Elac Air-X 409: Am Firmament des Sounds

Elac, die Lautsprecherschmiede aus Kiel, versteht sich auf feinste Manufaktur von edlen Lautsprechern. Mit dem Oberklassen-Standlautsprechern Air-X 409 wollen sie sprichwörtlich an den Wolken am Soundhimmel kratzen. Von André Beyer

Stellt man die beiden Wolkenkratzer erst einmal auf, sticht sofort das gelungene schlanke Design ins Auge, welches die ohnehin schon langen Lulatsche noch größer wirken lässt. Knappe 1,2 Meter (m) messen sie und sind dabei keine 30 Zentimeter (cm) breit. Die Optik schindet auf jeden Fall Eindruck. Das Metallgehäuse ist hochwertig lackiert und die Blenden können dank Magnethalterung ebenfalls optisch einwandfrei angebracht werden – wobei dies kein Muss ist. Auch die Tief- und Mitteltöner haben dank Kristallmembranen optischen Reiz und der JET-Hochtöner ist nicht nur ein wahrer Ohrenschmaus, wie an späterer Stelle noch festgestellt werden soll, sondern ist auch in Bezug auf das Design das i-Tüpfelchen.

Supermodel in Lackschuhen

Einzig und allein, wenn man sich die Füße der Air-X 409 anschaut, fragt man sich, warum die Leute bei Elac nicht einfach ihrer Linie treu geblieben sind. Zum einen wird weder der geneigte Design-Liebhaber, noch der Handwerker in uns sonderlich viel mit den anzuschraubenden Kunststofffüßen samt Gewicht verteilender Schienen anfangen können, zum anderen irritieren die verchromten Aufbockungen am eigentlichen Fuß des Standlautsprechers das Auge, bei ansonsten doch eigentlich vorzüglichem Design. Auch soundtechnisch hätte eines von beiden gereicht, um den gewünschten Effekt des Downfiring zu erzielen. So sehen sie ein wenig wie ein Supermodel in unpassenden Lackschuhen aus. Aber Schönheit liegt letztlich auch hier im Auge des Betrachters, was jedoch dem Klang nicht weiter beträchtig.

Die etwas komplizierte Sockelkonstruktion, bestehend aus anschraubbaren und integrierten Füßen, dient dem Downfiring, verzerrt aber das ansonsten gelungene schlanke Design
Die etwas komplizierte Sockelkonstruktion, bestehend aus anschraubbaren und integrierten Füßen, dient dem Downfiring, verzerrt aber das ansonsten gelungene schlanke Design

„Klein aber Oho“

Bevor es um das Wesentliche, also um den Klang an sich, geht muss auch noch die Air-X Base angemessen erwähnt werden. Der Transmitter ist zwar nicht zwingend notwendig, erweitert aber die Kompatibilität der Lautsprecher doch ungemein. Zwei digitale Eingänge (optisch und USB) sowie Cinch, 6,3-Millimeter-Klinke erweitern das Angebot. Vor allen Dingen aber transportiert sie schnurlos und komplett verlustfrei die Signalquellen dank des Wireless Interface. Dafür garantiert nicht allein der Wi-Fi-Ausgang mit 2,5 Gigahertz, sondern auch der generöse Frequenzbereich von 10 bis 23 000 Hertz. Im Lieferumfang befinden sich natürlich auch die entsprechenden Kabel zum Anschluss der diversen Geräte. Die Air-X Base beschränkt sich aber nicht nur auf multiple Funktionen, das kleine, kompakte Gerät bietet auch noch eine Multi-Room-Funktion. Das heißt, es verwaltet Konfigurationen für verschiedene Lautsprecher und Quellen im ganzen Haus. So kann man zum Beispiel parallel verschiedene Quellen an verschiedenen Endgeräten ausgeben. Im Hi-Fi-Rack oder Sideboard fällt es dank seiner geringen Abmessungen kaum auf – und wenn, dann nur als schmückendes Beiwerk. Dafür hat die Air-X Base es aber wirklich in sich.

Hier spielt die Musik: Die kleine aber feine Base (Sender) ist im Stande ein ganzes Haus soundtechnisch zu verwalten
Hier spielt die Musik: Die kleine aber feine Base (Sender) ist im Stande ein ganzes Haus soundtechnisch zu verwalten

Der Klang

Dass man es bei den Air-X 409 mit sprichwörtlichen Wolkenkratzern zu tun hat, wurde schon eingangs erwähnt. Dieser Eindruck hängt aber nicht nur mit der Optik zusammen. Auch vom Klang her zielen Elac geradewegs Richtung Firmament mit ihrem Oberklassemodell. Um es vorweg zu nehmen, hindert sie lediglich ein Punkt, um in noch höhere Sphären durchzubrechen – die Tiefen. Etwas mehr Kraft bei den Bässen hätte dabei sehr geholfen. Dies fällt vor allem auf, wenn man sich gern Hip Hop à la Cypress Hill, oder Elektrobeats von Kalkbrenner und Konsorten zu Gemüte führt. Es braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden, dass dies der Vollständigkeit halber auch für Miami Bass, Dubstep oder noch basslastigere Musikrichtungen gilt. Der erhöhte Membranhub verpufft ein bisschen. Das Downfiring, eine Bassreflexöffnung an der Unterseite, ist eine hervorragende Idee, mehr Schub zu entwickeln. Es erbringt nur nicht die erhoffte Zusatzpower. Um einmal Kritik auf hohem Niveau zu äußern: Es fehlt einfach ein bisschen der „Wumms“. Auch wenn an dieser Stelle gesagt werden muss, dass man es keineswegs mit einem halbstarken Tieftöner zu tun hat. Die Air-X 409 liefern zu jeder Zeit mehr als verlässlichen Basssound. Die Tiefen kommen immer durch, passen sich auch sehr schön in den Gesamtklang der Boxen. Nie fransen sie aus oder fangen an, undefiniert zu wabern. Durch die Kristallmembran kann vor allem der Tieftöner einen größeren Hub ausnutzen. Das merkt man zum Beispiel bei fiesen Bass Drums, die gerne mal Einsteiger- und Mittelklassenmodelle an die Grenzen ihrer Belastbarkeit treiben. Die 409er bleiben hier komplett sauber im Klang und halten solche Malträtierungen problemlos aus. Dabei hilft es enorm, dass die Tieftöner mittels einer digitalen Aktivweiche Interferenzeffekte auf ein Minimum reduzieren. Verstärkt werden sie durch eine separate 300-W-Endstufe.

Die Aluminiumprägung beschert den Kristallmembranen ihren Namen, sie sind auf den Zellstoff-Konus geklebt
Die Aluminiumprägung beschert den Kristallmembranen ihren Namen, sie sind auf den Zellstoff-Konus geklebt

Sicheres Passspiel

Elektrische Stilelemente, eingebettet in eher organische Musik, kommen eher durch die Mitte. Indie, Synthiepop und ähnliche Musikrichtungen werden herausragend umgesetzt und ins Wohnzimmer transportiert. Wenn sich dann die Musik zu einer richtigen „Wall of Sound“ auftürmt, kommt der Mitteltöner so richtig auf Touren und, was auffällig ist, dabei kaum ins Schwitzen. Dicke Soundbretter von Queen bis Prince, von Radiohead bis MGMT schwingen schwerelos durch die Luft. Die hausgemachten Kristallmembranen liefern hier nahezu perfekte Arbeit ab. Das sind die Momente, in denen man sich in der Musik und speziell der Klangqualität des neuesten Modells der 400er Reihe verliert. Die 450-W-starke Verstärkereinheit des Air-X 409 kann dann so richtig mit ihren Muskeln spielen.

Ein Lob in höchsten Tönen

Wer jedoch gedacht hätte, der Mitteltöner sei schon das Ende der Fahnenstange, der hat sich getäuscht. Als besonderes Schmankerl setzt Elac in den 409ern JET-Hochtöner ein. Dabei handelt es sich um Air-Motion-Transformer, die eine mehrfach gefaltete Membran benutzen. Das sieht dann ein wenig wie eine Ziehharmonika hinter Gittern aus, weiß aber trotzdem optisch zu gefallen. Der Unterschied zu konkaven Tönern: Bei erheblich geringerer Membranbewegung wird exponentiell mehr Schalldruck erzeugt. Im Gegensatz zu früher, brauchen die zeitgenössischen Transformer auch nur noch ein Minimum an Platz und fügen sich so auch nahtlos ins Design des Systems ein. Im Falle der verwendeten JET-Hochtöner kann sogar vom Tüpfelchen auf dem ‚i‘ reden. Denn es sieht nicht nur einfach sehr gut aus, sondern bringt auch die gesamte Klangqualität auf ein anderes, noch höheres Level. Stimmen wirken so, als würde ein Privatkonzert direkt vor dem eigenen Gehörgang gegeben. Gitarren flirren und Streicher erklingen in ungeahnter Nähe zum Realismus. So transparent und definiert wie bei den Air-X 409 konnte man Höhen bisher selten in dieser Klasse erleben. Wenn man ein spezielles Kaufargument sucht, findet man es in den Hochtönern.

Der JET-Hochtöner hat eine Ziehharmonika-ähnlich gefaltete Membran, die hinter Gitter muss
Der JET-Hochtöner hat eine Ziehharmonika-ähnlich gefaltete Membran, die hinter Gitter muss

Nicht das einzige Unikum

Die optisch bereits angesprochenen Kristallmembranen in Mittel- und Tieftönern sind von Haus aus patentiert. Aluminiumfolie und Zellstoff-Konus werden hierbei zu einer hauchdünnen (0,125 mm) Membran zusammengeklebt. Diese Technik erweitert das Spektrum aller Töner um fast eine ganze Oktave. Die 450-Watt-Gesamtleistung sind angemessen dimensioniert und werden formidabel eingesetzt. Auch das Zusammenspiel mit der Air-X Base funktioniert wunderbar. Die altgediente Hi-Fi-Anlage wird von dem Gespann aus Lautsprechern und Transmitter quasi überflüssig gemacht. Lediglich Abspielgeräte sind noch vonnöten. Die Tage der dicken Verstärker und Receiver scheinen hingegen gezählt. Wer jedoch lieber konventionell als mit dem zwischengeschalteten Transmitter arbeitet, für den verfügen die Air-X 409 darüber hinaus auch über acht verschiedene DIP-Schalter zur idealen Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten. Und natürlich kann man die beiden Wolkenkratzer auch mit herkömmlichen XLR-oder Cinch-Kabeln anschließen. Ebenso kann man mit Hilfe eines Schalters die Position im Raum bestimmen.

Fazit

Auch wenn man sich auf Grund der Diskrepanz zwischen Tieftönern und Hochtönern ein wenig wundern mag, hat Elac in diesem Fall ein besonderes Oberklassenpaar auf die Beine (oder doch eher auf Lackschuhe?) gestellt. Das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente funktioniert nämlich vorzüglich. Klangfarbe und -qualität bleiben immer hochdefiniert. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Ideen bezüglich der Bässe (z. B. Downfiring) nicht vollends aufgehen bzw. den letzten Druck entwickeln. Oben herum wird dies jedoch mehr als wett gemacht. Kabellos, schnörkellos und ganz dicht am perfekten Sound.

Fazit
Wiedergabequalität
94
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis/Leistung
94
Leserwertung71 Bewertungen
30
95