KEF LS 60 Wireless Lautsprecher

Test: KEF LS60 Wireless – Aktive Standlautsprecher (All-In-One)

Zuletzt haben wir sehr ausführlich die Welt des Retro-HiFi erkundet. Dieses mal lenken wir unseren Blick in die Sterne am technologischen Nachthimmel. Wagen wir mit dem Test des KEF LS60 Wireless-Aktivlautsprecher einen Ausblick in die Welt des HiFi von morgen?

Future HiFi

HiFi-Experten und Freunde des guten Tons haben die Präsentation der KEF LS60 Wireless und der LS50 Wireless II auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen im September 2022 noch in ebenso positiver Erinnerung wie unsere Redaktion. Darüber hinaus hatten wir exklusiv die Möglichkeit, dass deutlich kleinere Schwestermodell LSX II – ebenfalls auf den MDHT in der Vorführung – vor seinem offiziellen Release im Juni 2022 auf Herz und Nieren zu testen.

Wie der Kollege Thomas Kirsche in seinem sehr lesenswerten Artikel – hier auf Likehifi.de nachzulesen – umfassend darstellte. So nimmt es nicht Wunder, dass wir uns nun heute eingehender mit der smarten und vor allem größeren All-in-one-Lösung von KEF, dem LS60 Wireless Aktivlautsprecher, beschäftigen.

Liebe auf den ersten Blick

Schon das „Unboxing“ der Streaming-Lautsprecher aus dem Hause KEF ist tatsächlich eine kleine Sensation. Smart verpackt, denken wir, als wir die LS60 von ihrer Schutzhülle im Testlabor befreien. Dann ist es auch schon um uns geschehen. Verzaubert erblicken wir ein stringent schlankes Industriedesign im kühlen Aluminium-Blau.

Das Team um den Designer Michael Young hat hier ganze Arbeit geleistet. Staunend stellen wir fest, dass KEF sich mit diesem kühnen Entwurf eindeutig dazu anschickt, das technisch Machbare im Bereich Akustikdesign neu zu definieren. Vor allem, was die Nutzung oder vielmehr die Reduktion des Raumes angeht. In anderen Worten wird hier struktureller Minimalismus formschön auf die Spitze getrieben.

Designmaßstäbe aus dem Hause Michael Young. Die LS60 definiert die Grenzen des Akustikdesigns neu.

Cold as Ice

Vom Werk aus sind die eleganten 13 Zentimeter breiten und nur 16 Zentimeter tiefen Aktivlautsprecher in Grau (Titanium Grey), Weiß (Mineral White) und Blau (Royal Blue) – alle natürlich mit farblich abgestimmten Chassis – erhältlich. Wobei die Farbtöne Weiß und Grau sich deutlich schlichter in ein modernes Wohninterieur fügen als das königliche Blau, welches entsprechend repräsentative Akzente setzt.

Aber nicht nur in Sachen auffälliger Optik wurde beim LS60 überwiegend alles gegeben. Das HiFi-Wohlfühlpaket beginnt mit scheinbaren Nebensächlichkeiten, wie dem rückseitig über dem Kontrollpanel verblendeten Trage-Griff. Durch den, der immerhin 31,2 Kilogramm schwere, LS60 auch für eine einzelne Person adäquat portabel wird.

Das high-fidele Wohlfühlpaket umfasst zudem die konsequente Resonanzarmut des für das Gehäuse verwendeten Materials Aluminium und erstreckt sich über die obligatorisch hohe Anschlussfreudigkeit der Komponenten. Um wahrscheinlich in einem geschmackvoll hochauflösenden Soundbild zu gipfeln. Doch nun hübsch der Reihe nach.

Form follows function

Per definitionem haben wir es bei dem KEF LS60 Wireless mit einem echten Stand-Alone-System zu tun, dass es nach Herstellerangabe mit jeder modernen HiFi-Anlage aufnehmen kann. Um den dominierenden Minimalismus der Formen realisieren zu können, wurden die Audio-Ingenieure von KEF an die sprichwörtlichen Grenzen des Machbaren gebracht.

In der einzigartigen Bauweise der LS60 kommt daher die geballte Expertise von 60 Jahren Entwicklererfahrung zum Tragen. Doch was ist es, was die KEF LS60 Wireless Aktiv-Lautsprecher so besonders macht?

Beim Betrachten fällt nicht nur der schmale Schnitt und der schwere Fuß sofort in den Blick. Noch augenfälliger ist der frontseitig zentral platzierte Uni-Q Treiber indem sich Hoch- und Mitteltöner das gleiche akustische Zentrum teilen. Flankiert durch das exakt parallel angeordnete Tieftöner-Doppelpaar an den Seiten der Lautsprecher.

Uni-Q-Chassis-Anordnung, heißt das im KEF-Sprech und sie kennen das womöglich auch bereits von anderen KEF-Lautsprechermodellen. Bezeichnet wird damit eine innovative Bauweise, die der legendären KEF Blade-Serie entlehnt wurde. Die optisch unfassbar ansprechenden „Säbel“ wurden ursprünglich als reine Konzeptlautsprecher für Showzwecke entwickelt.

Alles Wesentliche auf einen Blick: Das Kontrollpanel des Master Aktivlautsprechers. Dazu gibt es hohe Konnektivität durch zahlreiche Eingänge. (Bild: KEF)

Schall auf den Punkt dank Uni-Q

Bei herkömmlichen Lautsprecher-Modellen strahlen die Treiber in der Regel von verschiedenen Punkten aus ab. Die genuin unterschiedlichen Frequenzen verursachen somit im Betrieb, nebst ebenso differenzierter Abstrahlpunkte, zwangsläufig Interferenzen. Die patentierte Single Apparent Source Technologie eliminiert diese Interferenzen weitestgehend. Durch die ikonische Uni-Q-Chassis-Anordnung lässt sich auch bei den LS60 Wireless das akustische Ideal einer Punktschallquelle weitestgehend in Realität übersetzten.

Die Uni-Q-Treibertechnologie kommt dabei nicht nur unglaublich futuristisch und resonanzarm daher. Mittel- und Hochtöner teilen sich das Zentrum der Mitteltonmembran. So wird der erzeugte Klang gleichmäßiger verteilt. Jeder Wohnraum, der mit den LS60 veredelt wird, verwandelt sich somit nach Herstellerangabe in einen einzigen akustischen Sweet-Spot. In dem jeder, egal an welcher Position er sich im Raum befindet, denselben natürlichen, detaillierten Klang erleben und genießen kann.

Bassseitig setzen die KEF LS60 auf die zum Patent angemeldete Uni-Core-Technologie. Hierbei wurden vier Treiber in symmetrisch gegenüberliegenden Paaren Rücken an Rücken in einer Force-Cancelling-Anordnung montiert. Damit eliminiert KEF praktisch alle Gehäuseschwingungen. Kombiniert wird das mit der P-Flex-Treibersicke und der Smart Distortion Control Technology. So wird ein besonders ausgewogener, detaillierter und kraftvoller Bass realisiert. Überprüfen wir dieses vollmundige Versprechen im Testlabor doch gleich einmal auf seinen Wahrheitsgehalt.

Fröhlich ans Werk

KEF Uni-Core Treiber
Die LS60 Wireless verfügt über die innovative Uni-Core-Technologie. (Bild: KEF)

Nach eingehender Lektüre des Testberichts von Kollegen Kirsche über die anfänglichen Installationshürden mit den KEF LSX II, sehen wir uns nunmehr gewappnet, eventuelle Untiefen bei den LS60 sicher zu umschiffen. Analog dazu entscheiden wir uns für eine Ersteinrichtungen auf dem iPad sowie eine kabelgebundene Verbindung zwischen Master- und Client-Lautsprecher mit einer satten Auflösung von bis zu 24 Bit/192 kHz. Über die AirPlay 2-App wird auf Wunsch ein ganzes Oeuvre von KEF-Wireless-Aktivlautsprechern gleichzeitig angesteuert werden. Ein nützliches Feature für alle jene Situationen, die es erfordern, dass in unterschiedlichen Räumen identische Medien ausgegeben werden. Doch damit AirPlay 2, Chromecast oder Roon die KEF Standlautsprecher sachgemäß erkennen, ist die Einrichtung der KEF-Connect App erforderlich.

Wer aus Datenschutzgründen oder ähnlichen Anachronismen lieber auf eine Online-Registrierung verzichten will, wird hier leider enttäuscht. Auch eine Internetverbindung mit umfassenden Administratorrechten ist für den Betrieb zwingend erforderlich. Doch genug gemeckert. Heben wir an dieser Stelle lieber hervor, dass wir es mit den LS60-Boliden quasi mit einem autonomen Multimedia-Wireless-System zu tun haben. Somit finden wir Registrierungs- und Onlinezwang am Ende zumindest in den Grundzügen nachvollziehbar.

KEF Aktivlautsprecher – seiner Zeit voraus?

Die KEF LS60 Wireless präsentieren sich im Praxistest als hochauflösendes Streaming-Tool, das PCM-Dateien bis zu 24 Bit/384 kHz sowie MQA-Decodierung und DSD mühelos bewältigt. In Sachen Streaming ist die KEF Connect App dankbar übersichtlich gestaltet und alles in allem recht ansprechend gescriptet. Dienste wie TIDAL, Amazon Music, Qobuz und Deezer sind perfekt eingebunden. Der direkte Stream über Spotify Connect, TIDAL Connect oder QPlay geht ebenfalls von der Hand. Ohne viel Mühe bewerkstelligen wir im Test zudem eine stabile WLAN-Verbindung und koppeln die LS60 über Bluetooth mit einem iPhone. So geht moderner Bedienkomfort.

LS60-Kombinationen, die uns besonders gut gefallen haben, waren die Cinch-Verbindung zum Sonoro Platinum SE Plattenspieler, nebst Netzwerkverstärker von Cambridge Audio. Bei der Nutzung der LS60 Wireless als Heimkino-System durch die Zuspielung über HDMI gab es allerdings Schwierigkeiten. Trotz HDMI ARC-Eingang konnten wir die KEF nicht zum Laufen bringen. Unser TV-Gerät hat sie schlichtweg nicht erkannt. Auch ein Wechsel auf PCM-Ausgabe brachte keinen Erfolg. Schade.

KEF LS 60 Lautsprecher
Die KEF LS60 Produktfamilie in den drei verfügbaren Farbausführungen blau, weiß und grau. (Bild: KEF)

Und der Sound? KEF LS60 Wireless im Klangtest

Die über TIDAL zugespielten Referenztitel – allesamt ausgewiesene Klassiker der Musikgeschichte, wie „Take Five“ des Dave-Brubeck-Quartetts oder „Money“ von Pink Floyd überzeugen durch einen besonders klaren, respektive aufgeräumten Sound in den oberen Mitten. Die Hochtöner bedienen fachkundig das Spektrum von warm bis glasklar. Bis hinunter zu den unteren Mitten offenbaren uns die von uns bestens und umfangreich eingespielten LS60 ein ebenso detailreiches wie interferenzfreies Klangbild. Wenngleich die Mitten und Höhen bei einzelnen Songbeispielen bisweilen etwas zugehangen und beengt klangen.

Im Tieftonbereich wird es bei basslastigen Titeln wie zum Beispiel „Sabrina“ von den Einstürzenden Neubauten schon gerne mal etwas unkonturiert. Im oberen Bassbereich wirkt zudem die Instrumentenanordnung schwammig. Woher hier der Klang kommt, lässt sich leider nicht genau orten. Wir versuchen das mit diversen EQ-Einstellungen in der App und Einstellungen bezüglich des Standortes zu korrigieren, aber keine Chance. Der leicht undifferenzierte Bassbereich bleibt uns erhalten. Und da wir schon meckern, wollen wir auch den extrem kleinen Sweetspot der Lautsprecher erwähnen. Wer ein wenig zu weit links oder rechts sitzt, hat gleich das Gefühl, dass der weiter weg stehende Lautsprecher nur noch halb so laut spielt.

Richtig Spaß hatten wir hingegen mit dem Motown Soul-Klassiker „The Tracks Of My Tears“ von Smokey Robinson auf Vinyl. Der offene und mittige Mix mit Oldschool-Bläsersätzen, Big Band, Chor und reichlich Retro-Charme scheint den LS60 wie auf den Leib geschnitten zu sein. Auch vocallastige Jazz- oder R&B-Stücke wie „Fallin’“ von Alicia Keys oder „Liberty“ von Anette Askvik scheinen den KEF Standlautsprechern besonders zu liegen. Die Stimmen stehen sehr präsent und intim im Raum. Wer gern Jazz- und Soulmusik hört, besonders die Klassiker, wird diese KEF sofort lieben. ■ Text: Patrice Lipeb, Thomas Kirsche

Auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen 2022 in Leipzig gab es die KEF LS60 Wireless abwechselnd mit der LS50 Wireless II und der KEF LSX II zu hören. (Bild: Auerbach Verlag)

LS60 Wireless: Preis und Verfügbarkeit

Die KEF LS60 Wireless Aktivlautsprecher gibt es zum Preis von 6.999 Euro (Paarpreis, UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen blau, weiß, grau.

Webseite: de.kef.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: KEF LSX II – Kompakte Aktivlautsprecher / Wireless-HiFi-System

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Fazit
Die KEF LS60-Wireless-Aktivlautsprecher sind ein zeitgemäßes HiFi-Komplettpaket, dass durch hohen Bedienkomfort, nebst praktischen Features recht modern und zukunftsweisend daherkommt. Das liegt nicht zuletzt am schlicht umwerfenden Design der Schallwandler und der praktischen App. In Sachen Multifunktionalität und Anschlussfreude machen sie alles richtig. Beim Sound wird die Einschätzung schwierig. Deshalb empfehlen wir sie unbedingt beim Fachhändler vor Ort Probe zu hören. Denn nicht zuletzt liegt es am eigenen Musikgeschmack, ob man diese KEF Lautsprecher mögen wird.
Wiedergabequalität
83
Ausstattung/Verarbeitung
98
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung17 Bewertungen
54
Vorteile
hohe Konnektivität
tolles Design
Nachteile
unklarer Bass
recht schmaler Sweetspot
84
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • KEF-LS60-Wireless-Family: GP Acoustics / KEF