Focal Sopra No. 2 Standlautsprecher Speaker Lautsprecher Test Review

Test: Focal Sopra No. 2 Standlautsprecher – Authentizität trifft Extravaganz

Focal genießt in der gesamten Szene einen ausgezeichneten Ruf.
Authentisches Design trifft hier auf höchste technische Güte. Daher
sind wir erfreut, mit dem Standlautsprecher No. 2 zum wiederholten
Male einen Vertreter der Sopra-Kollektion bei uns begrüßen zu
dürfen.

Die 1970er Jahre waren schon ein bedeutendes Jahrzehnt in der HiFi-Geschichte. In kaum einer anderen Dekade des vergangenen Jahrhunderts sprossen so viele Hersteller aus dem Boden. Auf der ganzen Welt verdichtete sich das Bedürfnis nach wohlklingender Elektronik, sodass immer mehr junge Tüftler selbst Hand anlegten. So auch Jacques Mahul, welcher 1979 als gelernter Ingenieur und Journalist mit einer Leidenschaft für Elektroakustik seine ersten Lautsprecher noch in der Feinmechnanik-Werkstatt seines Vaters in Saint-Étienne zusammenschraubte. Diese vermarktete er unter dem Namen JMlab, bis sich im Laufe der achtziger Jahre das Unternehmen Focal etablierte. Zu Beginn oblag Focal die Fertigung hochwertiger Chassis mit großem innovativen Wert, wie etwa die V-Polyglass-Membran oder das Polykevlar-Chassis.

Schnell avancierte der Hersteller zu einer Top-Adresse des französischen HiFi-Geschehens. Mittlerweile bietet Focal für alle erdenklichen Gesuche das passende Lautsprecher-Ensemble. Von Car-HiFi und Kopfhörer über Einbaulautsprecher und Heimkinoanwendung, bis hin zum hochfidelen Stereo-Setup bietet Focal zahlreiche Lösungen mit klangvollen Ansprüchen und wurde in verschiedensten Disziplinen vielfach von der Fachpresse gelobt. Im Jahr 2015 stellte Focal auf der HIGH END in München die Kollektion Sopra vor. Das Kompaktmodell der Serie luden wir sogleich in unsere Hörräume ein und schickten den Sopra No. 1 mit einem „Ausgezeichnet“ zurück nach Saint-Étienne.

Focal Sopra No. 2 Standlautsprecher Speaker Lautsprecher Test Review
Auch dem Auge weiß die schön marmorierte W-Membran des Mitteltöners zu gefallen. Focals hauseigene Materialkomposition verpricht ein sehr impulstreues Aufspielen

Sopra No. 2

Für die Jubiläumsausgabe der AUDIO TEST haben wir den nächstgrößeren Bruder des Regallautsprechers auf den Prüfstand gebeten. Für den Standlautsprecher Sopra No. 2 ruft Focal einen Paarpreis von 13.000 Euro auf, womit sich der Schallwandler deutlich unter dem Marktwert der Flaggschiffe aus Focals Utopia-Serie einordnet. Diese gelten noch immer als unangefochtene Elite-Speaker der Franzosen und werden vielerorts als die besten Lautsprecher der Welt gehandelt. Die Modelle der Sopra-Reihe zeigen jedoch einige bauliche Parallelen zur Flaggschiff-Kollektion Utopia auf. So fällt beispielsweise der markante Knick im Gehäuse sofort ins Auge. Dieser ist auf Focals hauseigene Hochtönertechnologie zurückzuführen, welche sich mittlerweile als unverkennbares Markenzeichen der Franzosen etabliert hat. Der Beryllium-Hochtöner ist in einem so genannten Infinite-Horn-Loading-System verbaut, welches zum einen das Volumen des Chassis maximiert und zum anderen rückwärtige Wellen des Hochtöners sorgfältig absorbiert, um Verzerrungen zu vermeiden. Die keilförmige Ausführung der Konstruktion führt letztlich durch die D’Appolito-Anordnung des Treiber-Ensembles zu diesem einmaligen Design. Es ist in seiner Vollendung übrigens auf das renommierte Designbüro Pineau & Le Porcher zurückzuführen. Neben Focal zählten hier bereits auch unter anderen Ferrari, Bentley und Maserati zu den Klienten. Aber das nur am Rande. Natürlich verspricht die Konstruktion des Sopra No. 2 außerdem ein sehr konzentriertes Abstrahlverhalten, worauf wir aber später genauer eingehen möchten. Neben dem erwähnten Beryllium-Hochtöner verrichten beim unserem Testmuster drei weitere Treiber die Arbeit. Zum einen sind das zwei Tieftontreiber mit 18 Zentimetern (cm) Durchmesser, zum anderen ein 16,5 cm messender Mitteltöner.

Alle drei Chassis verfügen über eine Sandwich-Membran aus einer hauseigenen Material-Komposition, die in eine relativ feste Sicke eingelassen ist. Die Festigkeit der Sicke lässt auf einen hohen Wirkungsgrad des Lautsprechers schließen, welcher beim Sopra No. 2 tatsächlich bei 91 Dezibel (dB) verortet ist. Übrigens arbeitet die Sicke beim Mitteltöner mit einem „Tuned Mass Damper“. Dieses System ist übrigens auch in Erdbebenschutzvorrichtungen von Hochhäusern oder auch Rennfahrzeugen zu finden. Außerdem wurde dem Mitteltöner eine NIC-Technologie spendiert. NIC steht hier für „Neutral Inductance Circuit“ und beschreibt einen optimierten Magnetkreislauf, welcher das Magnetfeld des Chassis stabilisiert und somit auch bei hohen Lautstärken eine verzerrungsarme Wiedergabe verspricht. Die Trennfrequenzen liegen beim Sopra No. 2 bei 250 und 2200 Hertz (Hz), wobei der Frequenzgang von 34 Hz bis 40 kHz hinaufreicht. Für eine voluminöse Performance im Frequenzkeller arbeitet der Sopra No. 2 mit einem Bassreflex in Downfire-Bauweise. Hierfür zählt Focal beim Lautsprecher-Sockel auf die Verwendung von Glas, um eine schnelle, unverfälschte Abstrahlung zu gewährleisten. Auch das Top-Panel des Speakers ist aus Glas gefertigt. Die dezent grün schimmernde Oberfläche weiß durchaus zu gefallen. Der gesamte Lautsprecher ist in sechs verschiedenen Farbausführungen erhältlich. Wer es etwas extravaganter mag, ist mit rot und orange gut bedient. Für das klassischere Auftreten liefert Focal den Sopra No. 2 in weiß, schwarz, Graphit oder im Walnuss-Finish aus.

Focal Sopra No. 2 Standlautsprecher Speaker Lautsprecher Test Review
Die Sockelplatte des Sopra No. 2 ist aus Glas gefertigt und garantiert somit eine schnelle unverfälschte Abstrahlung des Bassreflexes

Vorhang auf

…für den Sopra No. 2 Standlautsprecher. Wir haben den Speaker in moderater Distanz zu den umliegenden Wänden und etwa vier Meter entfernt von unserem Hörplatz aufgebaut. Jedoch hält es uns nicht lange auf dem Sitz. Denn wir beginnen den Test mit dem Titel „Bad Guy“ vom Debütalbum „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ der gerade mal siebzehnjährigen Musikerin Billie Eilish. In einem munteren Presto feuert uns der Teenager flotte Bässe entgegen. Ein weicher Basslauf wird hier von eine knackigen Kick-Drum unterstützt. Beide teilen sich ein enges Frequenzband um die 100 Hz und sind sehr unterschiedlich umrissen, was so einige Lautsprecher vor Probleme stellt. Zum einen weiche Bassläufe, zum anderen der klar akzentuierte Puls. Und das auch noch in stattlichem Tempo. Der Sopra No. 2 bleibt jedoch total gelassen und weiß diese Herausforderung mit sehr viel Musikalität zu meistern. Umgehend fordert uns der Lautsprecher zum Tanz und tatsächlich lässt sich das Klangbild als über den gesamten Raum hinweg stabil und ausgewogen beschreiben. Annähernd parallel zueinander schiebt unser Stereopaar die Musik durch den Raum, dass es schlichtweg Laune macht. Eilishs verwegen mysteriös gehaltener Gesang wird dabei genau so staubtrocken zum Besten gegeben, wie auf der Aufnahme intendiert. Auffällig ist das wunderbar breite Panorama und die beinahe plastisch auftretende Phantommitte. Die klangliche Bühne ist überaus weit und gleichzeitig luftig gehalten, was beim aktuellen Titel ein wahrer Genuss ist, da viele Lautsprecher hier Gefahr laufen, die bereits dicht produzierte Nummer noch weiter zu komprimieren. Wir wählen als nächstes einen etwas referenzfähigeren Titel. Und zwar das fast neunzehnminütige Koloss „For Miles“ des Trios um den Ausnahmepianisten Keith Jarett.

Focal Sopra No. 2 Standlautsprecher Speaker Lautsprecher Test Review
Durch die Rückseite des IHL-Systems werden rückwärtige Schwingungen absorbiert

Das Stück beginnt etwas unkonventionell mit einem Solo des Schlagzeugers Jack DeJohnette. Die ersten zwei Minuten des Titels eigenen sich somit hervorragend, um die Sopras auf ihren Umgang mit Feinauflösung und Transienten hin zu untersuchen. Bis Gary Peacock und Keith Jarett einsetzen, sind lediglich Toms, Snare und Becken zu hören. Und diese zeichnet der Lautsprecher mit einer sehr leichtfüßigen Detailtreue. Jedes Becken, jedes Fell kann über die gesamte Resonanz mitverfolgt werden. Nichts verstummt einfach, alles schwingt in voller Gänze aus. Sogar die Unterschiede zwischen der Anregung einer Tom in der Fellmitte oder in Felgennähe sind in aller Deutlichkeit zu vernehmen. Als HiFi-Redakteur ist man dieser Floskel zwar so langsam überdrüssig, aber dennoch verstofflicht sich das Schlagzeug quasi im Hörraum. Kontrabass und Klavier ergänzen dieses Klangspektakel lediglich um wunderbar ausgeführte Timbres, welche überaus lebendig erklingen und vom Sopra mit sehr viel Sorgfalt transportiert werden. So muskulös unser Proband noch beim vorangegangen Titel zu Werke ging, so feinfühlig zeigt er sich bei diesem Titel. Mit beinahe chirurgischer Präzision, jedoch nie zu analytisch, gibt der Sopra No. 2 das Material zum Besten. Nachdem wir bereits dem kompakten Sopra No. 1 mit 94% ein ausgezeichnetes Auftreten attestierten, freuen wir uns, auch dem Standlautsprecher No. 2 mit einer exzellenten Beurteilung aus diesem Test zu verabschieden.

Weitere Informationen: www. Focal.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmals in Ausgabe 04/19 der AUDIO TEST

Fazit
Focals Standlautsprecher Sopra No. 2 ist ein Meister seines Fachs. Genreübergreifend weiß der exzentrisch daherkommende Speaker ein großes Maß an Musikalität an den Tag zu legen. Auf den ersten Blick schreit der Schallwandler bereits nach Aufmerksamkeit, aber auch klanglich brilliert der Sopra No. 2 auf ganzer Linie. Absolute Empfehlung.
Wiedergabequalität
99
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis-/Leistungsverhältnis
80
Leserwertung156 Bewertungen
27
Vorteile
Räumlichkeit
Originalität
Nachteile
keine
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Focal Sopra Detail: Bild: Auerbach Verlag
  • Focal Sopra Detail: Bild: Auerbach Verlag
  • Focal Sopra Detail: Bild: Auerbach Verlag
  • Focal Sopra No. 2: Bild: Auerbach Verlag