Onkyo TX-RZ3100 und A-9050: Klangjongleure

Onkyo TX-RZ3100 und A-9050: Onkyo-Einsteiger oder Onkyo-Überflieger. Welcher Typ Sie sind, hängt vor allem davon ab, ob Stereo oder Mehrkanal. Der kleine Besserwisser gegen den großen Alleskönner. Unfair, meinen Sie?

Der erste Eindruck war schon recht magisch. Als wir den nur acht Kilogramm leichten Onkyo A-9050 aus dem Karton zauberten, strahlte der kompakte Bolide scheinbar bereits und brachte uns zum Ausdruck, dass er sich freut endlich wieder Strom auf die Leiterbahnen zu bekommen und seiner Bestimmung gerecht zu werden.

A-9050

So ein bisschen einen individuellen, imponierenden Charakter hat der A-9050 und das beschränkt sich zum Vorteil des Hörers nicht nur auf den optischen Auftritt. Das eigentlich technisch-nüchtern betrachtet klassisch und elegant anmutende Gerät kommt mit kecken Hybrid-Applikationen und einem spielend leichten Umgang mit analogen und digitalen Signalquellen daher. Effizienz und Minimalismus in der Nutzererfahrung gepaart mit Wertigkeit und Klasse sind tonangebend im Design.

Dreiband muss reichen. Die am weitesten verbreitete aller Frequenzentzerrungen unterstreicht den Anspruch an einen Klassiker

Der Integrated Amplifier A-9050, so die offizielle Bezeichnung, macht es einem leicht, ihn zu mögen. Das Zentrum der Frontplatte stellt das motorisierte Volumenpotentiometer dar, welches flüsterleise der beiliegenden Fernbedienung gehorcht. Die stabile Ausführung macht Spaß und gibt das gute Gefühl, dass sich dahinter eine ebenso qualitative Verarbeitung befindet. Ein paar Frequenzregler zum Entzerren, eine A/B-Schaltung der Lautsprecher deren Konstellation per LED gekennzeichnet wird, ein Direct-Schalter, Kopfhörerausgang, Anzeige der Eingangsquelle. Die Bedien- und Anzeigeelemente sind größtenteils bekannt, ein paar Überraschungen gibt es dennoch. Am interessantesten und deutlich hörbar arbeitet die Phase Matching Bass Funktion. Per Knopfdruck an der Front lässt sich das Gerät automatisch kalibrieren, was sich schlagartig in einem größeren, transparenteren und tieffrequenteren Bassspektrum niederschlägt. Bereits nach wenigen Minuten Probehören war klar: Die angebotene Phasenkorrektur des Basses ist nicht nur nützlich, sondern weiß zu begeistern. Insbesondere der Bereich unterhalb von 80 Hertz profitierte immens von der Phasenkorrektur, was uns deutlich bei Klangbeispielen aus dem Album ‚We Were Here‘ des Duos ‚Boy‘ aufgefallen ist. Das mit exzellenten Synthesizerbässen gefüllte Album fand im Onkyo A-9050 einen würdigen Spielpartner, der dem druckvollen Live-Charakter der Band gerecht wird. Über den gerasterten Input-Drehswitch hatten wir zuvor unsere Spieloptionen geprüft. Nicht weniger als fünf analoge Line Inputs, ein Phono Input, zwei koaxiale und ein optischer Digitalinput standen uns zur Verfügung. Den Line Out und die zwei Pre Outs, wobei einer in Mono für aktive Subwoofer gedacht ist, haben wir wohlwollend während des Tests zur Kenntnis genommen, aber uns dann für eine klassische digitale Variante entschieden. Optisch per Glasfaser auf Input D3 also kinderleicht direkt aus dem CD-Player in den Verstärker. Die Vielzahl der angebotenen Wege gibt genug Puffer und Flexibilität für womöglich größere Stereoprojekte in ferner Zukunft. Doch nicht nur Eingangsseitig, auch am Ausgang des Verstärkers wurde so ziemlich an alles gedacht.

Alles was man von einem Verstärker erwartet und ein bisschen mehr. Da der A-9050 keine Menüführung hat, erfolgen Spezialeinstellungen wie Impedanzanpassung über Switches

Zwei Lautsprecherpaare können gleichzeitig am A-9050 betrieben werden, entweder auf getrennten Wegen oder als so genantes Bi-Wiring-System, wobei die Hochtöner vom Weg A und die Bässe vom Weg B gespeist werden. Die Impedanz der vorhandenen Lautsprecher ist auf der Rückseite des Verstärkers per Switch von vier auf acht Ohm verstellbar. Optimale Leistung erzielt der Verstärker mit bis zu 75 Watt pro Kanal. Power genug um auch anspruchsvollen Standboxen mit den zwei verbauten 10 000 Mikrofarad Kondensatoren ordentlich Druck auf die Magneten zu geben. Onkyo verspricht dabei maximale Verzerrungen von nur 0,08 % THD+N bei Dauerbelastung. Ähnlich gute und aussagekräftige Messwerte gibt es beim Frequenzgang, der bis 100 Kilohertz nur um zirka ein Dezibel abweicht und somit linear ist, oder dem Standby-Verbrauch von gerade einmal 0,3 Watt. Ein durchweg und konsequent moderner Klassiker, von der Konzeption bis zur Ausführung. Und das schlägt sich auch im Klang nieder. Besonders die bereits angesprochene Bassmanagement-Funktion mithilfe Onkyos hauseigener Phase Matching Bass Technology macht bei Pop und Rockmusik richtig Spaß, bringt den Raum zum Schwingen und lässt andere Anlagen verstaubt wirken.

Klein, aber oho

Wer es lieber transparent, großzügig und dennoch geordnet mag, der kommt beim A-9050 richtig auf seine Kosten. Egal ob Opern, Kammermusik, Free Jazz, Soul, Funk oder perkussive Worldklänge, der A-9050 macht einen natürlichen, ausgewogenen und lebendigen Eindruck für eine diskrete, dreistufige, invertierte Darlington-Schaltung. Dabei wirkt er jedoch im Klangbild nie diffus oder verwaschen, eher straff und differenziert. Die hochgradig dichte Darstellung des Signals wird durch eine immense Abtastrate von 192 Kilohertz bei 24 Bit Dynamik von einem Wolfson DAC unterstützt, was auch den erweiterten Frequenzgang erklärt. Der HiRes-Sound wertet auch schlechte MP3s, verstaubte Platten oder alte Bänder deutlich auf. Das zeitgemäße Auftreten des A-9050 spiegelt sich in seinen inneren Werten wieder und tritt durch einen ansprechenden Sound zu Tage. Mikroskopische Technologien geschützt hinter wertigem Aluminium präsentiert Onkyos Neuzeitklassiker souverän, technisch wie klanglich effektiv, selbstbewusst und flexibel. Als Sound- und Design-Charmeur spielt der Verstärker bestimmt und dennoch sehr luftig auf. Stilsicher zeigt uns Onkyo mit dem A-9050 ein weiteres Mal, das hinter den dezent anmutenden Boliden aus Fernost in allen Klanglagen höchste Leidenschaft und Wiedergabequalität der Mindestanspruch sind.

TX-RZ3100

Wären AV-Receiver Autos, der TX-RZ3100 wäre ein familientauglicher Offroad-Kleintransporter mit Sportpaket und Ledersitzen, schwarz-metallic in Leichtmetallbauweise und mit ökostrombetriebenem Tesla-Motor. Was wie eine eierlegende Wollmilchsau klingt, ist auch genau das. Eine eierlegende Wollmilchsau mit Federn und Filet.

Die Möglichkeiten, die dieses Gerät bietet, sind so vielfältig, umfangreich, qualitativ hochwertig ausgeführt und clever integriert, dass es unmöglich erscheint, jemals das volle Potential des RZ3100 zu erschöpfen, wenn man nicht gerade zufällig vor hat, sich als Kinobetreiber selbständig zu machen. Onkyo ist schon lange dafür bekannt und hat sich nicht umsonst als Global Player behauptet, wenn es um topaktuelle Features und wegweisende Forschung und Entwicklung geht. Jedes Jahr legt man neue Produkte vor, die sich gegenseitig selbst übertrumpfen und alles bieten, was das Attribut State-Of-The-Art verdient. Auch zur diesjährigen IFA hat Onkyo eine breite Palette an A/V-Receivern vorgestellt, die das ultimative 3D-Klangerlebnis versprechen.

Da denkt man schon bei diesem Anblick, da ist ja kaum noch Platz, weil alles da, was das Herz begehrt, doch der große Bruder des RZ3100, das Top-Modell RZ5100, kann noch XLR

State-Of-The-Art

Mit 4K und Streaming ausgestattet, ist der von uns getestete RZ3100 auch noch THX-zertifiziert. Um Kinoqualität müssen wir uns also keine Sorgen machen. Auch Leistungsfetischisten kommen mit 200 Watt pro Kanal an 6 Ohm keineswegs zu kurz. In den neuen Modellen der RZ-Serie kommen digitale Hochstrom-Verstärker zum Einsatz, die hohe Dynamik und Anpassungsfähigkeit bei gleichzeitiger Fidelität gewährleisten. Ausschließlich hochwertigste, fein selektierte Bauteile und speziell für den Audiobereich entwickelte Kondensatoren sollen den Premium-Charakter der RZ-Serie unterstreichen. Die ausgewählten D/A-Wandler von AKM sorgen für einen effektiven Rauschabstand von 108 Dezibel pro Kanal und leisten somit nahezu Studioqualität auf kompaktestem Raum. Die Rechenleistung für die Surround-Formate und deren Klangbearbeitung stellen mehrere Analog Devices Sharc-DSPs vom Typ ADSP-21489 zur Verfügung. Und das ist bei 11.2-Kinosound auch vollkommen angemessen. Dabei können die Höhenkanäle auch als Zone 2 und 3 verwendet werden. Es werden quasi alle gängigen Surround-Formate unterstützt. Inklusive Dolby Atmos, DTS:X und DTS Neural:X, einem Algorithmus, der durch virtuelles Upmixing einen emulierten Höheneffekt berechnet und aus 5.1 oder 7.1 echten 3D-Sound zaubert. Zur automatischen Einmessung stehen dem RZ3100 die von Onkyo gewohnten Setups AccuEQ und AccuReflex zur Verfügung, wobei das erste Verfahren der Frequenzanpassung dient und das zweite den Zeitversatz der Lautsprecher kompensiert. Das benötigte Mikrofon liegt dem Receiver bei und der Vorgang ist gut dokumentiert und wird geführt.

Egal, ob offen oder geschlossen. Fast ein bisschen wie ein amerikanisches Cadillac Cabrio, je nach Wetter und Laune, schlicht und matt, oder flexibel und anschlussfreudig

Dass der A/V-Receiver flüssig 4K Ultra HD und HDR spricht, sowie über die volle Breitseite 4 : 4 : 4 Farbabtastung verfügt, ist bei einem Gerät dieser Preis- und Qualitätsklasse selbstredend. Es ist aber nicht üblich, dass das auch am HDMI-Out der Zone 2 gilt. Fast schon ein wenig witzig erscheint dagegen die klassische Ausstattung der RZ-Serie mit altbackenem AM-, UKW-, KW-, und MW-Radio über Wurfantenne. An dieser Stelle hätten wir uns lieber zeitgemäßen Digitalgenuss in Form von DVB-T2 und DAB+ gewünscht. Onkyo setzt an dieser Stelle aber lieber voll und ganz auf ebenso zeitgemäße Internet- und Streaming-Lösungen. So ist TuneIn Internet-Radio über WiFi oder Kabel, Streaming über UPnP in Hi-Res, aber auch AirPlay, Spotify, Google Cast – um nur einige zu nennen – und das neue FireConnect als Basis für Multiroom-Streaming für die RZ-Serie ein Kinderspiel. Die Steuerung des üppigen Boliden erfolgt über Onkyos gut durchdachte App für Android und iOS, die weit über den klassichen Netzwerk-Player hinausgeht und auch die Einrichtung unterstützt. Wer es lieber haptisch mag, dem ist die klassische Infrarot-Fernbedienung ans Herz gelegt. Sie überzeugt durch ein sehr durchdachtes Layout. Der schnelle und intuitive Zugriff auf alle Funktionen, vor allem die für den Surroundklang relevante Kanalanwahl und Tone-Anpassung über separate Volumen-Wippen, ist sehr gelungen.

Pure oder Surround

Getestet haben wir das Premium-Produkt natürlich nicht einfach nur husch-husch mit ein paar Kopfhörern, das wäre ein Frevel. Nein, ein ordentliches Surrround-Setup darf es schon sein, um sich vom Klangzauber der RZ-Serie zu überzeugen. Aufgebaut haben wir dafür unser KEF-Set aus der Xq-Serie inklusive Subwoofer. Die Fantastischen Vier klangen darüber ihrem Namen definitiv treu. Die in DTS HD 5.1 gemasterte MTV Unplugged II Blu-ray eignete sich hervorragend zum ausprobieren des sagenumwobenen DTS Neural:X Codecs, der den heimischen Kinosaal sofort in eine Höhle des Wohlklangs verwandelt, aber auch Phil Collins machte eine starke Figur beim Montreux Jazz Festival in 4K. Wohl auch, weil die Aufnahme aus dem Jahre 2004 gut aufgefrischt wurde von tollen Farben, die nicht nur einer optischen, sondern auch einer akustischen Sinnestäuschung gleichkam. Besonders imposant ist die schöne Kanaltrennung der Signale zu hören, was zur optimalen Lokalisation von Sounds beiträgt, zum Beispiel der Overheads beim zehnminütigen Schlagzeugsolo des markanten Collins-Openings, oder aber beim Klassiker des Heimkino-Kopfduckens ‚Der Soldat James Ryan‘ der auch heute noch zu Recht als Referenz für hervorragendes Sounddesign gilt, weil jede Gewehrkugel so liebevoll im 3D-Klangbild integriert wurde, dass man sich unweigerlich einfach mitten im Gefecht fühlen muss. Für die RZ-Serie alles kalter Kaffee und Peanuts. So sehr, dass man sich lieber noch mit einem zweiten Betriebsmodus des RZ3100 beschäftigt hat, der es echt in sich hat und der so richtig Spaß macht. Den Puristen wird es entgegenkommen, dass beim Aktivieren dieser Spielart ein Relaisfeuerwerk zündet, welches direkt erst einmal das ablenkende und mögliche Störquellen verursachende Display eliminiert. Danach reduziert sich die Ausstrahlung auf Stereo in seinem vollsten Spektrum. Dynamik, Kraft und Frequenzverlauf werden umgelenkt und gebündelt. Der RZ3100 stellt dann gerade noch so viel grafische Power zur Verfügung, dass es für eine blaue LED reicht. Der Rest wird zu Klang, der nicht viel mehr braucht, als die Beschriftung über der blauen LED anzeigt: Pure Audio.

Pure Audio: Wie in einem Transformer findet bei Aktivierung eine Verwandlung statt, die Relais schaltet und Potentiale weckt

weiter Infos unter: www.onkyo.com/de

Das Testurteil bezieht sich auf TX-RZ3100.

Fazit
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
93
Preis/Leistung
91
Leserwertung40 Bewertungen
43
Vorteile
stark überdimensioniert für alle erdenklichen Anwendungen
Multiroom über FireConnect und Streaming-Möglichkeiten
Nachteile
kein DAB+/DVB-T2
92

Bildquellen:

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