Lautsprecher mit neuem Pfiff
Zunächst testen wir das ATM für Standlautsprecher. Unsere Testlautsprecher sind, wie fast immer, die Dynaudio Contour 30. Ihr natürlicher Klang begeisterte 2017 den Chef der AUDIO TEST so sehr, dass diese wie eine Rakete in die Sphären der Referenzklasse schossen. Da muss sich natürlich das Modul richtig ins Zeug legen, um solche Lautsprecher noch besser klingen zu lassen. Wobei „besser“ hier das falsche Wort ist. Es geht viel mehr darum, altbekannte Lautsprecher neu zu entdecken und ihnen an dieser oder jener Stelle ein wenig mehr von diesem gewissen Etwas zu entlocken.
Um das zu erreichen, schieben wir ein wirklich oft gehörtes Stück Klassik in die Playlist unseres Cambridge-Netzwerkplayers. Es ist Strawinskys „Der Feuervogel“. Die „Introduktion“ sorgt mit ihren unheimlich klingenden Streichern für Gänsehaut. Momentan ist das ATM noch passiv. Der Klang ist wie immer: natürlich, facettenreich und konturiert.
Tuning-Modul am Standlautsprecher
Jetzt schalten wir das Tuning-Modul an. Es steht auf der Nullstellung – auch linear genannt. Hier verzichtet der Basslauf nur auf den Tiefstbass alles andere ist gleich. Doch wir wollen ja eine Änderung hören. Also drehen wir den Bassregler mal hoch – und holla! Was schwellt denn da nun noch kraftvoller und unheimlicher an? Die tiefen Töne des Orchesters gewinnen einmal deutlich an Kraft, aber nicht so, als würden wir einfach am Bassregler des Verstärkers drehen. Sie sind intensiver, ohne aufdringlich zu werden. Es wirkt, als ob jemand die Dynaudio ein bisschen aufgepumpt hätte, um ihr Volumen zu vergrößern. Beeindruckend.
Nun drehen wir den Bass wieder zurück in die „Linear“-Stellung und geben mehr Mid/High. Jetzt gewinnt die schon extrem detailreiche Darstellung der Musik zusätzlich an Tiefe und Glaubwürdigkeit. Es klingt ein wenig brillanter, aber ohne ins nerviges Fiepsen zu rutschen. Das wird gerade beim Stück „Der Feuervogel und sein Tanz“ deutlich, in dem die Piccoloflöten schnell nerven könnten. Wie gesagt: Könnten – sie tun es aber nicht. Das ATM schaff t es, in sehr ausgewogener Weise den Anteil der hohen Töne zu verstärken, wie ein Toningenieur, der live eine Anpassung des Sounds vornimmt.
Mit Regallautsprecher
Nachdem wir das ATM auch noch mit flotteren Pop- und Rocktönen testen – immer kommt dieses Gefühl auf, dass wir unsere Lautsprecher neu entdecken – wechseln wir das Modul. Aus dem Lager holen wir ein paar Regallautsprecher von Gauder Akustik, die Arcona 40. Die konnten immerhin eine 91-Prozent-Wertung in der Mai-Ausgabe der AUDIO TEST im Jahr 2014 einfahren. Ihr hochauflösender Klang in Kombination mit dem spritzigen, aber nie übertrieben agierenden Bass macht einfach Spaß.
Und was sollen wir sagen? Der Spaß wächst dank dem Nubert ATM. Wir machen hier nämlich das Gleiche wie bei den großen Dynaudio: Wir geben mal richtig Gas beim Bass. So wachsen die Kompaktlautsprecher wahrhaft über sich hinaus. Sie klingen beim „Feuervogel“ drei bis vier Nummern größer und zimmern ein voluminöses Konzerthaus in unseren Testraum. Die Detailverliebtheit nimmt dank dem Mid/ High-Regler weiter zu, was uns noch tiefer in den Klang eintauchen lässt. Auch als wir Jamiroquai mit dem Album „High Times“ über die Kompakten hören, entdecken wir Vieles neu. Der Spaß, den es macht, an den Reglern herumzudrehen, ist nicht von der Hand zu weisen.
Nur muss bei sehr basslastiger Musik, gerade aus dem Tanzbereich, darauf geachtet werden, den Bassregler bedacht einzusetzen. Warum? Irgendwann stoßen Lautsprechermembranen an ihre physikalischen Grenzen, besonders wenn die Musik sehr laut laufen soll. Aber das versteht sich ja eigentlich von selbst. Alles in allem lässt sich jedenfalls festhalten, dass Nuberts ATM in der richtigen Kette klanglich deutliche Verbesserungen beschert. Unser Urteil lautet: Ausgezeichnet!
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 5/2019.
Bildquellen:
- _MG_0870: Auerbach Verlag
- Nubert ATM Rückseite: Auerbach Verlag
- Nubert ATM Kompakt- und Standbox: Auerbach Verlag