Test: Technics SL-100C - HiFi Plattenspieler mit Direktantrieb

Test: Technics SL-100C – HiFi Plattenspieler mit Direktantrieb

Wir haben uns Technics‘ neuen Plattenspieler SL-100C ins Labor bestellt. Den kleinsten der vor einigen Jahren neu aufgelegten, legendären SL-Schallplattenspieler-Serie aus Japan. Wie viel Legende ist noch übrig geblieben?

Never change a winning team

Technics hat über die Jahre stetig sein Sortiment startend von der Referenzklasse nach unten hin erweitert und verfeinert. Macht Sinn, schließlich will man zunächst erst mal zeitgemäße Referenztechnik entwickeln und diese dann Stück für Stück in den Massenmarkt adaptieren. Vor allem die Grand und Premium Class, wie sie bei Technics heißen, konnte dabei durch die Bank weg auch die internationalen Pressekollegen wieder in den Bann des eckigen Alus ziehen. Uns auch.

Jetzt wird es etwas lifestyliger. Aber keine Panik. Wo Technics drauf steht, ist auch Technics drin. So viel sei schon mal gesagt. Auch der Technics SL-100C ist ein Direktantriebler, wie wir das von Technics kennen. Statt zwei Rotoren oder mehr, wie bei den größeren Motoren, hat der SL-100C jedoch nur einen Rotor. Zudem hat man auf eisenhaltige Materialien im Antrieb verzichtet, weil es gerade bei Modellen der alten Generationen hierdurch zu Polrumpeln gekommen ist. Technologisch hat man trotz Einsparungen hier und da also immer noch auf akustische Merkmale großen Wert gelegt. Vielen Dank an dieser Stelle.

Test: Technics SL-100C - HiFi Plattenspieler mit Direktantrieb
Dem Tonabnehmer VM95C von Audio-Technica zeichnet sich teilweise etwas grob auflösend ab. Doch dank der Headshell ist dieser schnell ausgetauscht.

Technics Plattenspieler im Technik-Check

Der markante Start/Stop-Taster, die Geschwindigkeitswahl und der S-Tonarm inklusive Basis sind alte Bekannte. Auch die Auto-Lift-Off Funktion, die wir bereits aus dem Technics 1500C kennen und lieben gelernt haben, ist wieder mit dabei. Auf die ein oder anderen Technics-typischen Eigenschaften muss man beim SL-100C Plattenspieler allerdings verzichten. So gibt es zum Beispiel keine Stroboskop-Funktion zur Anzeige der Drehzahl mehr. Es wurde zudem auch auf die Pitch-Regelung verzichtet. Sorry an alle DJs, die müssen weiterhin tiefer in die Tasche greifen.

Überhaupt macht der ganze Dreher im Vergleich zur Grand Class einen deutlich leichteren Eindruck. Knapp 2 Kilo sind laut Datenblatt verschwunden. Ups! Wo ist der Technics hin? Nun. Wir müssen auch mal über Offensichtliches sprechen. Wo bei den großen Modellen an allen Enden mit reiner Masse in Form von Aluminium und Messing um sich geworfen wurde, ist hier ressourcenschonender vorgegangen worden. Natürlich hat auch der ein oder andere Kunststoff in Metall-Optik die ein oder andere Stelle echtes Metall ersetzt. Aber für eine solch radikale Abspeck-Kur ist noch ziemlich viel originäre Technics-Identität geblieben.

Der Start/Stop-Knopf ist an der gewohnten Stelle geblieben, aber er fühlt sich eben nicht mehr ganz so original an. Die Formensprache, der Tonarm. Das sind Markenzeichen. Kein Wunder also, dass Technics hier nicht spart. Beim nächstgrößeren Technics SL-1500C ( hier im Test) haben wir noch frech getitelt „Die müssen sich verrechnet haben!“, weil der damalige Preis von knapp unter 1.000 Euro für die gebotene Produktqualität doch erschreckend günstig war. Beim SL-100C ist das ähnlich. Auch er liegt, diesmal mit einem UVP/Preis von 899 Euro, deutlich unter der 1.000 Euro-Marke und zielt auf den ambitionierten Einsteiger.

Die Verarbeitung und Umsetzung ist beim 100C nun aber auch tatsächlich lifestyliger, als beim großen Bruder von den 1200er Modellen. Wir haben also vor allem eine optische Nähe zum 1500er, aber wie sieht das klanglich aus? Kann der kleinste Technics auch Grand Class klingen?

Test: Technics SL-100C - HiFi Plattenspieler mit Direktantrieb
Der Technics SL-100C ist trotz aller Kompromisse und Sparmaßnahmen Einhundert Prozent Technics. In Aussehen, Klang und Charakter

Eindruck / Klangtest

Wir haben mit Rock gehört, mit Pop, mit Hip-Hop und Jazz. In allen Sparten ist uns eines aufgefallen: Der Technics SL-100C spielt souverän, wie wir das von einem Direktantriebler erwarten. Da sitzen die Snares saftig auf den Punkt, da sind die feinen Glissandi auf Gitarren noch deutlich vom Brett der Synthis zu differenzieren. Es hat schon ein bisschen einen Ins-Gesicht-Charakter. Aber für diese Unmittelbarkeit ist Technics ja auch irgendwie bekannt.

Zuweilen fehlt es dem Audio-Technica VM95C Tonabnehmer, der ab Werk vormontiert ist, schwer in der Mikrodynamik, oder wenn es in die Überbreite gehen soll, aber hier kann dank Headshell ja schnell Abhilfe geschaffen werden. Für den audiophilen Puristen vielleicht etwas zu grob in der Auflösung, für den regelmäßigen oder sporadischen Heimgebrauch in stilbewusstem Ambiente ist der SL-100C Plattenspieler aber genau richtig. Kein Schnick, kein Schnack. Im Großen und Ganzen bekommt man also das, was man erwartet.

Dank MM ist der 100er ab Werk so ziemlich an jedem gängigen Vollverstärker mit passender Vorstufe betreibbar. Eventuell auch ein Pluspunkt für den größeren Bruder der Premium Serie, der SL-1500 hat nämlich eine schaltbare Vorstufe integriert, was den Preisunterschied rechtfertigt. Einen MC zu montieren ist möglich, da würden wir dann aber vermutlich eine höhere Laufwerkskategorie bevorzugen. Nahezu alle Sparmaßnamen um die Grand Class auf Einsteigerlevel zu schrumpfen, beziehen sich auf die verwendeten Materialien, den Aufwand der Ausführung und ihre Komplexität.

Test: Technics SL-100C - HiFi Plattenspieler mit Direktantrieb
Im Vergleich zum größeren Modell 1500C, bringt der SL-100C knapp 2 Kilogramm weniger auf die Waage. Einige Einzelteile wurde mit Plastik in Metall-Optik ersetzt. Doch an den essenziellen Komponenten wurde nicht gespart.

100 Prozent Technics

Technics hat es gut gemeistert, den persönlichen Anspruch und die Unverwechselbarkeit zu behalten, und gleichzeitig dem Endverbraucher noch weiter im Preis entgegen zu kommen. Die Optik und Haptik bleiben zum Großen Teil erhalten. Das Gesicht zu wahren zwischen Qualität und Massenmarkt ist hier die große Kunst. „Never change a winning team“ kann hier als Ausgangsbasis verstanden werden, denn: Wer einen SL-100C kauft, bekommt 100 Prozent Technics-Feeling und Vertrautheit.

Auch wenn es aus unserer Sicht das Maximum ist, auf den man einen Technics minimieren sollte. Wenn jetzt noch etwas wegrationalisiert würde, wäre es kein Technics mehr. Dennoch: Wir sind uns sicher er wird eine große Fangemeinde finden, denn bei einem Technics geht es eben auch viel um besagte Ästhetik und den Wiedererkennungswert des Gerätes, die Haptik und Robustheit.

Wer sich einen kleinen Traum Technics für einen fairen Taler sichern möchte, kommt mit dem SL-100C weit und dessen Bedürfnisse sollten tiefgreifend befriedigt werden. Wer klanglich jedoch direkt eine Stufe überspringen möchte, ist für einen kleinen Aufpreis mit dem SL-1500C eventuell besser beraten.

Preis und Verfügbarkeit

Den Technics SL-100C Plattenspieler gibt es zum Preis von 899 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.technics.com/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2021

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Fazit
Der SL-100C ist der kleinste Plattespieler von Technics und kommt daher um einige Sparmaßnahmen nicht drumrum. Trotzdem hat er alles, was die Identität eines Technics Plattenspieler ausmacht und überzeugt durch authentisches Feeling und Vertrautheit.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
87
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis/Leistung
70
Leserwertung12 Bewertungen
66
Vorteile
Tonabnehmer vorinstalliert
einfache Handhabe
Autolift-Funktion
Nachteile
stark reduzierte Materialien
90
Technics SL-100C

Bildquellen:

  • Technics-SL-100C-Plattenspieler-Test-Review-02: Technics
  • Technics-SL-100C-Plattenspieler-Test-Review-03: Technics
  • Technics-SL-100C-Plattenspieler-Test-Review-04: Technics
  • Technics SL-100C Plattenspieler Test Review 01: Technics