Brexit: Folgen für den HiFi-Markt?

Mit dem Brexit-Votum vom 23. Juni 2016 entschied sich die Bevölkerung Großbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union. Zwar sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft Großbritanniens und der EU noch nicht absehbar, doch wird sich zwangsläufig Einiges ändern.

Handelt Großbritannien kein neues Freihandelsabkommen mit der EU aus, wird es Einfuhrzölle auf britische Waren geben, was ziemlich wahrscheinlich zu höheren Endverbraucherpreisen auch in Deutschland führen wird. Ohne den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verliert die britische Wirtschaft zudem ihre Attraktivität für ausländische Investoren, was sich ebenfalls in höheren Endverbraucherpreisen niederschlagen könnte.

Was hat das Ganze mit dem Thema HiFi zu tun? Nun, HiFi-Komponenten britischer Hersteller wie Bowers & Wilkins, Naim, Tannoy, Musical Fidelity, Linn und Cambridge Audio sind gut im Geschäft und erfreuen sich traditionell auch in Deutschland großer Beliebtheit. Manch einem HiFi-Freund mag angesichts des drohenden Kostenanstiegs bang werden. Wir haben einige Firmenvertreter gefragt, welche Folgen der Brexit sowohl für die Branche in England als auch für Vertriebe und Endverbraucher in Deutschland haben könnte.

 

Thomas Henke von IAD (vertreibt Audiolab, Quad und Wharfedale)

Bild T.HenkeAudiolab, Quad & Wharfedale gehören ja zur IAG (International Audio Group http://www.iaggroup.com/), die eine eigene Fertigung in Jiang Xi besitzt. Die Entwicklung findet zwar hauptsächlich in England statt, aber da wir „ab Werk“ einkaufen, ist für uns der Yuan-Kurs viel wichtiger als das Pfund. Daher glaube ich an keine dramatischen Auswirkungen für unsere Endkunden in Deutschland. Ich könnte mir vorstellen, dass in England viele Güter auf Dauer teurer werden. Aber da selbst sogenannte Wirtschaftsweisen höchst unterschiedlicher Meinung sind, ist das alles mehr als spekulativ.

 

 

 

James Johnson-Flint, Eigentümer von Cambridge Audio

James Johnson-FlintDies ist eine folgenreiche Entscheidung nicht nur für unser Land, sondern auch für die Menschen, die Wirtschaft, die Nationen und den ganzen Kontinent. Die EU und der Binnenmarkt ermöglichte viele Vorteile für ganz Europa. Die jetzige Unsicherheit und die politische Debatte sind nicht hilfreich. Wir sind zunächst einmal Briten aber auch stolze Europäer. Obwohl wir für unseren Teil enttäuscht von der Entscheidung sind, ist Cambridge Audio noch immer dasselbe Unternehmen mit derselben Mission.

Seit wir unsere Zweigstelle in Hamburg eröffneten, erlebten wir die aufregendste und erfüllendste Zeit in der Geschichte unseres Unternehmens und konnten in Deutschland stark wachsen. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass das so weitergeht, solange unsere musikliebenden Kunden die Detailverliebtheit unserer Produkte und deren hohe Qualität wertschätzen. Was immer auch die nächsten Monate in Europa passiert, wir werden unsere Mission fortführen und Menschen beim Hören ihrer Musik glücklich machen.

 

Simon Freethy, Geschäftsführer von Cyrus

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Mögliche langfristige Auswirkungen werden die Einfuhrzölle, Sicherheits- und Emmissionsstandards betreffen. Aktuell gibt es keine Gebühren beim Import britischer Waren nach Europa und wir alle richten uns nach den selben Sicherheits- und Emmissionsstandards. Wenn Großbritannien entscheidet, den Zugriff auf den europäischen Binnenmarkt nicht beizubehalten, wäre das ein Risiko und könnte bedeuten, dass unsere Produkte in Europa um 10 bis 20 Prozent teurer werden.

Kurzfristig ist die Wechselkursbewegung interessant. Bei Cyrus berechnen wir unseren europäischen Vertriebspartnern Euro, damit sie mit konstanten Preisen und Gewinnmargen rechnen können, um ihr Geschäft stabil halten und langfristig planen zu können. Cyrus eigene Kosten setzen sich aus Pfund, Euro und US-Dollar zusammen. Die Preise für Rohstoffe, die wir mit Euro oder US-Dollar bezahlen, sind gestiegen, sodass unsere Gewinnmargen geschrumpft sind. Aber weil wir unsere Produkte in Großbritannien montieren, hat es uns nicht so schlimm erwischt wie andere britische Marken, die in China fertigen und die 100 Prozent ihrer Herstellungskosten in US-Dollar zahlen müssen.

Um Stabilität zu gewährleisten, halten wir alle Preise bis mindestens zum 1. Januar bei. Danach sollten wir unsere Kosten und Preise überprüfen. Wir hoffen, die Preise in Europa senken zu können, um dort die Verkäufe zu steigern. Unsere Marke hat in den letzten Jahren an Zugkraft in Europa gewonnen und wir sind daran interessiert, diesen Trend beizubehalten. Ich persönlich war von dem Votum enttäuscht, denn ich mochte es, ein Teil Europas zu sein, Erfahrungen und Kultur auszutauschen. Wenn wir aber von einem schwächeren Pfund profitieren können, ist das eine gute Sache.

 

Bildquellen:

  • Freethy2: Cyrus