North Star Design Blue Diamond: Meister der Wandlung

Der North Star Blue Diamond ist nicht nur ein CD-Player. Ausgestattet mit einem DAC-Modus, liegt seine Stärke in der Wandlung von Dateien, deren Auflösung weit über CD-Niveau liegt.

Die Firma North Star Design gehört zu den vielen exzellenten Audioschmieden Italiens, in denen Ingenieurskunst auf La Dolce Vita trifft. In der Toskana entwickeln Chef-Designer Giuseppe Rampino und sein Team seit 25 Jahren hochwertige Audiokomponenten, wobei zur Zeit der Fokus auf DSD-Wandlern, wie dem Flaggschiff Supremo oder dem kleineren Impulso, liegt. Wir durften ihren CD-Player Blue Diamond testen. Da den kleinen silbernen Scheiben mittelfristig ein ähnliches Schicksal bevorstehen dürfte, wie der Schellackplatte, dem Tonband oder der Musikkassette, integrierte man zusätzlich eine DAC-Funktion, um das Gerät zukunftsfähig zu machen. Seine Wandlereinheit hat unser Testkandidat eins zu eins vom North Star Impulso übernommen. Er wandelt damit PCM-Dateien mit einer Abtastrate von bis zu 384 Kilohertz (kHz) und DSD-Streams mit bis zu 11,2 Megabit pro Sekunde (bit/s), was für alle Zeiten reichen sollte, da wir höhere Auflösungen sowieso nicht mehr wahrnehmen können. Schließlich sind unsere Ohren nach wie vor analog und deren Empfindlichkeit begrenzt.

Der unterste Schalter im Bild dient der Auswahl des Quell-Eingangs im DAC-Modus
Der unterste Schalter im Bild dient der Auswahl des Quell-Eingangs im DAC-Modus

Zeitlos klassisch

Das Äußere des Blue Diamond kann man als zeitlos klassisch beschreiben. Es gibt je eine Ausführung im silbernen und im schwarzem Aluminiumgehäuse. Wir hatten zweitere im Hörraum, die durch Eleganz und Zurückhaltung in jedem HiFi-Rack gut aussieht. Das Display überzeugt mit großer blauer Schrift auf schwarzem Grund, die man auch ohne Opernglas vom Sofa aus noch gut erkennt. Eine rote und eine blaue LED geben Auskunft über den momentanen Status des Gerätes. Wir bekamen zu unserem schwarzen Blue Diamond seltsamerweise eine silberne Fernbedienung mitgeschickt. Die ist haptisch extrem hochwertig: North Star dachte sogar an kleine Gummifüßchen, damit keine Kratzergefahr für Fernbedienung und Unterlage besteht. Allerdings ist es leicht unpraktisch, dass der Taster zum Batteriewechsel aufgeschraubt werden muss und die passenden Batterien des Typs CR2025 hat ein Durchschnittshaushalt nicht unbedingt vorrätig. Aber die wichtigsten Knöpfe befinden sich ja auch an der Front des CD-Players selbst, darunter natürlich die üblichen Verdächtigen (Play, Pause, Forward usw.) sowie die Taste „Mode“, die als Eingangswahlschalter im DAC-Modus dient. Durch langen Druck auf die Power-Taste kommt man in das einfach gehaltene aber effektive Filtermenü, durch das man sich mit den Tasten Forward und Rewind manövriert.

Sollte die Audio-CD in 10 bis 20 Jahren aussterben, werden wir wehmütig an die haptische Qualität eines CD-Trays zurückdenken
Sollte die Audio-CD in 10 bis 20 Jahren aussterben, werden wir wehmütig an die haptische Qualität eines CD-Trays zurückdenken

Einbindung in das Setup

Ausgangsseitig verfügt der Blue Diamond über ein Paar Cinch-Buchsen und, besonders erfreulich, über ein Paar symmetrische XLR-Anschlüsse und einem Koaxial-Out. Auch die Input-Sektion kann sich sehen lassen: Mit Koaxial, Optisch (Toslink) und USB sind die gängigsten Digitalanschlüsse im HiFi-Bereich vorhanden. Der USB-Slot dient der Verbindung mit einem Computer, für den der Blue-Diamond als Audio-Interface arbeitet. Schließt man einen Mac an, braucht man nichts weiter zu tun, als in den Systemeinstellungen den Blue Diamond als Ausgabegerät zu wählen und schon werden alle Töne des Rechners von diesem gewandelt. Bei Windowsrechnern ist das nicht ganz so einfach, denn natürlich müssen dort Treiber installiert werden – die sind, auf CD gebannt, Bestandteil des Lieferumfangs. Netterweise packte North Star noch ein komplettes Manual für die Nutzung des Blue Diamond als DAC obendrauf, mit einer ausführlichen Erklärung der empfohlenen Player Audirvana für Macs und Foobar2000 für Windows.

Wird der Blue Diamond aus dem Standby gestartet, scannt er die Eingänge und erkennt automatisch den belegten Eingang. Falls mehrere Geräte angeschlossen sind, skipt man sich einfach mit der Taste „Mode“ an der Haupteinheit oder mit den Vor- und Zurücktasten auf der Fernbedienung durch die möglichen Quellen. Im DAC-Modus wird die momentan gewandelte Abtastrate im Display angezeigt. Wenn die Daten über USB kommen, erscheint kurioser Weise immer 384 kHz. Wir störten uns ein wenig an der langen Reaktionszeit des Gerätes, bevor es in den Standby-Modus wechselt. Im CD-Modus gibt es hingegen nichts zu beanstanden. Im DAC-Modus kann nicht mal eben schnell der CD-Tray ausgefahren werden, was man bei einer Neuauflage evtl. ändern könnte – aber auch nicht muss.

Das Anschlussfeld des Blue Diamond beinhaltet alles, was ein guter Wandler benötigt, darunter verschiedene Digitaleingänge und symmetrische Ausgänge
Das Anschlussfeld des Blue Diamond beinhaltet alles, was ein guter Wandler benötigt, darunter verschiedene Digitaleingänge und symmetrische Ausgänge

Klingt digital immer gleich?

Nach wie vor leben viele Menschen in dem Glauben, CD-Player können sich im Klang nicht sonderlich voneinander unterscheiden. Sie glauben es aber nur solange, bis sie einmal einen A/B-Vergleich am selben Endverstärker bzw. Lautsprecher vornehmen konnten. Es gibt nämlich durchaus Unterschiede. Zugegeben fallen diese recht marginal aus, aber wegzureden sind sie nicht. Meist sind es die teureren Modelle, die transparenter, räumlicher – eben einfach besser klingen. Verantwortlich dafür sind meist die besseren Wandler und die höhere Qualität der analogen Bauteile, denn immerhin müssen die gewandelten Signale nach der Wandlung vorverstärkt und über Buchsen ausgegeben werden. Der North Star Blue Diamond gehört durchaus hörbar zu den besseren CD-Playern, was bei einem Preis von 2 400 Euro (in Silber) bzw. 2 475 Euro (in Schwarz) nicht verwundert. Man kann gar nicht genau beschreiben, was den Unterschied ausmacht, aber beispielsweise begeistern die 2011er Aufnahmen der „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz mit einer realistischen Räumlichkeit und einem nach oben hin offenen, luftigen Detailreichtum. Der Blue Diamond gibt den Chorstimmen die Möglichkeit zu strahlen und setzt die Basso-Continuo-Begleitung angemessen in den Hintergrund. Die derart klare Auflösung lässt Emotionen besser wirken – im besagten Werk ist es die Trauer (es handelt sich um die Musik zur Trauerfeier für Schütz‘ Landesvater Heinrich Posthumus Reuß). Natürlich gilt das auch für heiter beschwingte Musik wie Paul Simons Achtziger-Klassiker „You can call me Al“, das seinerzeit schon auf CD erschien. Der Blue Diamond gibt die knochentrockene Bassdrum und Bakithi Kumalos funkigen Bass selten temperamentvoll wieder.

Das Netzeteil sitzt in einem eigenen Gehäuse und ist somit gut von der feinen Elektronik abgeschirmt North Star baut auf Prozessoren des US-amerikanischen Herstellers Atmel. Das hochwertige CD-Rom-Laufwerk sitzt bombenfest in einem Alu-Chassis
Das Netzteil sitzt in einem eigenen Gehäuse und ist somit gut von der feinen Elektronik abgeschirmt.
North Star baut auf Prozessoren des US-amerikanischen Herstellers Atmel. Das hochwertige CD-Rom-Laufwerk sitzt bombenfest in einem Alu-Chassis

High-Res-Wandler

Zu wahrer Höchstform läuft der Blue Diamond aber erst in seiner Funktion als DAC auf. Wir reizen ihn mit „I mean you“ von Dean and the Boys in DSD64-Format voll aus und staunen nicht schlecht als die ersten Töne unsere Gehörgänge umschmeichelten. Kaum zu glauben, aber auch bei einem Jazztrio bestehend aus Schlagzeuger, Saxofonist und Pianist hört man einen Unterschied! Der ist wiederum schwierig zu benennen. Am Besten könnte man die Wiedergabe als „natürlicher“ beschreiben. Der Aufnahmeraum wird derart plastisch modelliert, dass man ab einer gewissen Lautstärke glauben könnte, man befände sich zwischen den Musikern. Das funktioniert übrigens auch mit Klassik: Vivaldis „La Primavera“ aus den vier Jahreszeiten versetzt uns gedanklich in einen blühenden Olivenhain in der Toskana. Das nennen wir „La Dolce Vita“.

weitere Infos unter:  www.wodaudio.de

Die Fernbedienung ist sowohl haptisch als auch optisch auf hohem Niveau
Die Fernbedienung ist sowohl haptisch als auch optisch auf hohem Niveau8

 

Fazit
Wiedergabequalität
91
Ausstattung/Verarbeitung
88
Benutzerfreundlichkeit
89
Preis/Leistung
88
Leserwertung12 Bewertungen
52
89

Bildquellen:

  • img_21171: Bild: Auerbach Verlag
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