Elac Miracord 80

Test: Elac Miracord 80 – HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb

Der norddeutsche Hersteller Elac produziert bereits seit 2016 wieder Plattenspieler. Nun schicken sie ihren aktuellen Neuzugang, den Miracord 80 ins Rennen. Dieser steht ganz in der Tradition des bisherigen Spitzenmodells Miracord 90.

Die Masse bewegend

In den 1960er und 1970er Jahren war der HiFi-Hersteller Elac aus Kiel eine absolute Koryphäe auf dem Plattenspielermarkt. Heutzutage verbindet man wohl eher Lautsprecher mit dem Namen Elac, obwohl die Nordlichter seit einigen Jahren wieder dabei sind, Plattenspieler mit dem Namen Miracord herzustellen.

Den Anfang dieser „Neuerfindung“ machte der Elac Miracord 90 Plattenspieler, der 2016 zum 90. Jubiläum der Kieler das Licht der Welt erblickte. Uns überzeugte der Plattenspieler und er erhielt von der AUDIO TEST eine beeindruckende Wertung von 92% ( hier im Test).

Als neueste Erweiterung ihrer Produktpalette stellte Elac auf der HIGH END Messe 2022 in München den Plattenspieler Miracord 80 vor. Dieser tritt nun in die großen Fußstapfen des Miracord 90 und wir sind seit der Messe im Mai gespannt, was der neue Elac Miracord 80 Plattenspieler drauf hat.

Ausstattung

Der Elac Miracord 80 ist ein manueller Plattenspieler mit Riemenantrieb und setzt auf ein Masselaufwerk. Allein der Plattenteller aus Aluminium bringt 5,6 Kilogramm auf die Waage. Auch die Zarge wiegt nicht unbeträchtliche 5,5 Kilogramm und besteht aus MDF mit einer sehr hohen inneren Dämpfung.

Das Holz-Chassis wird aus einem Stück gefräst und mit massivem, hochglanzlackiertem Echtholzfunier versehen. Um das optische Erscheinungsbild des Miracord 80 etwas puristischer zu gestalten und die Füße clever zu verstecken, sind Blenden aus eloxiertem Aluminium angebracht.

Der Plattenspieler wird von einem PID-geregeltem Gleichstrommotor angetrieben. Dieser ist vom Chassis entkoppelt. Die Drehzahl wird optisch kontrolliert. Möglichkeiten zur Feinjustierung der Drehzahl gibt es nicht. Der Motor sitzt hinten links, statt vorne links, wie es noch beim Elac Miracord 90 der Fall war.

Test: Elac Miracord 80 - HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb
Den Elac Miracord 80 gibt es auch in der Variante mit Echtholz-furniertem Holz-Chassis zu kaufen. (Bild: Elac)

Der Plattenteller liegt auf einer Achse aus Stahl, welche auf einer Hülse aus Sinterbronze sitzt, die sich mit dem Teller mitdreht. Hier kommt eine Trockenschmierung zum Einsatz, welche die Geschmeidigkeit gewahrt, ohne dass man nach einiger Gebrauchszeit mit Öl oder Fett nachhelfen muss. Der Motor überträgt seine Rotationsbewegung mittels eines Flachriemens zum Teller.

Um die Platte vom Teller zu entkoppeln, ist eine Filzmatte im Lieferumfang enthalten. Der Tonarm des Elac Miracord 80 misst 10 Zoll und ist aus Karbon gefertigt. In Verbindung mit Teilen aus Messing und Aluminium sitzt er in einem kardanischem Tonarmlager. Das Einstellen des Tonarms gestaltet sich klassisch. Die Antiskatingkraft wird mittels eines Fadengewichtes, welches an den “Galgen” gehangen wird, gewählt. Wer seinen Miracord 80 vor Staub und anderen Fremdeinwirkungen schützen möchte, dem sei die Staubschutzhaube empfohlen, welche optional für 199 Euro erhältlich ist.

Mit oder ohne D96 Tonabnehmer

Der Plattenspieler ist entweder mit oder ohne vormontiertem Tonabnehmer erhältlich. Entscheidet man sich für die Variante inklusive Abnehmer, ist ein Elac/Clearaudio D96 MM-Tonabnehmer bereits in der mitgelieferten Headshell befestigt. Dieser Tonabnehmer kostet einzeln 299 Euro. Wählt man die Variante ohne Abnehmer, ist die Headshell leer, der Preis des Miracord 80 fällt dann von 2.499 Euro auf 2.190 Euro, also um fast genau den Preis des D96-Tonabnehmers.

Für unseren Test durften wir den Miracord 80 ohne mitgelieferten D96 unter die Lupe nehmen. Somit bezieht sich dieser Test wirklich auf den Plattenspieler an sich und wir sind gewillt durch den Gebrauch von verschiedenen Tonabnehmern, genau herausfinden, wie der Miracord 80 klingt. Als Tonabnehmer wechseln wir zwischen dem Nagaoka MP-110 und dem 2M Red von Ortofon – zwei absoluten Allroundern.

Ersterer ist ein Moving Iron-Tonabnehmer und einzeln für 159 Euro erhältlich. Der 2M Red ist ein sehr beliebter MM-Tonabnehmer und für einen Preis von 119 Euro zu haben. Durch das Testen mit unterschiedlichen Tonabnehmern ist es uns möglich, die Auswirkung dieser auf den Klang des Elac Miracord 80 zu ermitteln und den Plattenspieler an sich zu erleben.

Test: Elac Miracord 80 - HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb Rückseite
Der Miracord 80 wird mit vier Gummifüßen entkoppelt. Diese werden dank der Aluminiumblende versteckt. Die Anschlüsse des Plattendrehers sind auch von sehr ansehnlicher Qualität.

Aufbau des Elac Plattenspielers

Der Aufbau gestaltet sich weitestgehend simpel und klassisch: Teller aufsetzen, Riemen umspannen, Tonabnehmer montieren, Gegengewicht, Antiskating und Tonarmhöhe einstellen – los geht’s. Der Schritt den Tonabnehmer selbst zu montieren und feinzujustieren bedarf natürlich etwas Fingerspitzengefühl und Ausrüstung, wie Werkzeug, Feinwaage, Lupe und Winkelmesser. Für Analog-Profis ein Kinderspiel.

Vinyl-Einsteiger könnten hier hingegen schon kalte Füße bekommen. Wer sich diesen Mehraufwand also sparen will, dem sei die Variante des Miracord 80 mit dem vormontierten Tonabnehmer empfohlen. Schließlich ist der D96 MM-Tonabnehmer eine durchaus kompetente und empfehlenswerte Wahl. 

Der Tonarm und das Lager sind von sehr hoher Qualität. Der Karbon-Tonarm ist sowohl sehr stabil, als auch leicht. Die korrekte Auflagekraft des Tonabnehmers ist dank des Gegengewichtes simpel eingestellt. Dank der einfachen Skala auf dem Gegengewicht lässt sich die gewünschte Auflagekraft sehr genau treffen.

Die Tonarmhöhe können wir ebenfalls feinjustieren. Löst man zwei Stellschrauben am Fuß des Tonarms, lässt er sich in der Höhe bewegen. Um die gewünschte Höhe einzustellen, müssen wir nur noch die Stellschrauben wieder festziehen. Doch kommen wir nun zum Eingemachten, dem Praxistest.

Test: Elac Miracord 80 - HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb
Die Tonarmbasis ist hochwertig verarbeitet und lässt uns viel Freiraum zur Feinjustage. Der Tonarm selbst ist aus Karbon gearbeitet.

Miracord 80 im Klangtest

Noch bevor wir die erste Note zu hören bekommen, fällt uns die gemütliche Schwerfälligkeit des Plattentellers auf. Der Motor braucht durchaus seine Zeit, um den schwergewichtigen Teller auf die passende Rotationsgeschwindigkeit zu bekommen. Auch beim Abschalten des Motors beobachten wir ein ähnliches Verhalten. Der Teller dreht noch vergnüglich einige Runden weiter, bevor er endgültig zum Stehen kommt.

Uns stört das wenig. Vielmehr verstärkt es für uns nochmals das Ritual des Plattenauflegens, da man noch gespannt wenige Sekunden abwarten muss, bis man endlich die Nadel auflegen darf. Dabei ist der Gleichlauf des Laufwerks bemerkenswert. Mit einer Abweichung von gerade mal +/- 0.33 % ist der Elac Miracord 80 Plattenspieler durch nichts aus der Ruhe zu bringen.

Als Rotationsgeschwindigkeiten stehen 33,3 und 45 Umdrehungen die Minute zur Auswahl. Die Geschwindigkeit von 78 RPM, wie sie für Schelllackplatten gebraucht wird, beherrscht der Miracord 80 nicht. Das ist aber auch nicht notwendig, denn für Schellackplatten braucht es zudem noch andere Tonabnehmer – und es ist erfahrungsgemäß eher etwas für absolute Schallplatten-Spezialisten. 

Test: Elac Miracord 80 - HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb
Der Miracord 80 ist mit und ohne Tonabnehmersystem erhältlich. (Bild: Elac)

Tonabnehmerwechsel

Den Anfang unseres Tests macht die britische Post-Rock Band Black Country, New Road mit ihrem im Februar dieses Jahres erschienenen Albums „Ants from Up There“. Während des einminütigen Intros und dem danach folgenden Songs „Chaos Space Marine“ zeigt der Miracord 80 eindrucksvoll, wie eine emotionale Performance gelingt. Das Masselaufwerk mit dem knapp 5,6 Kilogramm schweren Plattenteller und das aufwendige Lager läuft dank des servo-geregelten Antriebs sehr stabil und kompetent.

Der Motor ist extrem leise und wir vernehmen während unseres Tests zu keinem Zeitpunkt ein Brummen oder andere Motorgeräusche. Wir testen wie bereits erwähnt verschiedene Tonabnehmer. In unserem Test mit verschiedensten Platten, verschiedener Genres wirkt das Nagaoka MP-110 etwas zu bauchig und tiefere Frequenzen wirken etwas überbetont.

Das Ortofon 2M Red hingegen gibt sich etwas mittiger, wodurch es ein ausgewogeneres Klangbild ermöglicht. Wir können uns vorstellen, dass dem Miracord 80 leicht hochpreisigere Tonabnehmer noch besser stehen werden und diese alles aus dem kompetenten Laufwerk herauskitzeln.

Wer auf Nummer sicher gehen will, ordert den Elac Miracord 80 am besten direkt mit dem optionalen D96 MM-Tonabnehmer. Oder macht den Tonabnehmertest gleich demnächst auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen in Leipzig, denn dort wird Elac den Plattenspieler als Highlight-Produkt vorführen!

Test: Elac Miracord 80 - HiFi Plattenspieler mit Riemenantrieb
Ein PID-geregelter Gleichstrommotor sorgt für die korrekten Umdrehungen pro Minute. (Bild: Elac)

Preis und Verfügbarkeit

Den Elac Miracord 80 Schallplattenspieler gibt es zum Preis von 2.190 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Mit dem D96 Tonabnehmersystem kostet der Miracord 80 2.499 Euro (UVP).

Webseite: www.elac.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2022

▶ Lesen Sie hier: Test: Elac Miracord 90 Anniversary Plattenspieler

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Fazit
Der Miracord 80 von Elac ist ein Plattenspieler, der weiß, worauf es ankommt. Die verbauten Materialien, die Verarbeitung und die Ausstattung sind sehr anspruchsvoll und von höchster Qualität gefertigt. Dank seines Masselaufwerkes wirkt er teilweise etwas schwerfällig, was er jedoch mit einer unerschütterlichen Ruhe wieder gutmacht. Der Tonarm ist exzellent konstruiert und auch der Motor agiert sehr leise. Hochwertige Tonabnehmer lassen ihn zusätzlich noch richtig aufblühen.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung16 Bewertungen
45
Vorteile
Hochwertiger Tonarm
sehr laufruhig
viele Justiermöglichkeiten
Nachteile
kommt ohne Tonabnehmer
89
Elac Miracord 80

Bildquellen:

  • Elac-Miracord-80-Plattenspieler-2022: Elac
  • Elac Miracord 80: Auerbach Verlag