Sennheiser HD 800, HD 650 mit Apogee Groove: Feinaufgelöste Klangwunder

Sennheiser HD 800, HD 650 mit Apogee Groove: Mit Röhrenvoltmetern fing alles an. 1945 gründete Dr. Fritz Sennheiser in Wennebostel das „Labor W“ und fertigte Spannungsmessgeräte. Heute zählt Sennheiser zu den renommiertesten Audiounternehmen und überzeugt auf ganzer Line.

Offene oder geschlossene Kopfhörer? – Das ist hier die Frage. Schon 1968 setzte Sennheiser, auf den ersten offenen Kopfhörer der Welt und bis heute ist der HD 414 das meistverkaufte Modell aller Zeiten.

Generell fühlen sich Modelle mit offener Bauform freier an und klingen auch so. Eine geringe Dämpfung des Umgebungsschalls sorgt dafür, dass Außengeräusche noch immer mitgehört werden und die Klänge aus dem Kopfhörer auch an die Umwelt abgegeben werden. Toll wirkt sich das auf den Raumklang aus. Dieser klingt weniger komprimiert und die Musik hat genügend Platz sich auszubreiten. Empfehlenswert sind offene Kopfhörer für jene Musikliebhaber, die in einer relativ geräuschneutralen Umgebung einen transparenten, organischen Klang mit viel Tiefe erleben wollen. Sollen die Ohrhörer sowohl von der Außenwelt abschotten, als auch das Geheimnis des Hörers wahren, greift man besser zur geschlossenen Variante. Dabei verliert der Raumklang allerdings oft etwas an Tiefe und die Musik wird kompakter. Seiner Zeit voraus – das ist der HD 800 in puncto Design allemal. Zwei übergroße Ohrhörer decken nicht nur das Ohr, sondern auch einen Teil des umliegenden Kopfes ab. Dadurch wird der Musik in Kombination mit der offenen Bauweise, viel Platz zur Entfaltung gelassen. Weiterhin soll dieses Design das natürliche Auftreffen der Schallwellen auf das Ohr garantieren, diese kommen durch eine leichte Schräge an der Ohrmuschelaußenseite, in einem realitätsnahen Winkel beim Hörer an.

Ein exklusiv gefertigtes Edelstahlgewebe findet Verwendung in der handgefertigten Ohrmuschel aus Mikrofasern – hochwertig, dynamisch, futuristisch

Sennheiser strebt in allen Aspekten der Bauweise besondere Echtheit des Klangs an. Drei Patente für einzelne Bauteile sind ein klarer Beweis für die Innovationsfreundlichkeit des Unternehmens. Passend zum futuristischen Design ersetzen Kunststoffteile, aus in der Luftfahrtechnik verwendeten Materialien, hochfeste Metalle. Ein exklusiv gefertigtes Edelstahlgewebe erfährt Verwendung in der handgefertigten Ohrmuschel aus Mikrofasern, welche mit der Schallwand zu einem Bauteil verbunden ist. Auch das Innere der Ohrmuschel ist vor Verunreinigung des Klanges geschützt. Dort wartet ein Staubprotektor aus 3-D-Mesh auf störende Partikel.

Falsch liegen wir in der Annahme, dass so viel Innovation den Tragekomfort ins Aus befördert. So verhindert das patentierte Kopfbanddesign, aus zwei durch eine hochdämpfende Folie verbundenen Edelstahlformteilen, unnötige Vibrationen sowie Kopfschmerzen. Natürlich hängt die Passform auch von der Kopfform des Trägers ab, deswegen empfehlen wir eine Probestunde vor dem Kauf.

Technik, die überzeugt

Ein Blick ins Innere beweist, der HD 800 ist etwas ganz besonders. Als einziger Hersteller verbaut Sennheiser einen Ringradiator mit 56 Millimeter Durchmesser unter Verwendung eines hochwertigen Neodymmagnets. Wichtig beim Rin-gradiator ist ganz besonders die Ausrichtung, da eine Abweichung vom idealen Winkel einen Abfall im Hochtonbereich bedeuten kann. Wie wir später im Klangtest sehen werden, ist die Ausrichtung beim HD 800 perfekt.

Für herausragende Qualität spricht auch die hohe Impedanz von 300 Ohm. Der HD 800 ist kein einfacher Kopfhörer, er ist ein Erlebnis und braucht für seine Performance viel Leistung vom Endgerät. Hierfür sind Kabel aus versilbertem und sauerstofffreiem Kupfer mit einer 6,3-mm-Stereoklinke im Lieferumfang enthalten. Diese verhindern elektromagnetische Störeinflüsse und erleichtern die Verbindung. Sennheiser empfiehlt für den optimalen Klang den Einsatz eines Kopfhörerverstärkers. Eindeutig handelt es sich bei diesem Kopfhörer um ein High-End-Gerät für Musikgenuss von guten Endgeräten.

Eine neue Welt

Wir stehen in einem großen, runden Saal. Unter unseren Füßen bilden die tiefen Frequenzen einen warmen, weichen Untergrund. Wir versinken in ihm. Dann erklingt die Stimme von Chris Eckman. Das „Requiem For The Old Skool Heavy“ beginnt mit seiner sanften Stimme. Sie hebt uns aus dem Boden heraus. Ein dynamisches Crescendo bringt uns kurz darauf fast um den Verstand. Der Herzschlag wird schneller und wir haben Gänsehaut. Im Hintergrund das Schlagzeug. Niemals knallt es sondern bietet einen Anhaltspunkt in dem Saal voller Musik. Es entsteht ein wirklich toller Raumklang, bei dem alle Frequenzbereiche in gewünschter Form wiedergegeben werden.

Genauso ergeht es uns auch bei „Aquarium“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns. Im Original der musikalischen Suite für Kammerorchester wird eine Glasharmonika verwendet. Diese klingt mit dem HD 800 wunderbar sanft und weich ohne dabei flach zu werden. Perlende Läufe des Klaviers erzeugen den Eindruck von fließendem Wasser. Hier leistet der Wandler eine brillante Leistung in den hohen Frequenzen. Scheinbar ohne Mühe gelangt jede einzelne Klangfacette an unser Ohr und verschwimmt nur dann, wenn der Komponist es will. Mystisch steigen Luftblasen an die Wasseroberfläche und Tröpfchen perlen von Fischen ab. Die Wahl der altmodischen Glasharmonika beweist sich als absoluter Erfolg und stellt keinerlei Schwierigkeit für den HD 800 dar.

Mit Groove zum Erfolg

Schon 2012 testeten wir den HD 650 Kopfhörer von Sennheiser. Mit einem speziellem akustischem Gewebe an der Außenseite der Ohrmuscheln, wird für gleichmäßige Dämpfung über die gesamte Fläche gesorgt. Eine besonders leichte Aluminium-Antriebsspule ist für Impulstreue verantwortlich und ein Anschlusskabel aus hochwertigem Kupfer und hoher Reißfähigkeit verhindert unerwünschte Klangverluste. Für viele ist genau dieses Produkt ein Favorit unter den offenen Ohrhörerlösungen. Zusätzlich zum HD 650 bekommt man im Apogee Bundle ein Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler für den PC hinzu. Dieser, namens Groove, soll den flachen, hohlen Klang des Laptops oder Rechners aufwerten und zusammen mit dem Spitzenkopfhörer ein wahres Sennheiser-Klangerlebnis schaffen.

Wir setzen uns die elliptischen, anatomisch korrekten Ohrhörer aus Velours auf, verbinden den HD 650 mit dem Groove und diesen wiederum via USB 2.0 mit dem Laptop.

Der hochwertig verarbeitete Bügel ist sehr stabil und sorgt für einen festen Halt am Ohr

Drei technische Kniffe machen aus dem Groove etwas ganz Besonderes. Ein Konstantstrom-Laufwerk kompensiert die fehlende Linearität der herausgegebenen Musikdateien und schlüsselt diese so auf, dass Verzerrungen vermieden werden und neue Dimension, Klarheit und Detailfreudigkeit hervorkommen. Zusätzlich dazu findet das Quad Sum DAC System von Apogee Verwendung. Hierbei werden vier Analog-Digital-Wandler für einen Kanal eingesetzt. Natürlich führt das zu einem sehr geringen THD-Wert (Harmonische Verzerrung), einem fast nicht existenten Klirrfaktor, sowie großer Dynamik. In Verbindung mit dem schon geringen Klirrfaktor der HD 650 von ≤ 0,05 % müsste der Groove also fast perfekte Klangqualität erreichen. Auch die SABRE³² Technologie von Esstech sorgt für wacklerfreie, dynamische Klänge ohne Verzerrungen. Wo der HD 650 alleine Schwierigkeiten in den Höhen und Tiefen hatte, klingt er nun viel abgerundeter. Wenn man den HD 650 mit dem Apogee Groove verwendet, will man keine anderen Kopfhörer mehr im Büro haben.

weitere Infos unter: www.sennheiser.de

Die Testbewertung bezieht sich auf den Sennheiser HD 800.

 

 

Fazit
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
93
Preis/Leistung
91
Leserwertung4 Bewertungen
47
Vorteile
klanglich höchstes Niveau
sehr gute Abdeckung aller Frequenzbereiche
Nachteile
keine
92

Bildquellen:

  • IMG_7667: Bild: Auerbach Verlag
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