Test: EAT C-Sharp HiFi Plattenspieler – Masse und Klasse

Mit dem EAT C-Sharp hat ein Plattenspieler den Weg in unser Labor gefunden, der zwar nicht mehr ganz taufrisch, technisch dafür aber hochinteressant ist.

Masse und Klasse

Nicht nur die Nähe des Unternehmens EAT zum österreichischen Hersteller mit tschechischem Produktionsstandort – die Rede ist natürlich von Pro-Ject – ist äußerst vielversprechend, auch die Ansätze, die der C-Sharp Dreher verfolgt, unterscheiden sich teilweise deutlich von seinen Mitbewerbern. EAT steht dabei übrigens für European Audio Team und ist das Unternehmen von Jozefina Lichtenegger, der Gattin von Pro-Ject Inhaber Heinz Lichtenegger. Dabei handelt es sich bei EAT aber nicht um einen Pro-Ject-Ableger, sondern um ein komplett eigenständiges Unterfangen, wobei Frau Lichtenegger teilweise neue, vor allem aber andere Wege geht und ausprobiert als ihr Mann. Natürlich profitiert das Know-how voneinander und von der Produktion am selben Standort, aber sich aus dem Sortiment des Ehegatten zu bedienen, kommt für Frau Lichtenegger nicht in Frage. Dafür ist sie schon immer zu selbständig gewesen. Bereits vor der Liaison mit ihrem Mann konnte sie sich bereits einen Namen in der HiFi-Branche aufbauen, so hatte sie unter anderem eine alte Tesla- Röhrenfabrik aufgekauft und zunächst KT88 und 300B-Röhren produziert. Eine Frau also, die sich technisch ganz genau auskennt und die mit viel Liebe zum Detail an ihre Produkte herangeht.

Unterhalb des Haupttellers kommt der Subteller zum Vorschein. Auch der Motor wird normalerweise verdeckt. Elegant gelöst

Chassis

Der Plattenspieler besteht in seiner Grundzarge aus lackiertem MDF. Diese beinhaltet den Motor und das Lager des Tellers. Die Zarge ruht auf drei Aluminiumfüßen, die dank Schraubgewinde in der Höhe verstellbar sind. Eine waagerechte Nivellierung ohne Kippeln sollte sich also mühelos bewerkstelligen lassen. Damit der Motor nun keine Resonanzen auf den Tonarm übertragt, befinden sich auf der Hauptzarge zehn Kegel aus einem Spezialgummi, so genanntem Sorbothan. Auf diesen ruht nun das Subchassis, welches ebenfalls aus MDF besteht, aber zusätzlich mit Karbon verleimt wurde, wodurch eine noch höhere Steifigkeit realisiert wird. Auf diesem Subchassis wiederum ist die Tonarmbasis aufgebracht, sodass der Arm quasi vom Körperschall aufnehmenden Hauptchassis entkoppelt ist. Rückseitig wartet der C-Sharp mit einem 5-poligem-Tonarmanschluss auf, was wir für eine hervorragende Lösung halten, denn so ist es dem Käufer freigestellt, welche Verbindungsart er bevorzugt. Ein hochwertiges, stoffummanteltes Phono-Kabel ist im Lieferumfang enthalten.

Die massive Plattenklemme presst das Vinyl gleichmäßig an den Teller. Zu sehr sollte man sie aber nicht andrehen, dass kann sich auch negativ auf den Klang auswirken

Laufwerk

Angetrieben wird der Teller nicht direkt, sondern über einen Subteller. Sowohl Motor, als auch der aus Aluminium gedrehte Subteller verschwinden beim Aufsetzen des Haupttellers unter eben diesem, was dem Plattenspieler einen minimalistischen und weniger technokratischen Anstrich verleiht. Gesteuert wird der Motor von einer externen Steuereinheit, über die sich die Geschwindigkeiten 33 1/3 und 45 Umdrehungen pro Minute auswählen lassen. Die Steuereinheit besitzt einen integrierten, per Mikrochip gesteuerten Wechselspannungsgenerator, der einen sauberen Sinus erzeugt und damit den Synchronläufer-Motor antreibt. Dadurch sind Gleichlaufschwankungen von konstant unter 0,05 Prozent möglich, was essenziel auf die hochkarätige Wiedergabe des Drehers auswirkt. Die Verbindung vom Pulley des Motors zum Subteller wird über einen geklebten und geschliffenen Rundriemen realisiert. Der Subteller selber liegt mit seiner eingepressten Bronze-Lagerbuchse auf dem Dorn des Lagers. Es handelt sich also um ein Inverslager. Ein echtes Highlight ist der Hauptteller selber, welcher schlussendlich nur noch auf den Subteller aufgelegt wird. Er besteht ebenfalls aus Aluminium, ist aber entgegen den vieler anderer Hersteller nicht mit geraden Kanten nach außen hin abgeflacht, sondern gewinkelt. Das verleiht im genau dort mehr Masse, und somit Laufruhe, wo die Auswirkung von Geschwindigkeit und eventuellem Flattern am größten in Erscheinung treten kann. Von beidem keine Spur. Das Spaltmaß zwischen Hauptteller und Subchassis ist so gering, gleichmäßig und perfekt, wie man es vermutlich nur von einer Porsche-Tür oder Präzisions-Labortechnik erwarten würde. Auf den Teller selber wurde ein Elastomer verklebt. Man benötigt also nicht extra eine Unterlage, wie es der Fall wäre, wenn der Teller nur aus Aluminium bestünde. Den Abschluss macht eine mächtige Plattenklemme, die auf den Dorn aufgeschraubt wird und die zum einen die Schallplatte andrückt, aber auch für einen festen Halt des sich in Drehung befindlichen Vinyls sorgt.

Das Gegengewicht lässt sich erweitern, so dass auch schwere Tonabnehmer genutzt werden können. Das Anti-Skating wird ebenfalls über ein Gewicht realisiert, welches an einem Faden mit der Armbasis befestigt ist

Tonarm

Auch der Tonarm des C-Sharp, ab Werk ein C-Note von insgesamt 254 Millimetern Länge, ist eine Eigenkreation der Tschechen. Er ist kardanisch gelagert, wobei er horizontal über Kugellager und vertikal über ein Spitzenlager verfügt. Mit 16,5 Gramm gehört der C-Note tendenziell in die Kategorie Mittelschwer, was ihn für eine ganze Reihe von Tonabnehmern prädestiniert. Bei den Gegengewichten können wir erfreut vermelden, dass auch an ein Extragewicht gedacht wurde, wenn man schwerere Abnehmergeschütze auffahren möchte. So kann man zum einen mit 125 Gramm Gegengewicht Tonabnehmer zwischen 5-9 Gramm aufhängen, mit dem Extragewicht von bis zu 142 Gramm dann auch schwere Modelle von 8,5 Gramm bis 13 Gramm. Am Ende der Karbonstange befindet sich eine Aluminium-Headshell, die mit ihren Langlöchern den Anschluss von Abnehmern zwar etwas fummelig gestaltet, aber dafür mit einer hervorragenden Kompatibilität aufwartet. Die Tonarmbasis ist natürlich in der Höhe verstellbar. Auch der Azimuth lässt sich anpassen, so dass die Nadel stets absolut gerade auf der Rille aufliegt. Antiskating wird über einen festen Ausleger realisiert, auf dem sich ein Gewicht befindet, dass an einem Faden zieht, der über eine Madenschraube an der Armbasis befestigt wird. Diese Konstruktion ist nicht neu, aber hat sich bei vielen Klassikern des Metiers bewährt.

Der Sumiko Blue Point No. 2 ist ein High Output MC, was ihn für eine Reihe an MM-Vorstufen interessant macht. Klanglich zeigte er sich seidig und detailliert

Tonabnehmer

In unserem Fall wurde ein Sumiko Blue Point No. 2 Abtastsystem bereits vorinstalliert mitgeliefert. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes High Output MC, was den Vorteil hat, dass man es an einen MM-Vorverstärker anschließen kann, ja eigentlich fast schon sollte, denn die MC-Vorstufen würden vermutlich aufgrund des hohen Ausgangspegels zu Verzerrungen neigen. Da die meisten MM-Vorstufen einen vorkonfigurierten Abschlusswiderstand, meist um die 47 Kiloohm, besitzen, ist zusätzlich zu beachten, dass dieser nach Möglichkeit verringert werden kann. Am besten funktioniert der Blue Point No. 2 mit einem Abschluss von 1 Kiloohm. Beim Material des Nadelträgers handelt es sich um Aluminium und die Nadel selber ist ein elliptischer Diamantschliff. Wenn man nun all diese Faktoren zusammenrechnet, sollte sich ein feiner, seidiger Klang ergeben, der eine hohe Detailauflösung ermöglicht, sich aber klanglich eher zurück hält, um die Musik in den Vordergrund zu positionieren. Mal sehen, ob wir richtig liegen.

Im Lieferumfang befindet sich ein hochwertiges Phono-Kabel mit passendem 5-pol-Anschluss. Eine der besten Varianten der Verbindung, wie wir finden

Klang

Ein audiophiler Standard, den wir an dieser Stelle gerne rausholen, ist die Originalversion von „Killing Me Softly“, und zwar nicht die bekannte Platte der Fugees, sondern die Version der 1937 geborenen Soulsängern Roberta Flack aus dem Jahre 1973. Der von Joel Dorn im Auftrag von Atlantic Records produzierte Song besticht durch absolute Emotion eingebettet in einen räumlichen Hochgenuss und Chöre, die selbst zeitgenössische Interpreten selten so gekonnt in Szene gesetzt bekommen. Die Kombination aus EAT C-Sharp und Sumiko Blue Point No. 2 hält sich wie erwartet voller Understatement zurück und macht Platz für eine Aufnahme der Extraklasse. Die feinen Percussions werden punktgenau an ihren von Dorn gewählten Ort im Panorama gesetzt, auch die Räume klingen traumhaft weit, ohne jedoch zu verschmieren. Die Kickdrum, welche in der Aufnahme ungewöhnlich weit rechts sitzt, kommt warm und druckvoll, auch, oder vielleicht gerade weil sie ohne viel Oberton-Schnickschnack aufgenommen und wiedergegeben wird. Die Stimme der Flack bezaubert durch ein verführerisches Timbre mit einer Mischung aus Schmerz und Freude, wie sie einfach nur von Vinyl reproduziert werden kann. Das Laufwerk des C-Sharp trägt mit seiner stoischen Ruhe und Power erheblich zu dieser Erfahrung bei. Für ein zweites Beispiel haben wir uns im Zeichen der tschechischen EAT das Prager Symphonie Orchester rausgesucht. Unter der Leitung von Dean Dixon interpretieren sie auf der Aufnahme aus dem Jahre 1972 Johannes Brahms’ „Ungarischen Tänze“. Wo? Natürlich stilecht in der Smetana Hall in Prag. Die Aufnahme des Labels Supraphone ist deswegen so interessant, weil sie eine für ihre Zeit beeindruckende Dynamik besitzt und trotz der großen Tiefe in der Stereofonie ohne viele Stützmikrofone jedes Instrument klar konturiert abgebildet wird. Der Sumiko- Tonabnehmer erscheint uns in dieser Kombination vielleicht sogar etwas zu dezent im Spieleifer, das Laufwerk überrascht uns dafür umso mehr mit seiner Losgelöstheit. Die feinen Triangeln und Triller des Prager Orchesters bekommen die nötige Ruhe und Platz zu wirken. Selbst hartes Auftreten auf dem Fußboden bringt den C-Sharp nicht aus dem Konzept. Wo bei anderen Herstellern schon lange die Nadel gesprungen wäre, da zieht der C-Note-Tonarm unbeeindruckt seine Bahnen. Sorbothan und Subchassis-Entkopplung sei Dank. Die entstandene Laufruhe und der Subsonic-Filter- Effekt entlastet nicht nur den Verstärker, sondern bringen auch den Ruhepol des Lautsprechers für dessen maximale Auslenkung in eine perfekte Ausgangsposition. 100 Prozent Dynamik. Maximale Bühne. Die Klassik-Fans werden es zu schätzen wissen.

Die externe Motorsteuerung besitzt auch LEDs, die blinken, solange die Geschwindigkeit angefahren wird und leuchten, wenn sie erreicht wird

Mehr Infos unter https://audio-reference.de/category/eat/

Fazit
Gut sortierte Bauteile und hochwertige Werkstoffe alleine reichen nicht aus. Es muss auch stimmig konstruiert sein. Das gelingt dem C-Sharp exzellent, so dass er durchaus auch mit weitaus teureren Tonabnehmern und im Vergleich mit deutlich kostspieligeren Laufwerken eine gute Figur macht. Im Bereich bis 3 000 Euro ist er ein echtes Highlight, das sich auch vor den ganz großen Schwergewichten nicht verstecken muss.
Wiedergabequalität
96
Austattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
82
Preis/Leistung
91
Leserwertung60 Bewertungen
42
Vorteile
hohe Dynamik
extreme Laufruhe
Nachteile
mitgelieferter Sumiko-Tonabnehmer eher zurückhaltend
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • EAT C-Sharp Subteller: Bildrechte beim Autor
  • EAT C-Sharp Motorsteuerung: Bildrechte beim Autor
  • EAT C-Sharp: Bildrechte beim Autor