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Test: Plattenspieler Onkyo CP-1050 – Eine Retrospektive

Das älteste Tonträger-Medium, die Schallplatte feiert eine ungeahnte Renaissance. Während die Musikindustrie versucht hat, neue Formate zu etablieren, hat ein harter Kern von Liebhabern dem Vinyl stets die Treue gehalten. Onkyo bringt für eben diese Zielgruppe den Plattenspieler CP-1050 auf den Markt.

In den oberen Rängen der High Fidelity war die Schallplatte nie ganz aus den Köpfen wegzudenken und hatte stets ihren festen Platz in den Regalen ambitionierter Hörer und Sammler. Entsprechend fand man hochwertige Spieler auch stets im Repertoire der Fachhändler. Am Consumer-Markt hingegen verschwanden spätestens mit Einführung des Streaming fast sämtliche Geräte der Mittelklasse aus den großen Handelsketten. Mit der aktuellen Renaissance der Longplayer aus Vinyl, setzen jedoch auch Hersteller wieder vermehrt auf qualitativ hochwertige Abspielgeräte. So nehmen mit dem CP-1050 auch Onkyo einen Plattenspieler in ihr Sortiment auf. Mit massivem Gehäuse aus MDF, gekleidet in ein schwarzes Holzfurnier mit Relief und feiner Maserung, sowie übergroßen Bedienelemente auf einer breiten Zierleiste aus Aluminium versprüht dieser einen nahezu unwiderstehlichen Retro-Charme der 70-er Jahre. Ältere Semester werden sich bei seinem Anblick vielleicht an einen Dual 1225 erinnert fühlen und in Gedanken an Zeiten schwelgen, in denen die Platte noch das einzig wahre Medium war. Entsprechend massig präsentiert sich der Dreher und beschwert das Hi-Fi-Rack mit immerhin zusätzlichen 8,5 Kilogramm. Für ein wenig Auflockerung sorgt der S-förmig geschwungene Tonarm und verleiht einen Tick Moderne. Die Verarbeitung des Gesamtsystems vermittelt einen positiven Eindruck und lässt das Gefühl von Wertigkeit aufkommen. Knöpfe und Zierleiste sind aus Aluminium, nicht aus Kunststoffimitat. Auch Tonarmlager und Headshell sind aus dem mattschwarzen Leichtmetall.

Es ist fast schon ein wenig schade, dass an der Tonarmbasis sowie an der Aufhängung gespart, und schließlich doch auf billig anmutendes Hartplastik zurückgegriffen wurde – ein Detail, das die überwiegend positive Gesamterscheinung leicht trübt. Dennoch: an der Mechanik gibt es wiederum nichts auszusetzen und sämtliche Teile, sowohl Lager als auch Tonarmhebel und Köpfe sind haptisch einwandfrei und über jeden Zweifel erhaben. Hier gibt es nichts, was kratzt, reibt oder quietscht. Die Absenkung des Tonarms erfolgt ein wenig abrupt, so dass dieser das Aufsetzen auf die Platte mit einem leichten Rumpeln quittiert, jedoch hält sich dies in einem überschaubaren Rahmen. Das Antiskating kann an der Tonarmbasis stufenlos reguliert werden und bietet mit mehr als einer halben Umdrehung genügend Spielraum zur Feineinstellung. Der Plattenteller ist aus Aluminiumguss in matter Optik und gleicht sich so gut den anderen metallenen Elementen an. Durch sein Gewicht sorgt er für einen ruhigen Gleichlauf. Das dickwandige MDF, aus dem Zarge und Unterbau gefertigt sind, lässt den Plattenspieler resonanzarm agieren und macht ihn beständig gegen Erschütterungen von außen. Einen Tonabnehmer hat Onkyo schon vorinstalliert. Dieser ist, außer mit der Angabe „hochwertiger MM-Tonabnehmer“, nicht weiter spezifiziert und trägt weder Markenlogo noch Typbezeichnung. Somit wird der Dreher zwar komplett spielfertig geliefert, aber lässt auch erwarten, dass das Abtastsystem beizeiten ausgetauscht werden sollte.

Direkt beim Auflegen der ersten Schallplatte können wir den Vorteil des Direktantriebs wahrnehmen. Der Teller läuft zügig an und ist schnell auf seiner gleichmäßigen Betriebsgeschwindigkeit von entsprechenden 33 1/3 oder 45 Umdrehungen pro Minute. Beim Abschalten zeigt sich die Trägheit des Laufwerks, die für entsprechende Laufruhe und Stabilität sorgt: Die Platte braucht einige Sekunden, bis sie zum Stillstand kommt. Auch der Wechsel zwischen beiden Geschwindigkeiten erfolgt fließend. Der Motor ist dabei flüsterleise und erzeugt keinerlei Drehgeräusche. Was sich unseren Ohren beim Aufsetzen offenbart übertrifft unsere Erwartungen etwas: Der mitgelieferte Tonabnehmer kann sich durchaus hören lassen. Dieser versteht es, fein aufgelöste Höhen sowie einen kräftigen Bass zu präsentieren und zeichnet ein durchweg ausgewogenes Klangbild mit leichter Tendenz zur Wärme. Transienten verlieren ein wenig, kraftvolle Schläge werden also dezent abgerundet und mit einer weichzeichnenden Note versehen. Bei korrekt justiertem Antiskating ist das Panorama stimmig und die Phantommitte stellt sich sauber heraus. Ein wenig mehr Tiefe würden wir uns zwar wünschen, allerdings bewegt sich die Darstellung im Hinblick auf den Preis des Systems in einem vollkommen akzeptablen Rahmen. Stilistisch macht der Plattenspieler keine Vorgaben, sondern spielt genreübergreifend und unabhängig von musikgeschichtlichen Epochen. So holt man sich mit dem CP-1050 ein Stück Nostalgie mit einem Hauch Moderne in die heimischen vier Wände. Wie beim Kollegen von Teac empfiehlt die Redaktion jedoch, bei Gelegenheit in ein höherwertiges Abtastsystem zu investieren, um seine Rundlinge aus Vinyl in vollem Glanz erklingen lassen zu können.

Fazit
Klang und Dynamik
78
Ausstattung und Verarbeitung
80
Installation und Bedienung
80
Preis / Leistung
93
Leserwertung73 Bewertungen
35
83

Bildquellen:

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