Test: Opera Conconance Die Walküre

Mit der Kombination des klangvoll „Die Walküre“ getauften Luxusplattenspielers und dem nüchtern betitelten, tangentialen Tonarm LT-1 steht unserer Testredaktion hier ein echtes Schmankerl von der Firma Opera Consonance ins Haus.

Perfektes Doppel

Die Firma Opera Consonance wurde vor nun mittlerweile 23 Jahren in Bejing von ihrem Gründer Shi Hui Liu ins Leben gerufen. Seine ersten Röhrenverstärker fertigte der gelernte Ingenieur eigentlich, um seine eigenen Klangideale zu verfolgen, doch dabei blieb es nicht lange. Und so genießt die Firma mittlerweile eben nicht zuletzt wegen ihrer Röhrenverstärker einen sehr guten Ruf. Sicherlich aber auch, da sich der Hersteller ganz dem natürlichen Klang, so nah wie möglich an der Aufnahme, verschrieben hat und technische Innovation mit minimalistischen Bedienungskonzepten zu verbinden sucht.

Wer sich jetzt denkt „China und High-End? Wie geht denn das?“, der sei darin erinnert, dass japanische Hersteller vor nicht allzu langer Zeit ähnliche Unkenrufe über sich ergehen lassen mussten. Und was daraus geworden ist, wissen wir alle. Made in Japan ist zum Qualitätsmerkmal geworden.

Aufbau und Konstruktion

Bevor wir herausfinden können, ob die Walküre denn in Sachen Klang ihrer mächtigen Erscheinung gerecht wird, müssen wir ihr erst mal zu dieser verhelfen. Bei der Lieferung ist diese nämlich noch in ihre Einzelteile zerlegt. Für den Aufbau sollte man schon einen Moment und je nach eigenem Geschick vielleicht auch eine helfende Hand einplanen, denn es ist kein einfaches Unterfangen, den Luxusplattenspieler zusammen zu bauen. In gleich drei verschiedenen Kisten ist die Kombination aus luftgelagertem Tonarm und Plattenspieler bei uns im Hörraum angekommen. Darin befinden sich, sauber verpackt und für den Transport somit bestens gesichert, alle Komponenten des Systems. Neben der Walküre selbst und dem LT-1 zählt dazu das externe Netzteil mit variabler Geschwindigkeitskontrolle und der ebenfalls separate Kompressor für den Tonarm. Generell kann sich der Lieferumfang sehen lassen.

Die Laufgeschwindigkeit des Motors lässt sich bei der Walküre manuell anpassen

Einerseits finden sich natürlich solche Standards wie die Anleitungen für den Aufbau und die Inbetriebnahme, alle nötigen Verbindungskabel und Schläuche und das notwendige Werkzeug in Form diverser Inbusschlüssel. Aber darüber hinaus wird auch die Schablone zur Justierung des Tonabnehmers, eine Stroboskop Schablone zum Einstellen des manuell justierbaren Motors, zwei verschiedene Gegengewichte für die Verwendung verschiedener Tonabnehmersysteme und gleich drei Antriebsriemen. Wobei Riemen vielleicht ein falsches Bild zeichnet, denn Opera Consonance verwendet hier als Verbindung zwischen Achse des 12-Volt-Gleichstrommotors und dem die Bedeutung des Wortes massiv sprengenden Plattentellers aus Acryl eine sehr dünne Nylonschnur. Das wirkt erst einmal etwas befremdlich, funktioniert in der Praxis jedoch tadellos.

Der Teller selbst ruht auf einer dem Model Droplet LP 5.0 entliehenen Lagerkonstruktion, bei der eine polierte Keramikkugel in einer Teflonbuchse zum Einsatz. Das Lager selbst ist in die metallene Basisplatte eingelassen, in der auch der Motor seinen Platz findet. Diese ruht entkoppelt auf der formschönen Holzbasis, die wiederum entkoppelt auf den drei mit Filz unterlegten Standfüßen thront. Opera Consonance setzt hier also auf viel Masse in Sand- wichbauweise in Kombination mit höher Dämpfung um Vibrationen entgegenzutreten und die Konst- ruktion bestmöglich von störenden Resonanzen zu befreien. Und das schlägt sich in einem Rumpel-Geräuschspannungsabstand von über 80 Dezibel nieder.

Selbst ist die AUDIO TEST-Redaktion. Da kein Tonabnehmer mitgeliefert wurde, montieren wir kurzerhand für unseren Test den MP-110 von Nagaoka an den billanten LT-1 Tonarm

LT-1 Tonarm

Als passenden Partner zu diesem High-End-Laufwerk bietet der Hersteller einen nicht minder hochwertigen Tonarm an. Und dieser stellt eine der aufwendigsten Konstruktionen dar, die uns bisher so untergekommen sind. Erstmal ist der LT-1 ein tangentialer Tonarm. Und den Namen kann man wörtlich nehmen. Denn bei dieser Art der Konstruktion steht der Tonarm inklusive Tonabnehmer als perfekte Tangente zur gerade abgespielten Plattenrille. So verhält sich die Nadel exakt wie der Stichel beim Schneiden der Platte und vermeidet so den anderen Tonarmen anlastenden horizontalen Spurfehlerwinkel. Realisiert wird dies über eine Schiene auf der der Tonarm von außen nach innen mitlaufen kann.

Zusätzlich ist der LT-1 luftgelagert. Der Arm schwebt also auf einem vom mitgelieferten Kompressor erzeugten Luftkissen. Bei dieser Bauart wird die Nadel ausschließlich von der Laufrille geführt. Anti-Skating-Mechanismen und dergleichen werden somit überflüssig. Und da es keine direkte Verbindung zwischen Tonarm und Laufwerk gibt, ist dieser bestens gegen Störschall isoliert. Hier werden also wirklich keine Mühen gescheut, um eine verzerrungsfreie und natürlich Wiedergabe zu gewährleisten. Das Einstellen des Vertical Tracking Angles (VTA), oder des vertikalen Spurwinkels für alle Anglophoben, ist beim LT-1 extrem komfortabel über eine Rändelschraube an Oberseite der Basis des Tonarms gelöst und ermöglicht sogar Justierung während der Wiedergabe. Das wird besonders alle freuen, die hier gerne nach Gehör einstellen.

Da unser Testproband ohne eigenen Tonabnehmer geliefert wird, springt für unseren Test der MP-110 von Nagaoka in die Bresche. Mit Hilfe der beiliegenden Schablone ist die Installation schnell vorgenommen und der Tonkopf perfekt justiert. Einziges Manko der sonst schlichtweg beeindruckenden Konstruktion, sind die sehr dünnen Kabelverbindungen zwischen Tonabnehmer und Tonarm, beziehungsweise Tonarm und dessen Basis. Da bangt man schon etwas bei der Installation. Abseits davon macht aber alles einen genauso hochwertigen wie langlebigen Eindruck.

Der Kompressor für das Luftkissen des LT-1 Tonarms arbeitet extrem leise

Klang

Aber so faszinierend die Konstruktion unserer Testprobanden auch ist, was letztlich zählt ist der Klang. Und genau dem widmen wir uns jetzt. Dabei wollen wir auch gleich den Elefanten im Raum bei luftgelagerten Systemen ansprechen. Genau. Kompressor- geräusche. Und nein, auch Shi Hui Liu und sein Team können nicht hexen und einen gänzlich stummen Kompressor konstruieren. Auch wenn man es ihnen zutrauen mag. Aber einen sehr Leisen können sie bauen. In leisen Räumen und bei niedrigen Pegeln ist er im Betrieb zwar hörbar aber nicht störend. Bei normalen Hörpegeln bekommt man maximal noch in Pausen des Musikmaterials etwas von ihm mit. Und bei einer grund- sätzlich etwas lauteren Störschallbelastung in der Hörumgebung wird der Kompressor wahrscheinlich das geringste Problem sein.

Aber kommen wir doch lieber schnell vom Stör- zum Nutzschall. Auch als Musik bekannt. In unserem Falle genauer gesagt der wohl bekannteste Song der Eagles. „Hotel California“ vom gleichnamigen Album der Band. Und was sofort auffällt ist wie klar und separiert die Wiedergabe wirkt. Letzteres überrascht gerade deshalb, da Vinyl ja nun konstruktionsbedingt nicht gerade für seine gute Kanaltrennung bekannt ist. Hier aber fällt die Lokalisation von Elementen im Stereobild kinderleicht und diese wirken auch stechend scharf konturiert. Das merkt man besonders bei den durchs Panorama wandernden Fills der Toms. Hier holt die Walküre wirklich alles aus raus, was das Medium hergibt. Auch die mehrfache Entkopplung scheint sich voll und ganz auszuzahlen. Die zahlreichen Details, wie die hintergründige Akustikgitarre, werden sauber reproduziert. Kick und Snare kommen mit dem typischen überkomprimierten Pappsound der Epoche aus der Mitte. Die Gitarren spielen wunderbar warm auf. Man hat das Gefühl, alles so zu hören, wie es bei der Aufnahme von den Künstlern gedacht war. Das macht schlichtweg Laune. 

 

Natürlich lassen wir uns es auch nicht nehmen, bei der Namensgebung des Laufwerks zum Test ein wenig Wagner heranzuziehen. Und zwar das „Lied des Steuermanns“ aus dem fliegenden Holländer. Hier in VEB-Neuauflage einer Aufnahme der Staatskapelle Berlin. Dessen Darbietung profitiert hier ebenfalls von der klaren Wiedergabe und so hört man auch fein gezeichnet denn Raum auf der Stimme. Auch das Orchester wird mit großartiger Bühne dargestellt. In Sachen Dynamik holt das Duo von Opera Consonance abermals das Maximum aus dem Medium Platte und folgt getreu von leisen Passagen bis hin zum Donner grollenden Schlagwerk. Bei Letzterem wird übrigens auch deutlich, dass das System eine ganze Menge Bass reproduzieren kann, ohne auch nur mit der Nadel zu zucken. Wir sind auf jeden Fall begeistert.

weitere Infos unter www.opera-online.de

 

 
Fazit
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
94
Preis/Leistung
82
Leserwertung17 Bewertungen
44
Vorteile
Design
komfortable VTA-Justierung
natürliche und warme Wiedergabe
Nachteile
geringer Kabelquerschnitt
93

Bildquellen:

  • IMG_9020: Bild: Auerbach Verlag
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