Goldnote Pianosa Plattenspieler Turntable Test

Test: Gold Note Pianosa Plattenspieler und Vasari Gold MM Tonabnehmer

Von der zentral-italienischen Mittelmeerküste her weht ein musikalischer Glanz und der Hersteller Gold Note konnte sich zuletzt in der hiesigen HiFi-Szene einen Namen machen. Wir testen für Sie den eleganten HiFi Plattenspieler Gold Note Pianosa mit dem Vasari Gold Tonabnehmer.

Klang von Pinienduft

Beinahe zwanzig Jahre ist es nun her, dass Anthony Hopkins als gemeingefährlicher Serienmörder Hannibal Lecter in Florenz über die weltweiten Kinoleinwände wandelte. Dabei handelte es sich allerdings glücklicherweise um schauderhafte Fiktion. In der toskanischen Hauptstadt, der Heimat der Medicis, des Pianisten Gregorio Nardis und Galileo Gallileis sitzt allerdings auch die durchaus reale italienische HiFi-Manufaktur Gold Note. Die Italiener legen ihren Fokus neben der Fertigung von Lautsprechern, Wandlereinheiten und Verstärkern vor allem auf den Bau hochwertiger Schallplattendreher. In der deutschsprachigen Fachpresse wurde dem Hersteller bisher nicht allzu viel Aufmerksamkeit zuteil. Daher freuen wir uns, aus dem Hause Goldnote, nachdem wir vor zwei Jahren dem Plattenspieler Goldnote Valore 425 Lite mit 89 % ein sehr gutes Testergebnis attestierten, mit dem Pianosa den zweiten Plattenspieler aus Florenz auf den Prüfstand holen zu dürfen.

Der deutschlandweite Vertrieb der toskanischen Qualitäts-Geräte obliegt übrigens TAD Audio, welche mit Rega, Excalibur und Simply Analog ja bekanntermaßen eine große Vinyl-Affinität besitzen. Wirft man einen Blick auf die Produktpalette der Florentiner, so gewinnt man den Eindruck, dass Gold Note bei seiner Fertigung einen größeren Wert auf Qualität, als Quantität setzt. Neben einer Handvoll Zuspieler und Verstärker umfasst das Sortiment des Unternehmens lediglich fünf Plattenspieler und vier verschiedene Tonabnehmer. Unser Testgerät ist von Haus aus mit dem MM-Abnehmer Vasari ausgestattet. Dieser verdankt seinen Namen dem Universalgelehrten und bedeutenden Chronisten Giorgio Vasari, seiner Zeit ebenfalls ein Sohn Firenzes.

Test Gold Note Pianosa Plattenspieler und Review Turntabe
Ein- und ausschalten lässt sich der Pianosa über die entsprechenden Drucktaster zur Wahl der Rotationsgeschwindigkeit.

Gold Note Pianosa Plattenspieler

Während der Gold Note Valore 425 Lite noch die baulich sowie ökonomische Einstiegsklasse in Gold Notes Produktkatalog markierte, verortet sich der Pianosa wohl zentriert zwischen dem Valore 425 und dem Flaggschiff-Model Mediterraneo. Um das Kind beim Namen zu nennen: Für den Pianosa ruft Gold Note einen Preis von knapp 2.500 Euro auf. Sowie wir den Dreher aus der Transportverpackung entnehmen, fällt uns sofort das wohl deutlichste bauliche Unterscheidungsmerkmal im Vergleich mit dem Valore auf: Denn dieser verzichtete im Gegenzug zum Pianosa auf eine resonanzmindernde Basisplatte, auf welcher wiederum die Laufwerkzarge montiert ist. Goldnotes gutes Händchen beim Produktdesign zeigt sich bei unserem Testmuster sofort in der organisch geschwungenen Gestaltung der Basisplatte, welche sowohl in mattschwarz (wie auch die Laufwerkzarge) als auch in dunklem Walnuss-Finish erhältlich ist. Letztere Option möchte der Hersteller übrigens als Reminiszenz an die künstlerische Tradition der florentinischen Renaissance verstanden wissen. Dies nur am Rande.

Das Gehäuse vom Goldnote Plattenspieler ruht auf drei konischen Acrylglas-Spikes für deren zusätzliche Stabilität und Entkopplung Gold Note dem Pianosa übrigens kleine, mit einer Ausparung versehene Goldtellerchen beilegt. Erfahrungsgemäß handelt es sich bei der Konstruktion mit drei Standfüßen um die landläufig stabilste Variante. Der Plattendreher lässt sich insgesamt sehr schnell und unkompliziert aufstellen und einrichten. Lediglich der resonanzarme 23 Millimeter (mm) starke Plattenteller aus gedämpften Poly-Vinyl, sowie die Antiskatingvorrichtung müssen manuell installiert werden. Die Plattentellerbasis aus einer 5 Millimeter messenden Metallkugel, auf welcher Gold Notes hauseigene Split Spindle fixiert wird. Das Antiskating wird ganz konventionell über die Montage eines kleinen Gewichts gelöst, welches in geeichten Kerben eingehakt wird. Ersteht man den Pianosa ohne einen Tonabnehmer, so muss dieser natürlich ebenfalls justiert werden. Für diesen Test reicht es jedoch aus, Kröpfungswinkel und Azimuth zu überprüfen, denn der Vasari Gold MM (350 Euro) wurde bereits vor Auslieferung am Headshell des Neun-Zoll-Tonarms montiert. Vom Vasari Red unterscheidet sich der Vasari Gold im Wesentlichen durch seinen elliptischen Nadelschliff – der Vasari Red verfügt über eine konische Nadel.

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Das Gehäuse des Pianosa besteht aus einer Basisplatte und einer entkoppelten Laufwerkzarge. Hierdurch soll störende Einflussnahme von Erschütterungen minimiert werden.

Beim Tonarm des Goldnote Pianosa handelt es sich werksmäßig um das Modell B-5.1. Dieser ist in einem höhenverstellbaren Präzisionslager aus einem Aluminium-Gehäuse und zwei elastischen Innenlagern aus Graphit und Teflon eingefasst. Alternativ lässt sich der Pianosa auch jedoch auch mit dem B-7 Tonarm aus Keramik erstehen. Der Tonarmlift des Laufwerks ist manuell zu bedienen.

Positionierung des Plattenspielers

Auch wenn Sie es bestimmt schon nicht mehr lesen können, wollen wir dennoch ein weiteres mal auf die wesentlichen Parameter hinweisen, welche es bei der Aufstellung eines Plattenspielers zu beachten gilt: Generell empfiehlt es sich, Schallplattendreher außerhalb des Schallfelds der zu Werke gehenden Lautsprecher zu posi- tionieren. Denn man muss sich darüber bewusst sein, in welch mikroskopischen Bereichen die Rillen einer Schallplatte abgetastet werden und welche immensen Einflüsse vor allem Bassfrequenzen auf diesen sehr sensiblen Vorgang haben können. Des Weiteren ist mit einer Wasserwaage die Nivellierung der Laufwerkzarge zu überprüfen und bei Bedarf anhand der höhenverstellbaren Füße anzupassen. Außerdem gilt es, sicherzustellen, dass der Tonarm parallel zum Plattenteller verläuft. Für diese Feinjustierung kann mittlerweile sogar ein Smartphone als Hilfsmittel herangezogen werden. Zu guter Letzt muss auch das Auflagegewicht des Tonabnehmers mit Hilfe des Gegengewichts konfiguriert werden. Eine Tonarmwaage ist hier vonnöten und sollte sowieso zur Grundausstattung eines Phono-Enthusiasten gehören, der gern mit verschiedenen Systemen experimentiert. Gold Note empfiehlt hier für seinen Vasari Gold eine Auflagekraft von plus minus zwei Gramm. Auch hier haben Gehör und Geschmack das letzte Wort zu sprechen. Was uns sehr zu gefallen weiß, ist das textilummantelte Signalkabel, welches zur einen Seite in zwei Cinch-Steckern und an der anderen Seite in einen DIN-Stecker mündet. Dieser ist ohne Umwege direkt an der Unterseite der Tonarmbasis unterzubringen. Wir haben unser Testmuster nun gewissenhaft eingestellt, übrigens auch unter Verwendung einer im Lieferumfang enthaltenen Schablone zur Einstellung des Kröpfungswinkels des Tonabnehmers.

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Von Haus aus versieht Gold Note den Pianosa mit dem Vasari Gold-Tonabnehmer, welcher seinen zur sehr guten Performance des Systems beiträgt.

Goldnote Pianosa im Klangtest

Der 12-Volt-Motor des Pianosa, welcher den Plattenteller per Riemen in Bewegung versetzt, sitzt in der linken hinteren Ecke des Chassis und wird im Gegensatz zum Valore 425 nicht direkt anhand hier verbauter Drucktaster angesteuert. Die beiden Befehlsgeber sind nämlich bequem an der Vorderseite der Gehäuseoberfläche zu erreichen. Die Drucktaster für die Wahl der Geschwindigkeit dienen auch zum Ein- und Ausschalten des Motors – volle Punktzahl in Sachen Bedienökonomie also. Sowie wir die erste Platte auflegen, wollen wir noch lobend den feisten Plattenbeschwerer erwähnen, welchen Gold Note dem Pianosa beilegt. Die erste Scheibe dieses Tests ist gleichzeitig die letzte in der Diskografie einer wahren Ikone: David Bowies 25. Studioalbum „Blackstar“, welches zu seinem 69. Geburtstag am 8. Januar 2016 erschien, steckt voller Metaphern und impliziter Verweise auf sein nahendes Ableben, welches ihn erst zwei Tage nach Veröffentlichung der Platte ereilte.

Das vom Pianosa transportierte Klangbild überzeugt schnell ob eines detailreichen und lebendigen Klangbilds. Dabei bewerkstelligt das Laufwerk eine sehr konstante Rotation von maximal 0,1 Prozent Abweichung. Die Wiedergabe gefällt durch ein hohes Maß an Agilität – vor allem der Gold Note Vasari Gold stellt hier viel Musika- lität unter Beweis. So düster und bedrückend die Kompositionen auf „Blackstar“ gefasst sind, so farbenfroh und vital gibt der Plattenspieler die Musik zum Besten. Frei nach dem Motto „Legenden sterben nie“ erweckt der Pianosa die Musik zum Leben. Sehr impulstreu und kräftig, gleichzeitig aber bedacht und mit viel Finger- spitzengefühl transportiert der Italiener das Signal.

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Die Spikes ruhen zur zusätzlichen Entkopplung auf vergoldeten Tellerchen.

Dieser Eindruck wird von einem der umstrittensten deutschen Komponisten unterstrichen: Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ gehört zum frühen Werk des gebürtigen Leipzigers und kommt im Vergleich zum jüngeren Schaffen Wagners mit deutlich mehr Frivolität und Leichtfüßigkeit daher. Dies steht dem Florentiner gut zu Gesicht – Die Aufnahme aus dem Jahre 1960 mit der Berliner Staatskapelle unter der Leitung von Franz Konwitschny und Dietrich Fischer-Dieskau als der Holländer erklingt mit extremer Strahlkraft.

Der Pianosa scheint hier zärtlich jedweden Staub von der Aufnahme zu pusten und erweckt nicht nur den Holländer, sondern die gesamte Staatskappe zu nahezu plastisch erfahrbaren Leben. Hervorzuheben ist hier nicht zuletzt die exzellente Räumlichkeit, mit welcher Goldnote Pianosa und Vasari Gold (sowie auch Pro-Ject Phono Box und Canton-Lautsprecher) die Aufnahme in unseren Hörraum zu transportieren wissen. Das Orchester lässt sich ebenso wun- derbar auf der akustischen Bühne lokalisieren wie die Sängerinnen und Sänger. Gold Notes Pianosa weiß diesen Wagner sehr akkurat und original zu rekonstruieren, ohne jedoch mit den eigenen elektroakustischen Ambitionen hinterm Berg zu halten. Nachdem uns wir mit dem Valore 425 Lite und übrigens auch Gold Notes Standlautsprecher A6 Evo bereits zwei sehr unterhaltsame Erfahrungen mit der toskanischen HiFi-Schmiede machen durften, knüpft der Pianosa nahtlos an diese Erfahrung an und kann seine Vorgänger sogar noch um einige Punkte übertreffen. Die bauliche Konzipierung, sowie die gewissenhafte Umsetzung ebendieser lässt uns hier ohne jedweden Gewissensbiss ein ausgezeichnetes Endergebnis erteilen. Il suono Toscana – bravo!

GoldNote Pianosa – Preis und Verfügbarkeit

Den Goldnote Plattenspieler Pianosa gibt es zum Preis von 2.500 Euro (UVP) im HiFi-Fachhandel zu kaufen. Vertrieben und vermarketet wird das Produkt in Deutschland vom TAD-Audiovertrieb.

Mehr Informationen: www.goldnote.it und www.tad-audiovertrieb.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Magazin Ausgabe 08/2020.

Apropos Analog und Plattenspieler: In der November-Ausgabe von AUDIO TEST (VÖ am 12.11.2021) finden Sie ein großes Spezial zu Plattenspielern mit Tests von Modellen für jedes Budget. Von Einstieg bis High End ist für jede und jeden etwas dabei mit Test vom Acoustic Solid 311 Metall, Mark Levinson No. 5105, Pro-Ject Debut Pro, Roksan Attessa Plattenspieler, Technics SL-100C, VPI Player und vielen anderen mehr.

► Lesen Sie hier: Test vom Gold Note A6 Evo Standlautsprecher – Der Klangmaler

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Fazit
Gold Note beweist mit dem Pianosa sein gutes Händchen für die Fertigung hochwertiger Phono- Elektronik. Der Pianosa ist hervorragend verarbeitet und weiß vor allem klanglich auf ganzer Linie zu überzeugen. Vor allem das Zusammenspiel mit dem hauseigenen Tonabnehmer Vasari Gold trägt einen erheblichen Teil zu der rundum gelungenen Performance des Drehers bei.
Wiedergabequalität
85
Ausstattung/Verarbeitung
87
Benutzerfreundlicheit
70
Preis-Leistungsverhältnis
81
Leserwertung36 Bewertungen
45
Vorteile
von Haus aus mit Vasari Gold Tonabnehmer ausgestattet
sauberer, raumvoller Klang
Nachteile
keine
85

Bildquellen:

  • Goldnote Pianosa Plattenspieler Turntable Test 01: Auerbach Verlag