber eher für Hochtöner. Sie sind impedanzunkritisch. Ein Vorteil bei niederohmigen Quellen, wie Smartphones oder Tablets.

Klangtest

Bestimmungsgemäß darf der Testkandidat nun seine Musikalität unter Beweis stellen. Mancher wird sich vielleicht noch an Black alias Colin Vearncombe erinnern können. Mit dem Titel „Wonderful Life“ landete er 1986 einen Hit, der ihn damals mit dem gleichnamigen Album 23 Wochen in den UK-Charts hielt. Als One-Hit-Wonder ist es lange Zeit still um den britischen Sänger geworden. Leider gehörte auch er zu den Künstlern, die uns 2016 für immer verlassen haben. Obwohl Black selbst keine großen Charterfolge mehr feiern konnte, wurde der Titel sage und schreibe neunzehn Mal gecovert. Eine Version veröffentlichte die Berliner Reggea- und Dancehallband Seeed um Peter Fox. Die Performance des Audeze EL-8 Ti ist beeindruckend. Er liefert alles auf einmal. Straffe Bässe, offene Mitten und luftige Höhen. Schwer, dabei die Füße still zu halten. Im Intro des Stückes reichen die von plastischen Drums und Besen begleiteten charakteristischen Stimmen tief hinab. Dabei bleibt dem Hörer keines der vom Synthesizer erzeugten Details verborgen.

Klangtest 2

Der für Magnetostaten typische saubere und offene Klang bekommt durch die geschlossene Bauweise des EL-8 Ti ein ordentliches präzises Bassfundament. Unbestritten holt der zwischengeschaltete DAC und Verstärker das letzte aus der vom iPhone zur Verfügung gestellten Datei heraus. Es besteht allerdings noch Potential, was ein klassischer Kopfhörerverstärker und eine ausgewachsene Quelle dem Kopfhörer entlocken sollte. Für die Gegenprobe darf der Italiener Zucchero ran. „Dune Mosse“ vom 2004 erschienenen Album „Zucchero“ eröffnet mit Jazztrompete und mediterraner, rauchiger Stimme. Recht authentisch präsentiert Audeze den Künstler auf breiter Bühne. Eine opulente Darstellung mit Live-Charakter. Auch hierbei bestätigt der EL-8 unseren ersten Höreindruck.

Wie steht es mit größeren Orchestern? Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 21 C-Dur KV 467/2 Andante ertönt in ganzer Fülle. Auch hier spielt der EL-8 detailverliebt und sauber die Mitten an.

weitere Infos unter: www.audeze.com

Fazit
Ein Testfazit lässt sich schnell ziehen. Audeze ist es gelungen, anspruchsvolle Technik optisch und musikalisch gekonnt in Szene zu setzen. Der EL-8 begeistert. Sowohl dank seiner präzisen und trockenen Tiefen, als auch durch Detailreichtum im mittleren Frequenzbereich. Typisch für Magnetostaten sind die luftig präsentierten Höhen. Alles in allem ein rundes Paket für den ambitionierten Musikliebhaber. Obwohl für den mobilen Einsatz konzipiert, fühlt sich das hierfür etwas zu groß geratene Gerät aufgrund innerer Qualitäten besonders an der heimischen HiFi-Kette wohl.
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis-/Leistungsverhältnis
87
Leserwertung22 Bewertungen
43
Vorteile
Magnetostat mit DAC im Kabel
viel Präsenz und gute Auflösung
straffe Bässe
Nachteile
straffe Bässe
91
Audeze EL-8 Titanium

Bildquellen:

  • IMG_3805: Bild: Auerbach Verlag
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