Dual CS 600 Plattenspieler Test Review Bericht Wertung

Test: Dual CS 600 Plattenspieler: Aus Tradition gut…

Die Firma Dual aus St. Georgen gehört zu den Pionieren des Plattenspielerbaus – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. In die Entwicklung des neuen Flaggschiffs CS 600 konnten die Schwaben Erfahrungen aus der über 100-jährigen Firmengeschichte einfließen lassen.

Manch älterer Leser wird sich wehmütig an die Tage erinnern, an denen Dual-Plattenspieler zu einem deutschen Reihenhaus gehörten wie der VW-Käfer in der Einfahrt. Hervorgegangen aus einer typischen Schwarzwälder Uhrenfabrik, gebührt Dual die Ehre, Anfang der 1960er Jahre den ersten deutschen Hifi-Plattenspieler hergestellt zu haben. In den folgenden zwei Jahrzehnten war die Firma hierzulande Marktführer, bevor sie der Konkurrenz aus Fernost nicht mehr Stand halten konnte und 1982 Konkurs anmeldete. Da man die Namensrechte verkaufte, werden bis heute Consumer-Electronics-Geräte unter dem Namen Dual vertrieben, erkennbar an der mit DT beginnenden Typenbezeichnung. Daneben gibt es eine weitere Nachfolgefirma, die Dual Phono GmbH, ein Tochterunternehmen der Alfred Fehrenbacher GmbH, die 1993 die Produktion von Dual-
Plattenspielern im Schwarzwald übernahm. 2002 erhielt sie schließlich die kompletten Vertriebs- und Vermarktungsrechte der Dual Plattenspieler. Die Plattenspieler der Dual Phono GmbH sind an der mit „CS“ beginnenden Typenbezeichnung erkennbar, vertrieben werden sie von Sintron.

Das Dual Plattenspieler-Flaggschiff

Der CS 600 ist das Flaggschiff von Dual und wechselt für immerhin zu einem Preis von 1.299 Euro (Strukturlack) bzw. 1.499 Euro (Hochglanz) den Besitzer. Ein stolzer Preis, der Einiges erwarten lässt. Der erste Eindruck ist auch positiv. Das klassische Design mit rechteckigem Grundriss, schwarz lackiertem MDF-Gehäuse und getönter Haube erinnert an glorreiche Dual-Zeiten. Hochwertig wirkt auch der Tonarm und die Haptik des Drehschalters sowie das ordentliche Gewicht von 8,3 Kilogramm (kg). Der Plattenspieler wird fertig montiert angeliefert, lediglich das Tonarmgewicht und der Plattenteller müssen aufgesteckt werden. Und nicht zu vergessen: Ein Tonabnehmer befindet sich nicht im Lieferumfang. Da der Arm relativ leicht ist, empfiehlt sich ein leichtes System. Auch schwere Systeme können genutzt werden, wenn man den Arm richtig einzustellen weiß. Wie bei diesem Preis zu erwarten, können Höhe und Kraft des Antiskatings sowie der Auflagedruck des Tonarms justiert werden.

Dual CS 600 Plattenspieler Test Review Bericht Wertung Tonarm Carbon-Fiber
Der neue Tonarm besitzt ein vierfach kugelgelagertes Kardanlager und einen verwindungssteifen Tonarmkopf aus Carbon-Fiber

Neuer Tonarm

Der Tonarm, der eigens für den Dual CS 600 entwickelt wurde, ist wohl die aufwendigste Komponente des Drehers. Er besitzt ein vierfach kugelgelagertes Kardanlager und einen verwindungssteifen Tonarmkopf aus Carbon-Fiber. Obwohl man den Headshell abschrauben kann, ist ein Wechsel aufgrund der fehlenden Steckkontakte leider nicht möglich. Gut ausgeführt ist auch der 1,05 kg schwere Plattenteller, der aus zwei miteinander verbundenen Teilen und einer Aufgussmasse im Inneren besteht. Die Sandwichkonstruktion soll Resonanzen unterbinden. Zudem wurde er mit Dämpfungsringen aus Kupfer ausgestattet. Über einen Präzisionsflachriemen wird das Laufwerk vom eingebauten Gleichstrommotor mit elektronischer Drehzahlregelung angetrieben. Dieser Aufwand dient dem hehren Ziel, den Gleichlauf zu verbessern. Die Entkopplung der Alu-Füße erfolgt lediglich durch Gummikerne in deren Innern – stellen Sie den Dual CS 600 Plattenspieler also lieber auf eine erschütterungssichere Unterfläche.

Dual CS 600 Plattenspieler Test Review Bericht Wertung Plattenteller Sandwichkonstruktion
Der 1,05 kg schwere Plattenteller ist eine Sandwichkonstruktion mit Dämpfungsringen aus Kupfer

Dual CS 600 in der Praxis

Etwas gewöhnungsbedürftig ist der sehr leichte Arm-Lift des CS 600, der beim Herunterdrücken den Arm anhebt und ihn beim Hochziehen absenkt. Schön ist, dass sich der Arm dann sehr sachte und behutsam auf die Platte senkt, weniger schön ist das elektronische Knacken, das der Dual CS 600 Plattenspieler bei Berührung des blanken Hebels von sich gibt. Wir machten uns die Mühe und probierten den Dual mit verschiedenen Tonabnehmersystemen aus. Stets hörten wir dabei Stevie Wonders Motown-Klassiker „Nothing’s Too Good For My Baby“. Hörbare Unterschiede fanden sich in den niedrigen Frequenzen, besonders bei der Bassdrum und der Bassgitarre, die beim teureren Nagaoka MP 110 wuchtiger, erdiger klangen. Dieser zeichnete außerdem die für den Motown-Sound so wichtigen Hallräume feiner nach. Beim preiswerteren Audio-Technica AT95E trat das typische Knistern älterer Vinylscheiben stärker zum Vorschein – manch einer erwartet genau das von seinem Plattenspieler. Zieht man den Einfluss des Tonabnehmers ab, kann der Sound des Dual CS 600 Plattenspieler als ausgeglichen, ruhig und besonnen beschrieben werden. Die Bässe sind gut konturiert, könnten jedoch ein wenig mehr Druck vertragen. Die Kanaltrennung funktioniert sehr gut, was einen transparenten Sound mit einer guten Breiten- und Tiefenstaffelung zur Folge hat. Somit eignet sch der Dual CS 600 eher für die audiophilen Musikrichtungen Jazz und Klassik denn für Pop und Elektro. Wahrscheinlich richtet er sich an eine anspruchsvolle Zielgruppe jenseits des Disco-kompatiblen Alters.

Weitere Infos unter: www.sintron-audio.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in der Mai-Ausgabe vom Printmagazin AUDIO TEST 04/2016.

Fazit
Der Dual CS 600 ist der perfekte Plattenspieler für Vinylliebhaber, die nach hochwertigem Plattensound suchen, aber keine Lust auf Basteleien und Einstellorgien haben. Wenn Sie ein Freund akustischer oder zumindest handgemachter Musik sind, werden Sie mit dem Dual CS 600 alles richtig machen. In diesem Punkt hat sich seit den 60ern nichts verändert: Bei Dual weiß man, dass man solide Qualität bekommt.
Wiedergabequalität
86
Ausstattung/Verarbeitung
85
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
88
Leserwertung21 Bewertungen
64
Vorteile
solide Technik
muss nicht zusammen gebaut werden
Nachteile
Lifthebel hat Spiel und knackt bei Berührung
87

Bildquellen:

  • img_29441: Bild: Auerbach Verlag
  • img_29541: Bild: Auerbach Verlag
  • Dual CS 600 Plattenspieler: Bild: Auerbach Verlag