Wharfedale REVA-4 Standlautsprecher Test Review Speaker Stand

Test: Wharfedale REVA-4, REVA-2: Klangbildmaler – Made in Britain

Wharfedale REVA-4, REVA-2: Die englische Lautsprecher-Manufaktur Wharfedale versucht mit der REVA-Reihe einen Spagat. Gutes Aussehen soll hier mit kompromisslos gutem Klang gepaart werden. Wie das Wharfedale gelingt, erfahren Sie in unserem Testbericht.

Wharfedale war schon immer bekannt für seine Innovationen. Sie waren die ersten, die einen 2-Wege-Lautsprecher 1945 entwickelten. Die seit 1932 existierende Lautsprecher-Manufaktur bringt eine neue Serie auf den Markt: REVA. Diese besteht aus zwei Regallautsprechern REVA-1 und REVA-2, sowie zwei Standlautsprechern REVA-3 und REVA-4, sowie zur Zeit einem Center. In dieser Ausgabe nehmen wir jeweils die großen Brüder aus der Kompakt- und Standlautsprecher unter die Lupe.

Wharfedale REVA-4 Standlautsprecher

Die REVA-4 sind mit ihrer Höhe von gut einem Meter die größten Standlautsprecher der Reihe. Sie wiegen 25 Kilogramm und ruhen sicher auf einer Fußplatte. Die entkoppelt nicht nur den Lautsprecher vom Boden, sie schützt auch den Ausgang des Bassreflexrohrs. So können die REVA-4 sehr nah an der Wand aufgestellt werden, ohne dass es zur ungewünschten Bassanhebung kommt, da die tiefen Frequenzen einfach nach unten abgestrahlt werden. Die schon vormontieren Spikes lassen sich problemlos heraus- bzw. hereindrehen. Dank der Kontermutter, die in diesem Fall eine schicke Scheibe ist, können wir so die Standlautsprecher perfekt ausrichten. Wer einen sehr empfindlichen Boden hat, der legt einfach die mitgelieferten Unterlegscheiben darunter.

Wharfedale REVA-4 Standlautsprecher Test Review Speaker Stand
Ein Blickfang sind die Treiber alle Mal

Wie es die Bilder schon zeigen, ist das Design der REVA-4 sehr gelungen. Die abgerundeten Ecken schmeicheln Auge und Hand. Nirgendwo eine unschöne Kante oder Kerbe. Die glatte, mit Pianolack veredelte Oberfläche strahlt uns geradezu an. Alle REVA-Modelle sind übrigens in Schwarz, Weiß, dunklem Rosenholz oder Wallnuss erhältlich. Unsere schwarzen Boxen gefallen uns mit und ohne Abdeckung. Die hält übrigens magnetisch und sitzt fest an der Box. Die schwarzen Treiberabdeckungen sind umrahmt von einem hellen Aluminiumring. Die oft bei Lautsprechern dieser Bauart anzutreffende optische Kühle vermitteln sie nicht. Im Gegenteil, wir können sie uns im gemütlichen Wohnzimmer genauso gut vorstellen wie in einem modernen Büro. Das Einzige, was vielleicht stören könnte, ist die starke Affinität der Oberfläche zu Fingerabdrücken. Auf dem Pianolack ist wirklich jeder Daumen zu sehen. Aber glücklicherweise werden die REVAs mit Handschuhen geliefert.

Technik

Beim Blick auf die REVA-4 fallen uns sofort die zwei übereinander liegenden 150 Millimeter großen Basstreiber auf. Sie sind aus Glasfiber gefertigt. Da die Box als Bassreflex-System aufgebaut ist, schaffen sie es, die Wharfedale schon ab 35 Hz (Bass-Erweiterung) zum Klingen zu bringen. Der 115  Millimeter große Mitteltöner nutzt ebenfalls Glasfiber und agiert zwischen 350 Hz und 2,6 kHz. Der Textil-Hochtöner misst 25 Millimeter. Ihm verdanken die REVA-4 eine maximale Frequenz von 20 kHz. Interessant ist dabei, dass jeder bei dieser Konfiguration ein 3-Wege-System vermuten würde. Dem ist aber nicht so. Wharfedale hat sich entschieden, hier ein 2,5-Wege-System zu verwirklichen. Das bedeutet, dass die Töner in weiten Teilen die Frequenzbereiche parallel wiedergeben und erst oberhalb einer bestimmten Frequenz die Arbeit allein verrichten. Dadurch sollen die REVA-4 homogener klingen und die Gruppenlaufzeiten zwischen den Mittel- und Tieftönern geringer ausfallen.

Wharfedale REVA-2 Lautsprecher Test Review Speaker Bookshelf Regal
Die hochwertigen Anschlüsse sitzen bombenfest und sind für Bi-Amp geeignet

Die Empfindlichkeit der Lautsprecher gibt Wharfedale mit 88 dB an, wobei der Verstärker zwischen 25 und maximal 150 W Leistung ausgeben sollte. Die nominale Impedanz lieg bei 8 Ohm, die minimale Impedanz bei 3,9 Ohm. Auf der Rückseite sind natürlich die Anschlüsse untergebracht. Sie sitzen bombenfest und unsere Bananenstecker rasten fest ein. Bi-Wiring, um noch mehr Soundfülle aus den Lautsprechern herauszukitzeln, ist bei allen Lautsprechern der REVA-Serie möglich.

Klangbildmaler

Um die klangliche Ausdruckskraft der großen REVA-4 zu testen, legen wir zunächst unsere Test-CD ein. Hier haben wir ein Musikstück, was quasi nur aus einem Basstrack besteht. Eine Herausforderung für jeden Lautsprecher. Und was sollen wir sagen? Die REVA-4 meistern sie mit Bravour. Der Bass ist angenehm druckvoll, ohne aber ins Übertriebene zu verfallen. Er klingt bei aller Kraft fein nuanciert und matscht nicht einfach das Klangbild zu. Beim Track „Regen und Gewitter“ offenbart sich ein tolles Stereobild. Wir stehen quasi unter dem Vordach und können die fallenden Tropfen mit den Ohren sehen. Die Auflösung ist so detailliert, dass wir die einzelnen Tropfen auseinanderhalten können. Wenn der Donner dann in der Ferne tief rumpelt und mit einem Grollen herannaht, dann vergessen wir, dass vor dem Fenster die Sonne scheint.

Der Musiker Friedemann Witecka ist ein Virtuose auf der Gitarre. Wir hören in sein Album „Beauty an Mystery of Touch“ aus dem Jahr 2000 hinein. Gleich im ersten Stück flirren die Gitarren und der E-Bass setzt kraftvoll ein. Das alles wird begleitet von einem tollen Hall, den die REVA-4 ausdrucksstark herüberbringen. Insgesamt bietet sich auch hier ein hoch aufgelöstes Klangbild, was in keiner Frequenz unschön ausbricht, weil sie überbetont wird.

Der „Manteca“ in der Interpretation von Dizzy Gillespie ist sicher ein Meilenstein in der Musikgeschichte. Hier beweist er einmal mehr sein virtuoses Talent, wenn er wunderbar leichtfüßig und verspielt die Trompete bläst. Die REVA-4 bringen die Dynamik und die Freude am Spiel wunderbar herüber, wobei sie vielleicht ab und zu etwas zurückhaltend wirken.

Bei klassischen Tönen überzeugen uns die großen Briten vollends. Johannes Brahms „Werke für Cello und Klavier – Sonatensatz“ präsentieren sich klar und präzise ohne überneutral zu klingen. Klassik hören, so wie sie aufgenommen wurde, für die REVA-4 eine Kleinigkeit.

Wharfedale REVA-4 Standlautsprecher Test Review Speaker Stand
Der Gewebehochtöner umrandet vom Aluminiumring fügt sich perfekt ins Gehäuse

Wharfedale REVA-2 Regallautsprecher

Die REVA-2 sind mit 35,7 cm Höhe die zweitkleinsten Lautsprecher der Reihe. Aber trotzdem weisen auch die kleinen Kompakten alle Qualitätsmerkmale hinsichtlich Verarbeitung und Design auf, wie die Großen der Serie: Hochglanz-Pianolack, der Hand schmeichelnde Formen und eine zeitlos schöne Optik. Dass der Klang bei den kleineren Lautsprechern etwas anders ist, als bei den großen Brüdern ist klar. Doch wenden wir uns zunächst der Technik zu.

Die zweitkleinsten der REVA-Serie sind reine Zwei-Wege-Lautsprecher und sind als Bassreflex-System realisiert. Der 125 mm große Bass- und Mittentreiber ist auch hier aus Glasfiber gefertigt. Damit erreichen sie dank Bass-Erweiterung eine untere Frequenz von 42 Hz. Das Bassreflexrohr tritt ebenfalls aus der Unterseite aus. Der Aufstellung auf einem Wandregal steht also nichts im Weg. Das Crossover findet bei den kleinen Briten bei 2 kHz statt. Die Textil-Hochtöner messen 25 Millimeter und schaffen 20 kHz. Als Verstärkerleistung für die kleinen empfiehlt Wharfedale 20 bis 80 Watt. Die Empfindlichkeit liegt bei 86 dB.

Soundcheck

Um den Klang der Kleinen zu testen, hören wir nochmal in unsere Test-CD rein. Wir entscheiden uns für eine Aufnahme aus einer Kirche: Gesang begleitet von Orgel. Die Kirchenbänke knacken unter dem Gewicht der Besucher, die Stimme der Sängerin wird von den hohen Wänden und der Decke zurückgeworfen und die Orgeltöne erfüllen den Kirchenraum. Wir hören alles genau, sogar in den tiefen Frequenzen. Da können wir nur den Hut ziehen vor den kleinen Briten, die akustisch eine ganze Kirche im Testzimmer bauen können. Da wir schon im klassischen Bereich sind, hören wir noch in Strawinskys Pulcinella Suite „Scherzino – Allergo – Andantino“ hinein. Hier genießen wir die leichte Basssektion und die schwirrenden Geigen. Alles sehr differenziert, aber doch als harmonisches Gesamtbild. Zum Abschluss des Tests gibt es noch „Moanin“ von Art Blakley aus dem Jahr 1958 zu hören. Auch hier lassen uns die REVA-2 nicht im Stich. Der Bass ist voll, die Mitten klar und die Höhen detailreich. Unser eigenes, kleines Jazzkonzert mit einer der Jazzgrößen schlechthin. Wharfedal macht alles richtig, wir sagen: Testen.

weitere Infos unter: www.iad-audio.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 7/2016.

Anmerkung: Die Testbewertung bezieht sich auf Wharfedale REVA-4.

Fazit
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
91
Benutzerfreundlichkeit
92
Preis/Leistung
90
Leserwertung69 Bewertungen
38
Vorteile
sehr detailliertes Klangbild
satter aber nicht übertriebener Bass
Nachteile
manchmal etwas zurückhaltend
91

Bildquellen:

  • IMG_7316: Bild: Auerbach Verlag
  • IMG_7319: Bild: Auerbach Verlag
  • IMG_7374: Bild: Auerbach Verlag
  • Wharfedale REVA-4 & REVA-2: Bild: Auerbach Verlag