Test: Chord Qutest - Desktop D/A-Wandler / DAC

Test: Chord Qutest – Desktop D/A-Wandler / DAC

Die Briten sind nicht unbedingt für ihre Kulinarik bekannt. Dafür aber umso mehr für ihre Audiotechnologie. Hat uns der Chord Qutest gemundet, oder ist es doch eher Audio-Fast Food? Wir haben den Digital-Analog-Wandler von Chord Electronics ausführlich getestet.

Fish & Chips

Die Produkte von Chord Electronics sind für viele HiFi-Enthusiasten nach wie vor ein heißer Qualitäts-Tipp. Im Bereich HiFi-Elektronik hat man sich über die Jahre mit Verstärkern, Streamern, D/A-Wandlern und Vor/Endstufen einen exzellenten Ruf erarbeitet. Nicht zu verwechseln ist Chord Electronics übrigens mit The Chord Company. Letztere ist fokussiert auf hochwertige HiFi-Kabel und Tuning-Produkte und ebenfalls im Deutschland-Vertrieb der in Hamburg ansässigen DREI H Vertriebs GmbH.

Beide Marken eint nicht nur Vertrieb und Name, sondern auch die Herkunft: die Produkte werden auf der Insel hergestellt und sind alles andere als von der Stange. Das fällt auch beim vorliegenden Testkandidaten, dem Chord Qutest DAC, auf. Das Gerät klein, aber hochwertig, die Ausstattung spartanisch, aber effektiv.

Die wahren Werte liegen im Inneren des Gerätes und deshalb hat man ihm auch gleich ein kleines Bullauge spendiert, damit man das Herz des Gerätes niemals aus dem Blick verliert. Davon ablenken tun nur die farblich hinterleuchteten und haptisch sehr aufwändig konstruierten, für Chord typischen, Bedienelemente. Doch was genau ist denn jetzt der geheime Trick, mit dem dieser D/A-Wandler arbeitet?

Test: Chord Qutest - Desktop D/A-Wandler / DAC
Anschlusseitig ist der Chord Qutest eher spartanisch, dafür hochwertig ausgestattet. Die Hauptwege, die Sie vermutlich benutzen werden, sind USB und Analog-Out. Hier kann der Qutest sein größtes Potential entfalten.

Technik vom Qutest

Beim Chord Qutest, sprich „Cutest“, dem kleinsten und wörtlich auch „süßen“ DAC handelt es sich nicht um einen klassischen DAC-Chip, an den einfach Anschlüsse gelötet wurden. Robert Watts, dem ein oder anderen High Ender sicher ein Begriff, hat sich bei der Entwicklung dieses Wandlers für einen XILINX Artix-7 FPGA entschieden.

Zu kryptisch? Ist es auch ein wenig, denn bei FPGAs (Field Programmable Gate Array) handelt es sich um sogenannte programmierbare Mikrochips, die je nach Bedarf und Anforderungen entsprechend spezifisch konfiguriert werden können. So kann aus einem FPGA ein Prozessor, aber eben auch ein DAC werden. Der Aufwand ist deutlich höher.

Ganz so einfach ist es nicht aus der Architektur eines FPGA einen Wandler zu basteln, aber der Aufwand lohnt sich. Nicht nur, dass Watts bei der Entwicklung so wirklich alle Komponenten unter Kontrolle hat und nicht auf Drittanbieter-Chips und deren technische Daten limitiert ist, die FPGAs können – wenn gut gemacht – auch mehr leisten als reguläre DACs. So ist es zum Beispiel möglich, deutlich größere Abtastraten zu realisieren oder spezifische Filter zu designen.

So verwundert es auch kaum, dass sich per beleuchteter Fronttaste ebendiese Digitalfilter verstellen lassen. Die Ausgangsspannung lässt sich übrigens ebenfalls in drei Stufen umschalten (1 V, 2 V und 3 V), um den Pegel an den angeschlossenen Verstärker anpassen zu können. Der Chord Qutest DAC kann jedoch nicht per 5V-USB betrieben werden.

Chord hat die Stromversorgung des USB-Ports stillgelegt und ihn zusätzlich galvanisch getrennt. Dadurch kann der DAC nicht durch die mit Störungen verseuchte Busspannung gestört werden. Deswegen ist aber auch zwingend ein externes Netzteil erforderlich. Das ist eher aus der Kategorie „funktional“, erfüllt aber seinen Zweck.

Einen Ein- und Ausschalter sucht man vergebens, das Gerät ist „always on“ und nur über Netzstecker zu schalten. Um den Stromverbrauch muss man sich bei etwa 3 – 4 Watt aber nicht unbedingt sorgen. Im Gegenteil, durch die Dauerversorgung bleiben die Chips und das Gerät immer auf optimaler Arbeitstemperatur. Das robuste und gut verarbeitete Aluminium-Gehäuse hält durch Abkühlung gekonnt dagegen und die Waage.

Test: Chord Qutest - Desktop D/A-Wandler / DAC
Ein Blick durch das Fenster des Qutest offenbart die FPGA-Architektur.

Qutest im Klangtest

Eine Sache, die uns relativ schnell aufgefallen ist, ist das Timing des Qutest von Chord Electronics. Im Vergleich zu „normalen DAC-Chips“ agiert der Qutest deutlich sensibler im Umgang mit zeitkritischen Signalen. Das kommt besonders bei hochfrequentem Schlagwerk zur Geltung.

Wer ein wirklich plastisches, dimensionales Schlagzeug reproduzieren will, kommt um eine akkurate Darstellung der Zusammensetzung des Hochtonspektrums und der Transienten nicht herum. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Und der Qutest gehört definitiv zum Weizen. Die Rauminformationen, die uns bei diversen Rides und Splashes verraten haben, wie der Schlagzeuger sein Drumset aufgebaut hat, die Informationen über die Beschaffenheit des Raumes, die Größe und Abstände sind deutlich einfacher zu differenzieren, als das zum Beispiel mit Studiostandard-Audiointerfaces von RME der Fall ist.

Diese können zwar auch HiRes bis 192 kHz Abtastrate und sind in der SN-Ratio Weltklasse, der Chord Qutest hängt sie trotzdem ab. Noch dazu, weil er über normales PCM hinaus gehen kann. Bis zu 768 kHz sind bei paralleler Nutzung beider BNC-Anschlüsse möglich und auch DSD kann der Chord Qutest ab Werk in allen erdenklichen Varianten bis 512.

Nur Mac-User werden auf 256er DSDover PCM limitiert. Im Betrieb mit DSD-Signalen hat uns der Qutest auch am besten gefallen: Das kann er, wie kein anderer. Gregory Porters „Liquid Spirit“ in DSD verliert über den Qutest jegliche Beschränkungen, die einen vermuten ließen, dass es sich um eine Aufnahme handelt. Im Zusammenspiel mit vergleichbar hochwertigen Schallwandlern steht einer perfekten Illusion – zumindest bei geschlossenen Augen – nichts mehr im Weg. Wer auf überbordende Konnektivität verzichten kann und lieber Wert auf ordentliche und referenzielle DA-Wandlung legt, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Test: Chord Qutest - Desktop D/A-Wandler / DAC
Von unten ist der Chord Qutest mit Antirutsch-Gummifüßen ausgestattet.

Chord DAC: Preis und Verfügbarkeit

Der Chord Qutest DAC ist zum Preis von 1.449 Euro (UVP) im Fachhandel erhältlich. Vertrieb und Marketing für die Produkte von Chord läuft in Deutschland über Drei H aus Hamburg.

Webseite: www.3-h.de/chord // www.chordelectronics.co.uk/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2022

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Fazit
Der Chord Qutest ist nicht für Jedermann. Er hat Anschlussseitig nicht viel anzubieten, ist aber dafür enorm klein und hochwertig verbaut. Ideal für kleine High End Setups oder Schreibtische. Was jedoch hundertprozentig für den Chord Qutest spricht, ist sein Klang. Der ist über jeden Zweifel erhaben und sticht einige uns bekannte Referenzprodukte aus.
Wiedergabequalität
98
Ausstattung/Verarbeitung
80
Benutzerfreundlichkeit
82
Preis/Leistung
91
Leserwertung43 Bewertungen
46
Vorteile
große Bandbreite an Abtastfrequenzen
schaltbare Ausgangsspannung
Nachteile
kein USB-Buspower (gewollt)
92
Chord Qutest

Bildquellen:

  • Chord Qutest Test Review 01: Auerbach Verlag (alle)