Linn Majik DSM Test Review Network Netzwerk Netzwerkplayer Streamer Amp Verstärker All In One

Test: Linn Majik DSM Netzwerkplayer/Verstärker: Schottisches Multitalent

Netzwerkplayer ersetzen in immer mehr Wohnzimmern die klassische HiFi-Anlage. Der Majik DSM aus dem Hause Linn gehört zu den Geräten, die dabei mit weitaus mehr als nur Streamingfunktionen überzeugen.

Fast jährlich erblicken neue HiFi-Firmen das Licht der Welt und wollen mit ihren Lautsprechern, Verstärkern, Plattenspielern usw. die Audio-Fans überzeugen. Da gehört Linn Products aus Schottland schon zu den „alten Hasen“, denn das Unternehmen wurde bereits 1972 von Ivor Tiefenbrun gegründet. Und trotz ihrer 44 Jahre sind die Glasgower gerade bei Fans eines recht neuen HiFi-Segmentes mehr als ein Geheimtipp. Wir sprechen hier natürlich von den Netzwerkplayern, die aktuell in immer mehr audiophilen Haushalten Einzug halten. Mit keinem anderen Gerät ist es so einfach, die heimische Musiksammlung, Streamingdienste, Radio und vieles mehr unter einen Hut zu bringen. Und wenn sich im Player auch noch ein High-End-Verstärker versteckt, dann ist die Versuchung groß, die CDs im Regal in MP3-Dateien (natürlich mit 320 kbps) umzuwandeln. Die werden dann auf eine Festplatte im Netzwerk gepackt und CD-Player sowie Tuner und Verstärker endgültig auf den Speicher gestellt. Denn wozu drei Geräte, wenn eines genügt? Der Linn Majik DSM ist definitiv so ein Kandidat, um Platz im HiFi-Regal zu schaffen – und fordert auch dazu auf, schließlich hat Linn als eine der ersten Audiofirmen überhaupt physische Laufwerke wie die CD-Zuspielung komplett aus der eigenen Firmenphiliosophie verbannt und ganz auf das Netzwerk gesetzt.

Dank der Anschlussmöglichkeiten von analog bis digital ist der Majik DSM die ideale Zentrale für ältere, aktuelle und zukünftige HiFi-Komponenten – hier bleibt kein Auge trocken. Der Netzplayer erfüllt alle Wünsche. Sogar mehrere HDMI-Anschlüsse besitzt er
Dank der Anschlussmöglichkeiten von analog bis digital ist der Linn Majik DSM die ideale Zentrale für ältere, aktuelle und zukünftige HiFi-Komponenten – hier bleibt kein Auge trocken. Der Netzplayer erfüllt alle Wünsche. Sogar mehrere HDMI-Anschlüsse besitzt er

Wer schon einmal einen Netzwerkplayer eingerichtet hat, weiß welche Schwierigkeiten auftauchen können. Das Netzwerk muss richtig erkannt, eventuelle Firewalls im Router deaktiviert werden, das Netzlaufwerk benötigt die korrekte Ansprache usw. So einfach wie einen analogen Receiver aufzubauen ist es in keinem Fall. Doch Linn macht es seinen Kunden einfach. Hat der nämlich beim Fachhändler das Gerät gekauft, kommt dieser nach Hause und richtet den Majik DSM ein, inklusive der so genannten „Space Optimisation“. Mit dieser wird der Sound des heimischen Lautsprechersystems ideal an den Raum angepasst. Dank der vier Cinch-Eingänge, wovon einer für Phono geeignet ist, des 3,5-mm-Klinke-Eingangs, der drei Koax- sowie Toslink-Anschlüsse und der vier HDMI-Eingänge muss sich auch niemand sorgen, nicht alle aktuellen und zukünftigen HiFi-Komponenten mit dem Gerät verbinden zu können. Und wer ein iPhone, iPod oder iPad besitzt, kann mittels Airplay ganz einfach die Musiksammlung vom Smartphone auf dem Linn Majik DSM erklingen lassen.

Die App macht’s

Wer auf diesen Service verzichten möchte, hat natürlich die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen. Doch keine Angst, dafür muss niemand einen Kurs zum Netzwerkspezialisten absolviert haben. Man benötigt lediglich ein Apple- oder Windows-Gerät – ob Laptop oder Tablet ist egal. Darauf lädt man sich den „Setup Wizard“. Einfach zu finden, auf der Website des Unternehmens (www.linn.co.uk/software). Ist er installiert, erklärt der kleine „Zauberer“, was nun zu tun ist. Jeder Setup-Schritt ist in Wort und Bild erklärt. Schade ist lediglich, dass der Text nur in Englisch verfügbar ist – hier fehlt das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit den deutschen Kunden, für den immerhin größten HiFi-Markt Europas. Selbstverständlich muss sich das Notebook/Tablet im selben Netzwerk wie der Player befinden, dabei genügt der Anschluss via WLAN. Der Player wird mittels Netzwerkkabel mit dem heimischen LAN verbunden.

Das Ein- und Ausschalten des des Majik DSM erfolgt  auf der Unterseite des Gerätes
Das Ein- und Ausschalten des Linn Majik DSM erfolgt auf der Unterseite des Gerätes

Die App „Konfig“ erlaubt dann die weitere Konfiguration des Systems. Wer dort schon einmal einen Netzwerkplayer eingerichtet hat, kann auch diesen sofort nutzen. Der Einsatz des Setup Wizards ist eher für Einsteiger in die Materie gedacht. Dank der Konfig-App lassen sich alle Tasten der Fernbedienung individuell belegen und die Eingänge des Players benennen oder „unsichtbar“ machen, wenn sie nicht gebraucht werden. Mittels der App „Kinsky“ kann der Player per Smartphone (Android & Apple) oder auch über das Tablet (Windows, Apple, Android) gesteuert werden. Die Fernbedienung verschwindet in der Schublade, da sich der Player mit der App wesentlich besser bedienen lässt. Außerdem liegt dann nicht noch eine weitere Fernbedienung auf dem Wohnzimmertisch herum.

Wirklich einfach, der „Setup Wizard“ hilft selbst beim Anschluss der Lautsprecher
Wirklich einfach, der „Setup Wizard“ hilft selbst beim Anschluss der Lautsprecher
Das Ein- und Ausschalten des des Majik DSM erfolgt  auf der Unterseite des Gerätes
Das Ein- und Ausschalten des Linn Majik DSM erfolgt auf der Unterseite des Gerätes

Space Optimisation

Die Funktion Space Optimisation ist ein Glanzstück aus dem Hause Linn. Welcher HiFi-Enthusiast hat nicht schon einmal davon geträumt, den Klang seiner Lautsprecher genau auf die baulichen Gegebenheiten seines Wohnraumes abzustimmen? Versteckt ist diese Funktion in der „Konfig“-App. Zusätzlich zu dieser braucht es noch einen Zollstock. Wer es ganz genau wissen will, kann natürlich auch ein Lasermessgerät nutzen. In der App werden dann die Maße der Wände, der Decken und des Bodens eingetragen. Auch wo sich die Fenster befinden, welche Fläche sie einnehmen und ob es sich um tragende Wände oder bloße Zwischenwände handelt, interessiert die App. Da heißt es schon ein wenig Geduld aufbringen, in fünfzehn Minuten ist das nicht getan. Wir brauchten in unserem Testraum circa eine Stunde, um wirklich alles zu messen und einzutragen. Wichtig ist, bei der Eingabe der Maße das Komma durch einen Punkt zu ersetzen, sonst arbeitet die Software nämlich nicht. Und auch die Lautsprecher und deren Standort müssen eingetragen werden. Für die Lautsprecher hat die App glücklicherweise eine riesige Datenbank an Bord, in der praktisch alle gängigen Schallwandler aufgelistet sind. Leider kann diese nicht durchsucht werden, Wir müssen uns also mühevoll durchklicken, was ziemlich nervt. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Prozedur. Nachdem wir den Button „Optimisation“ anklicken, übermittelt die App alle Daten an die Linn-Server, wo sie analysiert werden. Anschließend wird die Majik DSM klanglich so eingestellt, dass unsere Lautsprecher genau die Frequenzen betonen bzw. herunterregulieren, die unser Raum ungünstig wiedergibt. Das ist bei unserem Testraum natürlich kaum der Fall, aber ein wenig anders klingen selbst unsere Referenzlautsprecher jetzt schon.

Die Stromversorgung/Netzteilsektion ist perfekt isoliert. Das Kabel leitet das gewandelte Signal des linken Kanals zum Analogausgang Ringkerntransformator
Die Stromversorgung/Netzteilsektion ist perfekt isoliert. Das Kabel leitet das gewandelte Signal des linken Kanals zum Analogausgang Ringkerntransformator

Ohne Kompromisse

Nachdem wir nun über Einrichtung und Konfiguration geschrieben haben, ist natürlich eines von besonderem Interesse. Wie klingt der Linn Majik DSM? Da können wir nur eine Antwort geben: glasklar!

Der Player gibt präzise, ohne Verzerrungen und ohne Beschönigungen den Sound wieder. Zuerst hören wir in einige CDs über den per optischen Kabel angeschlossenen Player hinein. In einem der wohl beeindruckendsten Hörspiele der letzten Jahre, „Ruhe 1“ von Paul Plamper, hören wir diverse Gespräche in einem Café, die durch einen handfesten Streit vor dem Fenster unterbrochen werden. Wir werden Ohrenzeuge, wie exakt der Player hier jede Nuance des Klangraumes wiedergibt. Selbst das leiseste Pling einer Tasse, die auf der Untertasse abgestellt wird, wird präzise abgebildet. Perfekt! Auch jegliche Musik, ob Jazz, Klassik, Rock oder Pop kommt so aus dem Linn Majik, wie sie klingen muss. Gut, das schaffen auch andere hochwertige Verstärker, aber wie klingt nun gestreamte Musik? Da kommt es natürlich auf die Kompression an. Bei einem mit 28 kbps komprimierten Lied kann auch der Linn keine Wunder bewirken. Aber alles andere klingt einfach hervorragend. Hierbei sei noch das Linn Radio erwähnt, eine Linn-eigene Online-Radiostation mit drei Programmen. Dort können wir Eclectic-, Jazz- oder Classical-Tönen lauschen. Alle werden mit 320 kbps, also in der höchstmöglichen MP3-Qualität gestreamt und klingen kompromisslos gut. Was jedoch noch vor Jahren ein absolutes Alleinstellungsmerkmal war, liefern heute Streamingdienste wie Spotify oder TIDAL ebenfalls frei Haus. Linn muss hier wieder Gas geben, um sich gegenüber der ebenfalls nicht schlafenden IT-getriebenen Konkurrenz nicht weiter an Boden zu verlieren und sich vielleicht auf seine Urwerte – gutes HiFi besinnen, ohne alles selber machen zu wollen.

Das Design des Linn Majik DSM stapelt etwas tief. Es steckt viel mehr in dem Gerät, als es von außen erahnen lässt. Denn beim Majik DSM ist alles auf höchstem Niveau und zukunftssicher gelöst.

Weitere Infos auf: www.linn.co.uk/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 4/2016.

 

Fazit
Wiedergabequalität
89
Ausstattung/Verarbeitung
83
Benutzerfreundlichkeit
77
Preis/Leistung
89
Leserwertung141 Bewertungen
8
85
Gesamtwertung

Bildquellen:

  • img_26241: Bild: Auerbach Verlag
  • set-up-wizard-21: Bild: Auerbach Verlag
  • set-up-wizard1: Bild: Auerbach Verlag
  • img_26251: Bild: Auerbach Verlag
  • Linn Majik DSM: Bild: Auerbach Verlag