Roksan Attessa Turntable Plattenspieler Test Review 01

Test: Roksan Attessa Turntable – Plattenspieler mit MM-Phono-Vorverstärker

Es gibt Schallplattenspieler, die sind solide wie ein Golf. Ausgereift, praktisch, günstig. Und dann gibt es die schnittigen und spritzigen GTI Modelle. Auch gut. Das Beste in Essenz. Und dann gibt es Legenden wie den BMW Z1 mit versenkbaren Türen. Oder den Roksan Attessa Turntable mit Unipivot-Arm.

Mono-Mental

Sportlich, samtig, rund und kraftvoll. Mit hoher Spursicherheit durch die Kurve, weil das Fahrwerk auf den Punkt genau arbeitet. Fein in der Schaltung und spritzig im Antrieb. Wir reden nicht von einem schicken Sportwagen. Wir meinen tatsächlich den Roksan Attessa Plattenspieler (Turntable). Aber alles der Reihe nach. Denn Roksan ist dem einen oder anderen Leser vielleicht noch ein Begriff.

Schaut man sich passende Bilder im globalen Gedächtnis, der Cloud, an, fallen sofort die klobigen aber exzellenten CD-Toploader vergangener Tage auf. Oder der legendäre Roksan Xerxes Plattenspieler, der 1985 von Roksan-Gründer und -Entwickler Touraj Moghaddam auf den Markt gebracht wurde und heute noch als einer der Referenz-Plattenspieler schlechthin gilt.

Jedoch ist Roksan dabei sich neu aufzustellen. Jahre lang hat man nun am neuen Sortiment gearbeitet, bis ins letzte Detail. Dabei stellt der geschulte Blick schnell fest, dass die meisten neuen Geräte von Roksan deutlich schmaler in der Höhe geworden sind. An Strahlkraft und Qualität haben sie dadurch allerdings nicht gelitten. Es wirkt alles eher wie die Essenz einer Geschichte und gerade deshalb macht der Plattenspieler als Gesamtkunstwerk mit einem Roksan-Verstärker durchaus Sinn und stiftet Ästhetik zugleich.

Roksan Plattenspieler im Technik-Check

Der Roksan Attessa Turntable ist eher so der Kandidat „ungefiltert“. Ein bisschen minimalistisch, aber mit Liebe zum Detail und wirklich gut in der Ausführung. Im Paket befindet sich ein schmales externes Netzteil, ein beleuchteter An/Aus-Schalter und 33er und 45er Tempo-Wahltasten. Der Plattenteller aus Glas und Aluminium liegt auf einem Subteller. Dadurch bleibt der Motor, der den Subteller via Riemen antreibt, „während der Fahrt“ unter dem Teller verborgen.

Durch die makellose Verarbeitung und das aufgeräumte Design wirkt der Roksan Attessa Plattenspieler modern und zeitlos klassisch zugleich. Die Farbkombination Schwarz-Weiß-Orange verträgt sich jedenfalls sehr gut. Obendrauf spendiert Roksan dem Attessa eine Tellermatte. Dafür bietet der Roksan Attessa Turntable keine Subsonic-Einstellungen. Die gemeinsame Aufstellung auf einer Fläche zusammen mit Lautsprechern wird nicht empfohlen. Wir haben in einem solchen Fall mit einem kleinen Rack außerhalb des direkten Schallfelds und abseits von Raummoden gute Erfahrungen gemacht.

Test: Roksan Attessa Turntable - Plattenspieler mit MM-Phono-Vorverstärker Review
Elegant, relativ einfach zum Spielen zu bringen, wirklich beeindruckend in der Natürlichkeit, dafür aber ein bisschen sensibel in der Positionierung – die Tonarm/Teller-Kombi läuft rund.

Unipivot Tonarm

Der Attessa Schallplattenspieler ist also ein bisschen sensibel in der Positionierung. Das hat auch etwas mit dem Tonarm zu tun. Statt wie bei den meisten geläufigen Tonarm- und Tonarmbasis-Konstruktionen hängt der Arm hier nicht an zwei Punkten, sondern nur an einem einzigen. Bei Roksan nennt man das Unipivot. Diese Konstruktion kommt uns bereits aus dem Roksan Radius Plattenspieler bekannt vor (hier geht’s zum Testbericht). Und wir erinnern uns, dass dieser seiner acrylischen Brillanz auch klanglich gerecht wurde, was vor allem am Tonarm lag.

Die Azimuteinstellung erfolgt beim Roksan Attessa Turntable noch einmal deutlich gekonnter. Am Ende des Gewichts wurde einfach eine verstellbare Waage angebracht. Dafür ist das Gegengewicht für den Tonarm „nach Innen“ in die Basis gerutscht. Das ist mal eine echte Ingenieursleistung, denn durch den dadurch verlagerten Schwerpunkt profitiert die Abtastleistung des Arms. Die gelungene Transportsicherung für diesen Konstruktion empfehlen wir unbedingt zu behalten.

Als Tonabnehmer ist ein relativ potenter MM im Set inklusive. Die Ausgangsspannung von 3,5 mV reichte sogar bereits an einem regulären Line-In für ein deutliches Eingangssignal. Natürlich haben wir noch eine Phono-Vorstufe dazwischen geschaltet. Die interne Stufe bietet fixe 46 dB Verstärkung, was gemessen an der Ausgangsspannung mehr als genug darstellt. Die integrierte Phono-Vorstufe ist zudem auf Bypass schaltbar.

Auffällig ist: Der Schalter ist wirklich klein. Für potentielle Vielumschalter eine kleine Schwachstelle des Geräts. Für das reguläre Einrichten in das heimische Setup und den sporadischen Wechsel bei Änderungen in der darauf folgenden HiFi-Kette ist es aber ausreichend.

Roksan Attessa Turntable im Klangtest

Der Klangeindruck vom Roksan Attessa Plattenspieler zeichnet sich hauptsächlich durch eine sichere Mitte mit highendiger Tiefe und Auflösung aus. Der Unipivot-Tonarm entwickelt an dieser Stelle eine magische Sogwirkung, als hätte jemand die Perspektive entzerrt. Auch das Stereobild profitiert davon. Links und rechts der Phantommitte erscheinen die Räume wie eine güldene Aura um die Hauptstimmen, Timbres, die andere Plattenspieler nicht ergreifen können.

So tief haben wir „Mono“ auf Platte selten gehört. Geradezu betörend wirken dadurch Akustikgitarren, deren feine Schwebungen zwischen den Saiten zum Greifen plastisch transportiert werden. Tonal überraschend hingegen, dass Norah Jones‘ S-Laute auf der Platte „Come Away With Me“ deutlich entschärft wurden, ohne dabei jedoch die astrale Strahlkraft des Raumes seiner Klarheit zu berauben.

Diese natürliche Information bringt der Attessa Turntable zauberhaft, fast schon referenziell, zu Tage. Monoeske Signale und alles, was in der Mitte passiert, triumphiert dank des Roksan Attessa Unipivot Tonarms. Zudem hatten wir den Eindruck, als hätten sich unsere gut bekannten Scheiben auf einmal wie durch frisch geputzte Fensterscheiben angehört. Leuchtend und pur wie ein Aquarell, aber auch kontrastreich, weil hoch detailliert. Das macht die Ortung feinster Details kinderleicht und regt zum Neuentdecken alter Scheiben an.

Test: Roksan Attessa Turntable - Plattenspieler mit MM-Phono-Vorverstärker Review
Stromzufuhr und Signalausgang sind vorbildlich weit weg voneinander getrennt. Ausgangsseitig wartet ein Cinch-Ausgang auf, daneben befi ndet sich ein kleiner Umschalter für die integrierte Vorstufe. Einen Masseanschluss hat der Attessa nicht.

Im Bassbereich bleibt der Roksan Attessa Turntable dafür eher unaufgeregt, transparent und klar. Erstaunlich kontrolliert, so ohne Hochpassfilter. Der Verzicht führt dafür auch zu einem natürlichen Abfall unterhalb der 50 Hz. Bei zu starker Auflagekraft wirkt der Bassbereich dafür schnell komprimiert, ohne an Grundton zu gewinnen. Hier eignet sich also eventuell eine in diesem Bereich überbetonte Anlage, wenn das Volumen nicht reicht, oder aber man spielt am Ende doch wieder mit Raummoden und der Abspielposition. Das ist bei diesem feinen Instrument auf jeden Fall die wichtigste Basis – der entscheidende Parameter der bestmöglichen Wiedergabe.

Preis und Verfügbarkeit

Den Roksan Attessa Plattenspieler gibt es zum Preis von 1.299 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführung: weiß und schwarz. Vertrieben und vermarktet werden die Produkte von Roksan in Deutschland von der Pannes Vertriebs KG.

Webseite: www.derbesteklang.de // www.roksan.com/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2021

▶ Lesen Sie hier: Test: Monitor Audio Silver 300 7G Standlautsprecher und Roksan Attessa Streaming Amplifier

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Fazit
Der Roksan Attessa Turntable ist ein besonders schicker Kandidat. Nicht nur optisch, sondern auch klanglich wirkt alles fein herausgeputzt. Ein einzigartiges Schmankerl ist auf jeden Fall der ungewöhnliche Tonarm, der uns Phantommitten und Monosignale von einer neuen Perspektive aus hat hören lassen.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
97
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis/Leistung
82
Leserwertung4 Bewertungen
77
Vorteile
wunderschön gestaffelter, natürlicher und entzerrter Klang
schaltbarer MM-Phono-Vorverstärker integriert
hochwertige Umsetzung
Nachteile
braucht einfühlsame Hände in der Justage
Bypass-Schalter sehr klein
90
Roksan Attessa Turntable

Bildquellen:

  • Roksan Attessa Turntable Plattenspieler Test Review 01: Auerbach Verlag