Die Schallplatte

Die Schallplatte ist mit Ausnahme der Edison-Wachsrollen das älteste Speichermedium für Töne aller Art. Obwohl sie bereits im vorletzten Jahrhundert erfunden wurde, gilt sie unter Hi-Fi-Freaks nach wie vor als das Non plus ultra für naturgetreue Musikwiedergabe.

Die Schallplatte gibt es bereits seit 135 Jahren. Die ersten Platten wurden gemeinsam mit einem Aufnahmegerät 1880 vom US-Physiker C.S. Tainter vorgestellt. Wegen technischer Schwierigkeiten hatte er die Entwicklung der Schallplatte jedoch nicht fortgeführt. Ohne von Tainers Idee Kenntnis zu haben, entwickelte der 1851 in Hannover geborene und 1870 in die USA ausgewanderte Emil Berliner ein Gerät, mit dem er Schallschwingungen auf einer Platte speichern konnte. Gleichzeitig erfand er das Verfahren zur Vervielfältigung von Schallplatten. Anders als Tainer ließ sich Berliner seine Idee im Mai 1887 patentieren. Die ersten Berliner-Platten waren noch aus Zink. Sie hatten einen Durchmesser von 28 cm und lieferten bei einer Drehzahl von 30 UpM (Umdrehungen pro Minute) eine Spielzeit von 4 Minuten. Bis 1896 wurden Platten auf verschiedenen Materialien hergestellt – mit geringem Erfolg. Dieser stellte sich erst ein, als man mit der Produktion von Schellack-Platten begann. Schellack, eine harzige Substanz, wurde zur Schallplattenproduktion bis 1961 genutzt.

Drei Plattensysteme

Ab 1900 erlebte die Schallplatte ihre erste Boomzeit, die bis 1914 alleine in Deutschland an die 500 Schallplattenmarken entstehen ließ. Platten waren damals noch nicht einheitlich. Neben dem System Berliner, bei dem die Toninformationen durch seitliche Auslenkung in die Rille geschrieben wurde, waren in Europa auch die französischen Pathe-Platten weit verbreitet. Sie hatten, wie auch die 1911 auf den Markt gebrachten Edison-Diamond-Discs, Tiefenschrift. Die Systeme waren untereinander nicht kompatibel. Durchgesetzt hat sich schließlich das Berliner-System. Plattendurchmesser: 25 cm, Geschwindigkeit: 78 UpM.

Ton wird besser

Alte Schallplatten boten noch bescheidene Tonqualität. Diese verbesserte sich ab 1925 mit der Einführung elektronischer Aufnahmeverfahren erheblich. Wenige Jahre später wurde mit der Erfindung des Lichttonverfahrens erstmals auch das Nachbearbeiten von Aufnahmen möglich.

Die vormoderne Vinyl-LP

Sie gibt es bereits länger als man glaubt. Nämlich seit 1930! Bereits die ersten Platten dieser Art liefen mit den heute noch üblichen 33 1/3 UpM, hatten, so wie bis heute, 30 cm Durchmesser und waren aus Vinyl gefertigt. Die Vorteile dieser Platten: besserer Ton, geringere Störgeräusche, längere Spielzeit, fast unzerbrechlich. Einsatzgebiet: Rundfunk.

Battle of the Speeds

Die moderne Vinyl-Platte mit den bis heute hoch geschätzten Audioeigenschaften wird für Otto Normalverbraucher ab 1948 als LP (30 cm Durchmesser und 33 1/3 UpM) und 1949 als damals noch nicht als Single bezeichnete 17,5-cm-Scheibe mit 45 UpM auf den Markt gebracht. Beide Formate standen sich zunächst als Konkurrenten gegenüber. Zu der Zeit gebaute Plattenspieler konnten entweder das eine oder andere Format wiedergeben, was auch bis in die 1950er so blieb. Aus jenen Tagen stammt auch der Begriff „Album“. Unter einem Album verstand man damals ein Set mehrerer 18-cm-Platten, auf denen ein längeres Musikstück veröffentlicht wurde. Zur Wiedergabe kamen Plattenwechsler zum Einsatz. Mitte der 1950er versuchte man neben 33 1/3, 45 und 78 UpM auch 16 2/3 UpM zu etablieren. Sie war für Sprachaufnahmen und besonders lange Spielzeiten gedacht. Wegen ihrer schlechten Tonqualität, und dem Umstand, dass nur wenige Plattenspieler diese vierte Geschwindigkeit beherrschten, verschwanden die 16-UpM-Platten bald wieder vom Markt. Während der 1960er kristallisierte sich die 30-cm-Platte als LP und die kleine 17,5-cm-Scheibe als Single heraus. Erst während der 1980er fasste auch die 30-cm-Platte mit 45 UpM als Single mit besserer Tonqualität Fuß.

Plattenbesonderheiten

Vinyl-Platten gibt es nicht nur im simplen Schwarz. Zum Teil kommen sie auch in bunten Farben oder mit Foto. Bis in die 1970er waren Magazinen immer wieder Schallfolien im Single-Format beigepackt. Sie bestanden nur aus eine etwas dickeren Folie und waren hochflexibel. Zu den Plattenkuriositäten zählte auch die dreiseitige Platte. Ihre Besonderheit: Sie hatte auf einer Seite eine zweite Rille und somit zwei voneinander unabhängige Inhalte.