Test: Genelec 8351 Aktivlautsprecher: Nicht nur für Profis

Die Genelec 8351 wurde für als Abhörmonitor für Tonstudios entwickelt. Toningenieuren schwören auf ihren dennoch nicht zu analytischen Sound, der sie auch für das Wohnzimmer interessant macht.

Schon beim Auspacken merkt man, dass die Genelec 8351 Aktivlautsprecher für Profis konzipiert wurde: Die beiden Boxen kommen in massiven Flightcases ins Haus, wie sie vor Rockkonzerten auf der Bühne herumstehen.

Zugegeben, das eigenwillige Gehäuse passt eher in ein Tonstudio als in ein Designer-Loft in Berlin-Mitte, klanglich macht es aber durchaus Sinn: Die abgerundeten Kanten unterbinden stehende Wellen im Inneren und die gefürchteten Kantenreflexionen. Für den professionellen Tonstudioeinsatz, wo Lautsprecher hin und wieder den Standort wechseln, spendierte Genelec seinen 8351 ein stabiles Metallgehäuse mit Tragegriff an der Rückseite.

Ebenfalls für den Studioalltag wurden die Gummifüße konzipiert: Auf einer Schiene befestigt, kann man mit ihrer Hilfe die Neigung der Lautsprecher einstellen, um sie auch in kleinen Regieräumen direkt auf die Ohren strahlen zu lassen.

Angeliefert in stabilen Flightcases, möchte man die Genelec 8351 direkt mit auf Tour nehmen

Koaxiale Wandler

An der Ober- und Unterseite der Front finden sich Schlitze, aus denen die dahinterliegenden Tieftöner ihre Bässe ausgeben. Die Genelec 8351 gehört nämlich zur Familie der Koaxiallautsprecher, bei der die verschiedenen Treiber auf derselben Achse liegen, womit Welleninterferenzen und deren negative Auswirkungen auf das Signal unterbunden werden sollen.

Die 8351 hat drei Wege und vier Treiber: Zwei speziell entwickelte, ovale 21,5 mal 10-Zentimeter (cm) Tieftöner, dazu einen sickenlosen 13-Zentimeter-Mitteltöner, in dessen Mitte eine 19-Millimeter-Hochtonkalotte sitzt. Rückseitig ist unter dem Bassreflexport ein umfangreiches Bedienterminal untergebracht: Neben dem Powerschalter (die 8351 benötigt Strom) finden sich DIP-Schalter für Pegelveränderungen des analogen Eingangssignals und für verschiedene Filtereinstellungen zum Anpassen des Lautsprechers an die räumlichen Gegebenheiten.

Die benötigt man jedoch nur im Ausnahmefall, denn Genelec versah die 8351 mit ihrer DSP-Technologie zur automatischen Anpassung an den Hörraum – diese Art der tonalen Verbesserung findet sich im HiFi-Bereich bisher selten, wird sich aber sehr wahrscheinlich in Zukunft durchsetzen, denn der Einfluss des Raumes auf das Musiksignal ist mindestens genauso groß wie der der Lautsprecher selbst.

Die Einmessung der Boxen erfolgt über Netzwerkkabel, die Anschlüsse sind ebenfalls im Terminal zu finden. Gefüttert werden die Genelecs über symmetrisch ausgeführte analoge XLR-Anschlüsse – Standard bei den Profis, leider immer noch selten bei Geräten für das Wohnzimmer. Auch die Anbindung über einen digitalen AES/EBU-XLR-Anschluss ist möglich – eine im HiFi-Bereich nahezu unbekannte Schnittstelle.

Auf diesem Bild sind zwei Lautsprecher zu sehen: Der 13-Zentimeter-Mitteltöner und die 19-Millimeter-Hochtonkalotte

DSP-Filter

Bevor wir zum Hörtest schritten, verwendeten wir Einmesskit und GLM-Software um die Lautsprecher speziell auf unseren Hörraum anzupassen (siehe Kasten). Die Klangbewertung geschah also auf Grundlage bereits optimierter Lautsprecher.

Wir betrieben die Genelecs mit den symmetrischen Ausgängen des Acoustic Arts Preamp 1 und überließen die Endverstärkung den Testkandidaten. Da die Lautstärkeregler nicht gerastert sind und es somit schwierig ist, sie auf beiden Seiten gleich einzustellen, drehten wir sie jeweils auf Rechtsanschlag und regelten die Lautstärke über den Vorverstärker.

Hinter den beiden Schlitzen an der Front befinden sich die speziell entwickelten ovalen Tieftöner

Professioneller Sound

Die Genelec 8351 spielt stabil, homogen, souverän und das ohne jegliche Färbung. Erfreulicherweise wirkte das Signal dabei niemals analytisch steril. Wie bereits angedeutet, ist Genelec bekannt dafür, den Spagat zwischen Wohlklang und Transparenz stets exzellent hinzubekommen.

Auffällig: Die 8351 geben wahnsinnige Pegel aus und klingen dabei wie ein großer Standlautsprecher. So ein satter Tiefgang gelingt „Regalern“ nur selten. Uns schallen Bässe aus dem tiefsten Keller entgegen, die dabei pegelfest und durchsetzungsstark, jedoch niemals überbetont daherkommen. Dass deren Transparenz nicht auf ganz so hohem Niveau ist, wie jene der Mitten und Höhen, verzeihen wir der 8351 gerne, denn das trägt zu einer besseren Durchhörbarkeit bei.

In den mittleren und hohen Frequenzen merkt man den Lautsprechern ihre Bestimmung für den Studiogebrauch deutlich an. Die wirklichkeitsnahe Wiedergabe akustischer Instrumente, wie Steinwayflügel, Violinen und Cembali, gelingt durch die genaue Abbildung der Obertonspektren. Audiophile Schmankerl, wie die langsam verstummende Hallfahne der Triangel in Rachmaninoffs „Symphonischem Tanz Nr. 1“, generieren so nur wenige HiFi-Lautsprecher.

DSP-Technologie, die koaxiale Bauweise und die optimale Kanaltrennung durch separierte Endverstärkung sorgen für ein extrem breites Klangbild. Da ist sowohl horizontal als auch vertikal noch eine Menge Luft zwischen den Instrumenten, was außer den Musikproduzenten vor allem den Klassikhörern entgegen kommen dürfte.

Wir führten uns die Ouvertüre aus Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ zu Gemüte, der Urmutter aller Piratenfilm-Soundtracks. Was besonders gefiel, war die dramatische Dynamikfähigkeit der Box, die lebendig und mitreißend die Emotion des Stückes zu unterstreichen wusste. Lieblich säuselnde Streicher-Holzbläserpassagen werden von donnerndem Blech unterbrochen.

Durch die riesige Range zwischen laut und leise wirken Wagners kompositorisch interpretierte Naturgewalten aus der Genelec 8351 ähnlich eindrucksvoll wie aus dem Orchestergraben im Bayreuther Festspielhaus – professionell eben.

Mithilfe der DIP-Schalter (rot) lassen sich allerhand DSP-Einstellungen vornehmen. Die LAN-Buchsen dienen der Einmessautomatik

Lautsprecher einmessen mit GLM 2

Wie alle Genelec-Lautsprecher der Serie SAM (Smart Active Monitoring) kann auch die 8351 mit DSP-Software an den Hörraum angepasst werden. Dafür benötigt man das GLM-Set bestehend aus Netzwerk-Interface und Mikrofon, die Software GLM 2 für Mac und PC gibt’s kostenlos im Internet.

Zunächst muss das Interface über ein Netzwerkkabel mit dem ersten Lautsprecher verbunden werden, von dem aus ein weiteres Netzwerkkabel zum zweiten Lautsprecher gezogen wird. Das Messmikrofon schließt man am Interface an und bringt es am Hörplatz in Position, bevor über ein USB-Kabel der Computer mit der GLM-Software ins Spiel gebracht wird.

Eingeschaltete Lautsprecher erkennt die Software automatisch und stellt sie grafisch dar. Diese Lautsprechersymbole zieht man mit der Maus in einen vereinfachten Raumgrundriss hinein und positioniert sie, damit die Software weiß, welches der rechte und welches der linke Speaker ist. Im Anschluss geben die Lautsprecher Sweeps wieder, die von der Software ausgewertet und mittels EQ-Einstellungen ausgeglichen werden. Die Settings lassen sich direkt in den Lautsprechern speichern.

 

Weitere Infos unter: www.genelec.de

Fazit
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
86
Benutzerfreundlichkeit
85
Preis/Leistung
94
Leserwertung15 Bewertungen
58
Vorteile
symmetrische und digitale XLR-Eingänge
Flightcase Flexibilität
superrobust
Nachteile
geringer Woman Acceptance Factor
90

Bildquellen:

  • 10: Bild: Auerbach Verlag
  • 1: Bild: Auerbach Verlag
  • 2: Bild: Auerbach Verlag
  • 4: Bild: Auerbach Verlag
  • 3: Bild: Auerbach Verlag
  • 5: Bild: Auerbach Verlag
  • 6: Bild: Auerbach Verlag
  • 0: Bild: Auerbach Verlag