Hintergrund: Lautsprecher (zusammen-)bauen – ein Selbsttest – Teil 2

Wir kündigten ja an, das das Projekt weitergehen wird. Diesmal haben wir einen Bausatz der Firma Intertechnik erhalten. Was uns daran am meisten Freude bereitete, erfahren Sie hier.

Der vor uns liegende Bausatz hört auf den Namen Tinasos 1. Es handelt sich um einen Kompaktlautsprecherbausatz mit integriertem Passiv-Bassradiator und zwei hochgelobten Schallgebern der Firma SB Acoustics Satori. Zum Lieferumfang gehören außerdem die elektrischen Bauteile inklusive vorgefräster Leiterplatte für die Frequenzweiche sowie Kabel und Dämmmaterial. Falls man keine Möglichkeit besitzt, selbst ein Gehäuse auszusägen, kann man bei Intertechnik das passende Gehäuse für die Selbstmontage gleich mitbestellen. Wir nutzten dieses Angebot und bekamen vorgefertigte MDF-Platten inklusive Holzdübel. Da alle Bauteile ziemlich wertig wirken, steigt eine gewisse Vorfreude in uns auf.

Montage

Fall Sie noch nie eigene Lautsprecher selbst zusammengebaut haben, brauchen Sie keine Scheu davor zu haben. Denn für gewöhnlich wird eine mehrseitige und detaillierte Schritt-für-Schritt-Bauanleitung mitgeliefert, so auch in unserem Fall. Allerdings sollten Sie einen Lötkolben bedienen können. Das ist nicht wirklich schwierig, ein wenig Übung kann aber nicht schaden. Schließlich kann die Frequenzweiche durch den allzu unbeschwerten Einsatz des Lötkolbens Schaden nehmen. Die einzelnen Holzteile sind schnell zusammengefügt und mit Holzleim verklebt. Nur die Frontplatte montieren wir entgegen der Anleitung vorerst nicht. Warum? Weil wir dann die Frequenzweiche und das Dämmmaterial leichter einbauen können.  Während der Holzleim trocknet, löten wir unsere Frequenzweiche zusammen. Wir beginnen mit den größten Teilen, den Spulen, und arbeiten uns zu den kleineren vor. Da die Weiche nicht zu denn kleinsten ihrer Gattung gehört, raten wir zu einem nicht zu kleinen Lötkolben.

Bei kleineren Leiterplatten sollte man übrigens den umgekehrten Weg gehen: mit den kleinen Bauteilen beginnen, dann zu den größeren Wechseln, damit man die Einzelteile besser festhalten kann. Bevor man die fertige Frequenzweiche fest einbaut, sollte sie unbedingt auf Funktionalität getestet werden! Tun sie das nicht, können kalte Lötstellen ihre Lautsprecher-Premiere vermiesen. Tut die Weiche, was sie soll, schrauben wir sie auf der Bodenplatte fest. Wenn man Bedenken hat, die Weiche richtig zu löten, kann man diese schon fertig montiert bestellen. Die Innenwände werden mit der selbstklebenden Dämmmatte „Damping 10“ beklebt, bevor wir die letzte MDF-Platte montieren. Die Treiber sind schnell angeschossen und eingeschraubt, der Bassradiator muss nicht verkabelt, sondern nur mit Schrauben fixiert werden. Für eine individuelle Optik lackieren wir das Gehäuse mehrmals mit blauen Lack und versiegeln es schließlich mit Klarlack.

 

Zur Technik

Der Tiefmitteltöner ist eine dänische Entwicklung. Der verwendete Neodym-Magnet ist relativ klein und bringt dennoch genug Kraft auf, um der im Durchmesser 16 Zentimeter großen Membran ordentlich einheizen zu können. Die Papier-Membran ist mit Papyrusfasern durchsetzt, die für Stabilität sorgen sollen.

Der Hochtöner ist eine Ringdome-Konstuktion, bei der die Kalotte in der Mitte befestigt wird. Wie man auf den Bildern sehen kann, gibt es eine Vertiefung in der Mitte des Hochtöners. Dort ist sie auf einen kleinen Dolch befestigt. Wer Genaueres über die Funktionsweisen der beiden Töner wissen möchte, findet viele Infos dazu auf www.intertechnik.de.

Klang

I Believe In Little Things (Bild: Amazon.de)

Nun ab in den Testraum. Die allerersten Klänge blieben hinter den Erwartungen zurück, denn die Tinasos 1 müssen sich unbedingt eine gewisse Zeit einspielen. Nach ein paar Tagen des Wartens sind wir dann aber verblüfft! Das Zusammenspiel der beiden sorgsam ausgewählten Treiber  mit der Frequenzweiche zauberte uns Testern ein beständiges Lächeln ins Gesicht. Da hat sich das Warten gelohnt! Die Tiefenwiedergabe ist nun voluminöser und präziser, die Mitten weicher und räumlicher als zu Beginn. Auch die Höhen begeistern mit einem strahlenden Glanz. Der knackige Bass ertönt, als würde er aus einer geschlossenen Box kommen. Mit unserer Test-CD haben wir ihn versucht in die Knie zu zwingen. Jedoch war es nicht möglich. Und ja, wir sprechen nicht von einem Subwoofer oder einem Standlautsprecher. Im Vergleich zu anderen kompakten Schallgebern, schlägt er sich ausgezeichnet. Er erfreut auch durch seine feingliedrige Detailzeichnung. Die Mitten wirken natürlich. Sprache und Gesang sind präsent. Als wir die Aufnahme „In A World Of My Own“ der kanadischen Jazz-Sängerin Diana Panton aus dem Album „I Believe In Little Things“ wiedergeben, wird jedes Instrument fein herausgearbeitet und die engelsgleiche Stimme lässt uns aufhorchen. Eine solch warme und genaue Wiedergabe haben wir nicht erwartet. Jedoch verlieren sich die Tinasos 1 in größeren Räumen etwas. Besonders bei der Aufnahme „Barcelona“ mit den großartigen Sängern Montserrat Caballé und Freddy Mercury ist es uns aufgefallen. Die Lautsprecher möchten angetrieben werden. Das will heißen, dass die sich über ordentlich Saft aus der Endstufe freuen. Alles in allem ist die Tinasos 1 eine fantastische Anschaffung, wenn man die kleine Hürde des Selbstbaues in Kauf nehmen möchte. Das hat aber auch Vorteile, denn für ein klanglich gleichwertiges Paar herkömmlicher Lautsprecher muss man sehr viel tiefer in die Tasche greifen

Entwicklung von Lautsprechern

Wichtig für den Sound eines Lautsprecherpaares ist, dass die Treiber und die Frequenzweiche optimal zusammenarbeiten. Um dies zu erreichen, nutzen Entwickler entspreche Werte-Tabellen, die bei der Auswahl der Einzelteile helfen. Bei der Entscheidung, ob ein geschlossener Lautsprecher oder eine Box mit Bassreflexrohr gebaut werden soll, hilft der QTS-Wert, der die optimale Einbaugüte beschreibt. Liegt dieser zwischen 0,3 und 0,4, dann lohnt sich die Verwendung eines Bassreflexrohres oder eines Radiators. In unserem Fall liegt er bei 0,33. Übrigens ändert sich mit dem Einbringen von Dämmmaterial und einer Bassreflexöffnung oder einem Passivradiator die Schallausbreitungsgeschwindigkeit im Gehäuse. Auch das errechnete Volumen kann hierdurch kleiner ausfallen. Unsere Tinasos 1 kommen alles in allem auf ein Volumen von rund 20 Litern.

weitere Infos unter: www.intertechnik.de, www.lautsprecherbau.de

Bildquellen:

  • 71pj31GTwzL._SL1200_: Bild: Amazon.de
  • IMG_7248: Bild: Auerbach Verlag