Testbericht Quadral Aurum Gamma Test Review Aktiv Lautsprecher Streaming Hires Tidal

Test: Quadral Aurum Gamma Standlautsprecher – Aktiver Vulkan

Erfahrung, Innovation, Selbstbewusstsein und Team-Spirit stecken in dieser aktivierten Neuauflage des Dauerbrenners Quadral Aurum Vulkan. Was der Aktivlautsprecher Quadral Aurum Gamma én détail zu leisten vermag, haben wir für Sie eruiert.

Die Aurum-Serie des hannoveranischen Traditionsunternehmens Quadral gehört wohl zu den Urgesteinen deutscher Lautsprecher-Fertigung. Bereits in den 1980er Jahren präsentierte die HiFi-Schmiede vom Herrenhäuser Bahnhof die ersten Vertreter der goldenen Kollektion mit den selbstbewussten Titeln Titan und Vulkan. Beide befinden sich mittlerweile in der neunten Generation und gehören noch immer zu Quadrals Bestsellern. So wurden sowohl Titan als auch Vulkan in der Vergangenheit mehrfach mit Auszeichnungen dekoriert und werden vielerorts der Referenzklasse zugerechnet. Das markante Design der beiden Flaggschiffe mit Bändchenhochtönern und Mitteltönern in D’Appolito-Anordnung, als auch das Prädikat „Made in Germany“ hat der Aurum-Kollektion eine bundesweit, sowie international eine treue Fangemeinde eingebracht. Nun wissen jedoch auch die Hannoveraner um die veränderte Erwartungshaltung eines modernen HiFi-Enthusiasten, für welchen kabellose Konnektivität und User-Experience einen zunehmend höheren Stellenwert einnehmen. Um dem gerecht zu werden, braucht es daher neue Lösungen. Anstatt jedoch einen entsprechend aktiven Universal-Schallwandler aus dem Nichts zu schaffen, entschied man sich bei Quadral für ein technisches Upgrade der beiden Aurum-Urgesteine Titan und Vulkan. Herausgekommen ist die Reihe Aurum Aktiv. Die beiden Standlautsprecher Alpha und Gamma ähneln ihren passiven Vorbildern dabei sehr, jedoch sind neben dem elektronischen Upgrade auch weitere kleine bauliche Veränderungen zu verzeichnen. Für diesen Bericht haben wir uns daher den Abkömmling des Vulkans – den Aurum Gamma – auf den Prüfstand geholt.

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Hinter der WiFi-Antenne sehen wir einen Lüftungsschlitz, über welchen warme Abluft aus
dem Gehäuse geleitet wird

Der aktive Vulkan

Die Verwandtschaft des Gamma und des Vulkan ist unverkennbar. Die beiden markanten 15,5 Zentimeter (cm) messenden Mitteltöner aus Quadrals hauseigener Aluminium-Titan-Magnesium-Legierung – kurz Altima – umrahmen in D’Appolito-Anordnung den berühmten Bändchen-Hochtöner der Aurum-Serie. Dieser ist aus reinem Aluminium gefertigt und gerade mal acht bis zehn Mikrometer dünn. Angetrieben wird er von dafür umso stärkeren Neodym-Magneten. Zwischen den vergoldeten Terminals des Hochtöners bis zum 5 Millimeter (mm) starken Designflansch aus Aluminium sind ein gutes Dutzend Bauteile untergebracht. Und bei Quadral passiert dies natürlich alles in hauseigener Handarbeit. Am anderen Ende des Frequenzspektrums zeichnen auch beim aktiven Aurum Gamma zwei 23,5 cm Altima-Tieftöner verantwortlich. Jedoch sitzen diese nicht mehr an der Gehäusefront, wie noch beim Aurum Vulkan 9, sondern wurden hier an die Seitenwand des Korpus montiert. Somit besticht der Aurum Gamma durch eine sehr schlanke Frontgestaltung. Übrigens hat man nicht nur an der Positionierung der Tieftöner, sondern auch an der Ausstattung der vier Altima-Chassis Veränderungen vorgenommen. So ist der Aluminium-Druckgusskorb der Treiber eine gänzlich neu konstruierte Variante und soll nun noch resonanzärmer daherkommen. Auch die Schwingspule wurde neu gestaltet und mit einem stärkeren Antrieb versehen. Außerdem wurden über den Polkernen aller Antriebe Kupferkappen angebracht, um sowohl harmonische als auch nichtharmonische Verzerrungen zu reduzieren. Die Zentralspinne der Chassis ist aus belastbarem Aramid gefertigt und auch hier wurden die Terminals sorgfältig vergoldet.

Das Herzstück des Aurum Gamma ist jedoch natürlich die Elektronik. Leistungsstarke Class-D-Verstärker versorgen die Tief- und Mitteltonabteilung beim Gamma mit satten 350 Watt (W), beim großen Bruder Alpha wird sogar eine Nennleistung von 700 W verzeichnet. Dem Bändchen-Hochtöner wurde eine eigene analoge Endstufe spendiert. Für den analogen Betrieb lässt sich das Terminal sowohl symmetrisch, als auch asymmetrisch füttern. Für den digitalen und kabellosen Betrieb verfügt der Aurum Gamma über einen präzise auf die Treiber abgestimmten digitalen Signalprozessor (DSP). Für digitale Quellen stellt dieser einen optischen Eingang, sowie einen USB-A-Input für den Anschluss von externen Massespeichern oder PCs zur Verfügung. Jedoch kann der aktive Vulkan natürlich auch kabellos. Hierfür lässt sich der Gamma über einen integrierten W-Lan-Client ins heimische Netzwerk einbinden. Alternativ steht jedoch auch ein Ethernet-Anschluss zur Verfügung. Auch hier betont Quadral: Alles ist „Handmade in Germany“. Um störende Einstreuungen der Elektronik zu unterbinden, wurde das gesamte Modul aus Verstärker und DSP übrigens vorbildlich in einer eigenen Gehäusekammer untergebracht. Zwei schmale Öffnungen unter- und oberhalb der Kammer erlauben hier einen kühlenden Luftstrom. Nicht zuletzt wegen des ganzen Pakets an Elektronik kommt der Aurum Gamma bei seiner überschaubaren Höhe von 111 cm auf stattliche 55 Kilogramm (kg) Kampfgewicht, welche wir lieber nicht allein in unseren Hörraum hieven.

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Aluminium, Magnesium und Titan heißen die drei Werkstoffe, aus welchen Mittel- und Tieftöner gefertigt sind. Daher auch die Wortschöpfung Altima-Membran

Featuring Dirac

Wir positionieren das Stereopaar, welches übrigens in Transmitter und Receiver, also „Master“ und „Slave“ unterteilt ist, so, dass die hinter einem Schutzgrill versteckten Tieftöner nach innen gerichtet sind. Für ein optimales Abstrahlverhalten sind beide Speaker übrigens leicht nach hinten geneigt. Dadurch relativiert Quadral die fehlende Höhe des Korpus. Dieser verzichtet außerdem komplett auf parallele Gehäuse-Wände, wodurch das Auftreten stehender Wellen unterbunden wird. Sowohl Transmitter als auch Receiver sind nun mit dem Stromnetz verbunden und warten auf ihre Einrichtung. Diese geht ohne große Komplikationen von der Hand. Für eine Einbindung ins W-Lan-Netzwerk errichtet der Aurum Gamma vorerst ein eigenes Netzwerk. Ist man hier eingewählt, können nun über die entsprechende App für Smartphone oder Tablet die Zugangsdaten fürs eigentliche Netzwerk eingegeben werden. Wir entscheiden uns jedoch für eine kabelgebundene Verbindung via Ethernet. Nun kommen wir zum eigentlichen Highlight des aktiven Aurum-Speakers: der Raumanpassung. Denn im Lieferumfang des Aurum Gamma ist ein Messmikrofon enthalten. Dieses lässt sich über USB an einen PC anschließen, auf welchem nun die Software Dirac Live zu installieren ist. Sie erkennt Lautsprecher und Mikrofon und verlangt nun mehrere Messungen um den „Sweet Spot“ herum. Das Inputlevel des Mikrofons stellen wir dabei so ein, dass sich das Testsignal bei etwa -12 Dezibel (dB) wiederfindet, ein Toleranzbereich ist in der entsprechenden Anzeige grün markiert. Die Messungen selbst gehen folgendermaßen vonstatten: Ein kurzer „Sweep“, also ein Frequenzdurchlauf, wird vom Aurum Gamma in den Raum gegeben.

Die Dirac-Software zeichnet dieses Signal auf und ermittelt daraus, bei welchen Frequenzen der Hörraum besonders angeregt wird oder schwächer resoniert. Diese Messung wird an verschiedenen Positionen vorgenommen. Nun kann die Software einen Filter erstellen, welcher den Pegel des Lautsprechers dort anhebt, wo raumbedingt Täler im Frequenzgang entstehen und dort senkt, wo besonders viel Raumklang mitschwingt. Dieser Filter lässt sich per Knopfdruck speichern und aktivieren, das ganze Procedere nimmt inklusive Auf- und Abbau des Mikrofons und Installation der Software weniger als eine Stunde in Anspruch. Und dabei sind technische Kompetenzen des Nutzers absolut nicht vonnöten. Die Software leitet einen Schritt für Schritt durch den Messprozess, des weiteren ist in der Bedienungsanleitung eine sorgfältige Instruktion niedergeschrieben, sodass auch eine Sprachbarriere, denn die Software ist auf Englisch, kein Problem darstellen sollte.

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Aluminium, Magnesium und Titan heißen die drei Werkstoffe, aus welchen Mittel- und Tieftöner gefertigt sind. Daher auch die Wortschöpfung Altima-Membran

Klanggold schürfen

Für die Bedienung der Aktiven Aurum-Lautsprecher hat Quadral den „Aurum Player“ entwickelt. Die kostenfreie App ist sowohl für Apple, als auch Android-User erhältlich. Das aufgeräumte elegante Design der Benutzeroberfläche entspricht voll und ganz Quadrals Qualitätsstandard und lässt auf den ersten Blick kein Wünsche offen. Schnell und intuitiv lässt sich hier zwischen den verschiedenen Quellen umherschalten und durch angeschlossene Speichermedien oder Netzwerkspeicher navigieren. Auch Tidal ist als Streaming-Client in die App integriert. Wir wollen nun endlich mal etwas hören und deaktivieren zuvor dafür nochmal die kalibrierte Raumklang-Anpassung. Wir beginnen den Hörtest mit dem Titel „Ascension Day“ von Talk Talk, rund um den kürzlich verstorbenen Vordenker Mark Hollis. Sofort fällt uns auf, mit welcher Präzision der Bändchen-Hochtöner die Becken transportiert. Sehr originalgetreu und mit allerhand Lebendigkeit werden hier sehr feine Transienten gezeichnet. In den Mitten klingt alles aufgeräumt und emanzipiert. Von Orgel und Gitarre, bis zu eher hintergründig agierenden Klavier und Mundharmonika wird alles sehr schön umrissen und mit viel Sorgfalt zum Besten gegeben. Alles fußt dabei auf einem klar konturierten Bass. Kontrabass und Basstrommel sind satt und werden mit ordentlich Attack in den Hörraum übersetzt. Aber auch dieser hat seinen Einfluss auf den Klang, wie wir wissen. Daher aktivieren wir nun die Dirac-Raumanpassung und spielen denselben Titel erneut. Vom Ergebnis sind wir nicht weniger als schwerst beeindruckt! Unser Hörraum, so gut wir ihn auch auf eine optimale Hörsituation hin bearbeitet haben, hat doch gewisse Eigenheiten.

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Hinter dem fünf Millimeter starken Aluminium-Flansch versteckt sich das Hochtonbändchen, welches für die Wiedergabe oberhalb der 3000 Hertz verantwortlich ist

Nichts dramatisches, aber es handelt sich eben um einen Raum mit einer eigenen akustischen Charakteristik, die sich vor allem in den tiefen Mitten und im Tiefbass bemerkbar machen kann. Und tatsächlich klingt die Musik genau dort nun um einiges packender und trockener. Dort, wo sich Obertöne von Bass, Orgel, Gitarre und Vocals treffen, entsteht durch den Raumfilter eine klar vernehmbare Differenzierung. Das Klangbild wirkt noch plastischer und beinahe holografisch. Auch als HiFi-Redakteur fällt es einem hier etwas schwer, genau zu beschreiben, was hier den Unterschied macht. Denn die Performance des Aurum Gamma wirkt definierter und direkter, ohne gleichzeitig fordernder oder angestrengt zu erscheinen. Es ist fast so, als hätte man uns riesige offene Kopfhörer aufgesetzt, als säßen wir direkt im Klang selbst. Wer die Möglichkeit hat, sollte diese Hörerfahrung unbedingt einmal selbst machen. Quadral hat gut daran getan, einen gestandenen Klangkünstler wie den Aurum Vulkan einem solchen Upgrade zu unterziehen und mit Dirac dem Nutzer eine so wirkungsvolle Möglichkeit der Klangoptimierung einzuräumen. Mit 12.000 Euro Paarpreis ist dieses Werk zwar kein Schnäppchen, aber dafür gestandenes Klanggold „Made in Germany“.

Weitere Informationen: www.quadral.com

Anm.: Dieser Testbericht erschien erstmals in der AUDIO TEST 04/2019.

Fazit
Man merkt dem Quadral Aurum Gamma an, dass hier jede Menge Erfahrung aus der Aurum-Kollektion drinsteckt. Vom Aufbau des Speakers bis hin zu seiner Bestückung spricht alles die Sprache Quadrals anspruchsvoller Entwicklungsarbeit. Nun geht man jedoch mit der Zeit, weshalb der Aurum Gamma ein gestandenes Universal-Genie darstellt, welches per Dirac auch noch an jede räumliche Situation genaustens angepasst werden kann.
Wiedergabequalität
97
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis-/Leistungsverhältnis
100
Leserwertung21 Bewertungen
35
Vorteile
herausragender Klang
sorgfältig verarbeitet
Nachteile
keine
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Quadral Aurum Gamma: Detail: Bild: Auerbach Verlag
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  • Quadral Aurum Gamma: Detail: Bild: Auerbach Verlag
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