Nubert nuVero 110 Standlautsprecher

Test: Nubert nuVero 110 Standlautsprecher – Das Bessere ist der Feind des Guten

Erst Anfang April kündigte Nubert die Neuauflage seiner seit sieben Jahren erfolgreichen nuVero-Serie an. Wir haben uns sehr gefreut, den neuen Nubert nuVero 110 noch vor seiner Veröffentlichung zu testen.

Der Standlautsprecher nuVero 110 ist der Nachfolger des nuVero 11. Laut Nubert bestand das Konstruktionsziel darin, die Neuausgabe in Sachen Präzision, Auflösungsvermögen und Räumlichkeit gegenüber seinem Vorgänger zu verbessern. Dafür überarbeiteten die Schwäbisch Gmünder den Mitteltöner und entwickelten einen völlig neuen Hochtöner. In puncto Design und Aufbau wurden einige Dinge von der bewährten nuVero-Reihe übernommen: Etwa die Traversefüße zur Bodenentkopplung, das seitlich überstehende Klangsegel sowie das abnehmbare Frontgitter. Die 113,5 mal 20,3 mal 37 Zentimeter großen Lautsprecher sind wie erwartet hervorragend verarbeitet. Seidig-matt beschichtet unterscheidet sich der Korpus vom hochglänzend lackierten Klangsegel. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den dezent in den Hochganzlack eingearbeiteten bläulichen Glittereffekt. Zum echten Hingucker wird die Box durch das Frontgitter, dessen scharfe Abgrenzungen einen Kontrast zu den ansonsten abgerundeten Längskanten bilden. Sein Design lässt den Nubert nuVero 110 in jedem modern eingerichteten Wohnzimmer eine gute Figur machen. Das Anschlussterminal mit zwei Klemmenpaaren ist Bi-Wiring und Bi-Amping fähig. Hier sind auch drei Klangwahlschalter untergebracht, mit deren Hilfe die Bässe, Mitten und Höhen den Raumverhältnissen oder dem persönlichen Geschmack angepasst werden können. Das Gewicht von 29 Kilogramm lässt die aufwändige Gehäusekonstruktion erahnen, die durch berechnete Versteifungselemente optimiert wurde. Die Mittel- und Hochtonsektion erhielt gar ein eigenes Innengehäuse, wodurch Interferenzen zwischen den Frequenzbereichen reduziert werden sollen. Die Frequenzweiche des nuVero 110 stellt für jeden der drei angesteuerten Wege eine eigene Platine zur Verfügung, wohl ebenfalls mit dem Ziel, das Übersprechen zu minimieren. Laut Hersteller mussten zur Erzeugung eines möglichst linearen Frequenzgangs viele Bauteile, wie phasenoptimierte Filter, verwendet werden. Nubert widerlegt damit den alten Hi-Fi-Mythos, hohe Klangtreue sei nur mit möglichst wenigen Bauteilen zu erreichen.

Wie schon beim Nubert nuVero 11 wurden sechs Lautsprecherchassis verbaut. Drei langhubige 150-Millimeter-Tieftöner sorgen für das Fundament. Gezielt für die nuVero-Serie entwickelt, besteht ihre Membran aus zwei Lagen Glasfaser, die eine Lage Zellstoff umgeben. Mit dieser Sandwichkonstruktion erreicht man eine hohe Impulstreue und gute Dämpfungseigenschaften auch bei größten Auslenkungen. Zwei Bassreflexöffnungen sorgen für den nötigen Tiefgang. Die beiden mit 52 Millimetern Durchmesser recht kleinen Mitteltöner wurden ebenfalls in Sandwichbauweise konzipiert. Durch ihren starken Neodymmagneten und die belastbare 32-Millimeter-Schwingspule erreichen sie einen ordentlichen Wirkungsgrad und somit eine hohe Maximallautstärke. An dem kleinen Hochtöner fallen die neu gestaltete Frontplatte sowie das Schutzgitter auf, das akustisch vollständig transparent sein soll. Die Nubert-typische, asymetrische Konstruktion dient der Vermeidung von Kantenreflexionen. Eine ringförmige Bedämpfung um die Lautsprecher verbessert das Impulsverhalten am Übergangsbereich zum Mitteltöner.

Wir sind der Meinung, all die technischen Neuerungen haben sich gelohnt, denn der Nubert nuVero 110 klingt tatsächlich noch besser als sein Vorgänger. Besonders überzeugt hat uns der Bassbereich, der druckvoll und linear bis zu 32 Hertz hinunterkommt. Zwar können die Bässe per Schalter abgesenkt werden, doch bringt man sich damit um sehr viel wohliges Fundament. Durch den enormen Tiefgang klappt die bei Rocknummern so schwierige Abgrenzung zwischen Bassgitarre und Bassdrum einwandfrei, da der großen Trommel ein eigenes Frequenzband unterhalb des Vierseiters zur Verfügung steht. Einige wenige Einbrüche und Resonanzen sind im Bassbereich hörbar, aber da muss man schon sehr genau hinhören. Von den Mitten bis hinauf in die höchsten Höhen verläuft der Frequenzgang des nuVero angenehm linear, wie man es von einer echten Nubert erwartet. Der Kippschalter zum Anheben des Mittenbandes brachte einen kaum erkennbaren Unterschied, wohingegen sich der Höhenschalter deutlich bemerkbar machte. In unserem Hörraum funktionierte die Höheneinstellung „neutral“ gegenüber den Stellungen „brillant“ und „sanft“ am besten, die uns zu harsch bzw. zu zurückhaltend wirkten. In besagter Mittelstellung aber zeigte der Nubert nuVero keinerlei Tendenz zum Überschärfen. Dennoch vermochte er Feinheiten darzustellen, die viele andere Systeme meist vermissen lassen: So vernahmen wir bei Orchesteraufnahmen deutlich das Anstrichgeräusch der Streichbögen, Triangeln und Chimes erklangen ungeahnt hell und klar. Die große Dynamikfähigkeit der Box macht Orchesteraufnahmen zum Genuss. Dabei geht auch bei höheren Pegeln nichts von der Impulsfreudigkeit und Linearität verloren. Aufgrund der guten Abstrahlcharakteristik klappt die Darstellung der Klangphänomene in der Breite wie auch in der Tiefe sehr gut, wobei die Tiefenstaffelung ein klein wenig ausdifferenzierter daherkommen könnte.

Fazit: Die Nubert nuVero 110 steht seinem Vorgänger klanglich in nichts nach, sondern kann ihn sogar noch übertreffen. Wie schön, dass Nubert viel Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legt, denn Lautsprecher von dieser Klasse sind im Normalfall um einiges teurer. Zugreifen!

Weitere Informationen: www.nubert.de

Fazit
Klang und Dynamik
84
Ausstattung und Verarbeitung
89
Installation und Bedienung
87
Preis / Leistung
89
Leserwertung178 Bewertungen
10
87

Bildquellen:

  • Nubert nuVero 110 Standlautsprecher: © Auerbach Verlag