Technics, Auerbach Verlag

Test: Technics Ottava SC-C500 HiFi-Kompaktanlage – Großer Klang auf kleinstem Raum

Die Lautsprecher

Die schicken kleinen Lautsprecher sind fast komplett mit schwarzem Stoff überzogen, nur am Sockel und auf der Oberseite finden sich Aluminium-Applikationen. Der Gewebeüberzug verbirgt die technische Raffinesse der Boxen. Um ein Abstrahlverhalten von 270 Grad zu erhalten, mussten sich die Ingenieure nämlich Einiges einfallen lassen. Sie installierten dafür in drei der vier Seiten Hochtonlautsprecher. Dazu kommen zwei 8-cm-Tieftöner (Twin-Drive) im Inneren des Gehäuses, die zur Reduzierung von Gehäusevibrationen symmetrisch angeordnet sind und eine ausreichende Membranfläche sicherstellen, um damit bei Bedarf den hohen Schalldruck in diesem Bereich zu erzeugen. Dabei sind die Membranen vertikal angeordnet, um den Platzbedarf (110 × 110 mm) zu reduzieren. Um die Technik auch in einem kleinen Gehäuse zu installieren, verwendet Technics ein Chassis, bei dem der Biegeradius so groß wie möglich ist, um eine rasche Klangausbreitung ohne Erzeugung von Luftgeräuschen zu gewährleisten. Die so erzeugten Schallwellen leiten die spiralförmigen Bassreflexports nach außen. Durch diese technischen Innovationen sollen Überlagerungen einzelner Frequenzen verhindert werden. Auf diese Weise will Technics Klangbeeinträchtigungen vermeiden und unabhängig von der Position des Hörers ein Klangerlebnis in höchster Qualität vemitteln. So stellt Technics sicher, dass die unteren und mittleren Frequenzen die Ohren der Zuhörer per Diffusor getrennt von den hohen Frequenzen erreichen, die durch auf verschiedenen Achsen angeordneten Tweetern wiedergegeben werden. Im Idealfall erreicht so das Gesamtkunstwerk zur Gänze unser Ohr, ohne einen Laufzeitunterschied oder Frequenzüberlagerungen zu betonen. Das ist schwer, besonders für solch kleine Lautsprecher, die naturgemäß zu einer „Kompakt“-Anlage dazugehören, so dass Technics lange an einer Minimierung der physikalischen Einschränkungen getüftelt hat, die wir in der Praxis als sehr gelungen bezeichnen können. An der Unterseite der Lautsprecher befinden sich die Anschlussbuchsen für die mitgelieferten Lautsprecherflachkabel. Uns gefiel dabei, dass der Verschluss einrastet und bombenfest sitzt. Leider fehlt eine Aussparung an der Gehäuserückseite, sodass der Lautsprecher immer teilweise auf dem Kabel steht und sich deswegen stets leicht nach vorne neigt.

Box-innen

Box-unten

Benutzung

Die Installation der Ottava ist einfach, die unserem Testmodell beiliegende, noch teils englischsprachige Bedienungsanleitung (Anm. d. Red.: den Serienmodellen liegt natürlich die deutsche Sprachversion bei) benötigten wir für Inbetriebnahme oder gar im laufenden Betrieb kaum. So verbindet sich das Gerät bei eingestecktem LAN-Kabel selbstständig mit dem Internet. Das Bluetoothpairing funktioniert ebenfalls gut, einige Versuche mehr unternahmen wir bei der Verbindung per WLAN, was aber auch am stark genutzten Redaktions-WLAN liegen kann. Die Ottava spielt über DLNA Daten aus dem Heimnetzwerk ab und kann dabei fast alle gängigen Formate, wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und AAC, auch in hoher Auflösung wiedergeben, nicht einmal DSD-Dateien stellen für sie ein Hindernis dar – dafür gibt es von uns ein dickes Lob. USB-Sticks werden sofort erkannt, mithilfe des Displays und der übersichtlichen Fernbedienung manövriert man sich problemlos durch die Ordner. Anstandslos wandelt die Ottava über die Digitaleingänge erhaltene Daten von externen Playern, vom Computer oder vom iOS-Device. Die Ottava lässt sich gut per Fernbedienung nutzen, dennoch empfehlen wir die Bedienung per Technics Music App, die kostenlos für Apple und Android erhältlich ist und über die in Kürze auch Spotify abrufbar ist. Der Streamingdienst wird per Softwareupdate nachgeliefert.

Klang

Es ist wirklich ganz erstaunlich, wie viel Bass aus diesen kleinen und leichten Lautsprechern kommt. Die Bässe ertönen nicht nur tief, sondern auch knackig und direkt. Dies wertet Bassdrums und plektrumgespielte oder geslapte E-Bässe auf, wovon wir uns im Song „Dinner at Wolfies“ von Toscho überzeugen konnten. Bei treibenden Diskobeats wie „Hysteria“ von Steve Aoki sind die Bässen klar und präzise gesetzt, das Ensemble wirkt stimmig und nicht aufgesetzt. Die Gitarrenriffs und das strapaziös eingesetzte Schlagzeug von AC/DCs Thunderstruck sollten der Bass-Pracht der kleinen Speaker an sich ein Ende setzen, doch auch hier überraschen uns die Kleinen ein weiteres Mal. Die gegenüberliegenden Basstreiber leisten Unglaubliches und machen einen echt guten Job. So kommt das Drummsolo nahezu perfekt ans Ohr – wer hätte das gedacht bei solch kleinen Lautsprechern! Auch die Mitten sind gut bestückt, wenngleich sie gerade in den unteren Bereichen für uns noch ein wenig mehr Präsenz zeigen könnten – doch das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Bei den Höhen geben die kleinen Teufelskerle wieder alles – klar definiert und seidig zart und dennoch definiert finden die Geigen aus dem Ost-Rock Klassiker „Am Fenster“ von City in der Version des Filmorchesters Babelsberg den Weg zu uns und lassen uns gleichsam im Rausch der Musik mitschweben. Die Boxen haben noch weitere Vorteile: Durch das multidirektionale Abstrahlverhalten ist man nicht starr auf eine ideale Sitzposition angewiesen wie bei einem Stereoset mit herkömmlichen Konusstrahlern. Innerhalb einer gewissen Toleranz kann man den Sweetspot verlassen, ohne dass die Ortung und somit das Klangerlebnis darunter leidet. Die Phantommitte steht weiterhin stabil zwischen den Boxen, Klangereignisse lassen sich weiterhin gut orten. Im Test hörten wir etwa bei Rachmaninows „Sinfonischem Tanz Nr. 1“ die ersten Violinen von vorne links, während die Celli und Bässe vom rechts ertönten. Die ab und an einsetzenden Perkussionsinstrumente ließen sich dank der gut aufgelösten Hallfahne eindeutig weiter hinten lokalisieren. Technics selber bespielt die Anlage bei Präsentationen im übrigen mit jazzigen Stücken einer Eigenaufnahme von Michiko Ogawa, die als Direktorin nicht nur für die Marke Technics steht, sondern auch Toningenieurin und begnadete Musikerin und Sängerin ist. Dennoch möchten wir für die Ottava vor allem für populäre Musik eine Empfehlung aussprechen, für diesen Gebrauch ist die Anlage aus unserer Sicht konzipiert und frequenziell optimiert – wenngleich sich auch der ein oder andere Ausflug in andere Musikgenres lohnt. Doch selbst wenn die kleinen Speaker sehr pegelfest sind, sollte man die Anlage nicht zu laut aufdrehen – hier kommen die kleinen Schallwandler an die von der Physik auferlegte Grenze, die auch von den Technics-Ingenieuren nur teilweise verschoben werden kann.

Fazit

Mit dem Audiosystem Ottava SC-C500 gelingt Technics nicht nur der Einstieg in den Consumer-Markt, wir wagen sogar zu behaupten, dass mit der Ottava die Kombination aus Design und Klang in kompakten Maßen neu definiert wird. Als Komplettsystem richtet es sich klanglich am ehesten an Pop- und Electrohörer. In Kombination mit „ausgewachsenen“ Lautsprechern, z. B. der C-Klasse von Technics hat das Hauptmodul SU-C550 das Potenzial, auch audiophile Klassik-, Folk- und Jazzfans dauerhaft zu verzücken. Die verbauten Technologien funktionieren auf den Punkt, die Bedienung macht Spaß und vor allem der knackige Bass hat uns überrascht. Manchmal steckt in einer kompakten Anlage doch mehr als der pure Blick auf die Größe vermuten lässt.

Fazit
Wiedergabequalität
85
Ausstattung und Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis/Leistung
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
86